Meine erste Zeitarbeitsfirma. Als ich dort war, um meine Unterlagen abzugeben, war ich schon etwas aufgeregt. Am Anfang sind sie natürlich sehr freundlich. Sie wollen ja, dass man für sie arbeitet und Geld einbringt. Wenn es aber darauf ankommt, dann zeigen diese Firmen ihr wahres Gesicht, doch dazu gleich mehr.
Wie bei allen Zeitarbeitsfirmen ist man nur Mensch 2. Klasse, eine Nummer. So lange man nützlich ist und Geld einbringt sind sie freundlich und zuvorkommend. Ist der Auftrag... weiterlesen
abgearbeitet (oder etwas anderes passiert, wie in meinem Fall), wird man lästig. Es sei denn es ist sofort eine Anschlussverwendung vorhanden.
Ich war auf der Suche nach einer Nebenbeschäftigung, möglichst in Halbzeit, da ich noch Zeit für anderes benötigte. Mit meinen Qualifikationen ist es ein leichtes einen Job zu bekommen. Natürlich nicht dementsprechend angemessen, aber das war ok für mich. Hauptsache Geld verdienen. Volleinstellungen kann man sofort bekommen, aber dafür benötige ich keine Zeitarbeitsfirma. Das kann ich auch so und mir mehr oder weniger die Firmen aussuchen.
Also von vorne an. Termin gemacht, da gewesen, Unterlagen vorgezeigt und sofort hat man sich an die Arbeit gemacht. Bis dahin war alles gut. Sie hatten sehr schnell eine Spedition für mich ausgemacht, wo ich im Lager aushelfen sollte. Da ich umfangreiche Führerscheine habe, wie z.B. einen Gabelstaplerschein, war das Interesse beim Kunden natürlich groß. Von der Fahrt auch gut zu schaffen, also angefangen.
Nach kurzer Zeit hatte ich jedoch einen Arbeitsunfall, wo ich mir den Arm gebrochen hatte. Ich dachte erst an eine Prellung, aber das hat sich schnell zerschlagen, so dass es doch schwerwiegender war. Bei der Firma habe ich mich dann gleich gemeldet und die Dame hat mir sofort mitgeteilt, dass dann die Kündigung rausgehen würde. Ich so, wie jetzt? Ich habe mich während der Arbeit verletzt und nicht beim Fallschirmspringen oder einer Kneipenschlägerei. Das wäre egal. Sie müssten ja sonst einige Zeit (die sehr kurz ist) Lohnfortzahlung leisten und das machen sie nicht. Sie können ja kein Geld mit mir verdienen und nur daran hätten sie Interesse.
Ich war völlig fertig. Erstmal brauchte ich das Geld und dann lag ich mit Schmerzen zuhause. Die ganze Geschichte mit dem Arm hat ca. 2 Monate gedauert und selbst nach Jahren ist es nicht mehr so wie früher. Das Geld von der Genossenschaft war auch nur ein Taschengeld. So lange nichts passiert, kann alles gut gehen, aber wehe es passiert so etwas. Dann ist man komplett auf sich allein gestellt. Daran hatte ich lange zu knabbern.
Dennoch habe ich einen Anwalt dazu befragt und er meinte innerhalb der Probezeit könnten sie so kurzfristig kündigen. Egal wo und wie ich mich verletzt habe. Wo ich jetzt so drüber nachdenke, vielleicht hätte ich dem Kunden gegenüber Ansprüche geltend machen sollen. Dazu ist es jetzt natürlich zu spät.
Die Politik müsste da nacharbeiten und so etwas nicht zulassen. Zeitarbeitsfirmen sind da eindeutig besser gestellt als die Arbeitnehmer. Sicher kann Zeitarbeit ein Sprungbrett für eine Festeinstellung sein. Das habe ich selbst erlebt, aber das war gar nicht mein Ziel. Ich wollte das zweite Studium abschließen. Wer nicht unbedingt auf Zeitarbeit angewiesen ist und selbst etwas vorweisen kann, sollte das auch so machen. Es gibt genug Firmen, die suchen. Dafür muss man sich nicht versklaven lassen. Die verdienen damit sehr gutes Geld, aber danken es einem nicht. Ohne Zeitarbeiter würde kein Geld reinkommen und nicht die eigenen Gehälter gezahlt werden. Vieleicht sollte man mal darüber nachdenken und sie wie Menschen behandeln. Viel Arbeit fällt für die Vermittler später nicht mehr an. Sie müssen die Daten ins System einpflegen und ein Angebot vermitteln. Arbeitet man dann, möglichst lange beim Kunden, kommt regelmäßig Geld rein, aber man muss dafür nichts mehr leisten. In Teilzeit findet man nur nichts. Das ist ein großes Problem. Allerdings verstehe ich die Firmen nicht. Wenn ich auf der Suche bin, dann ist jemand stundenweise besser als gar keiner...
Insgesamt war ich bei drei verschiedenen Zeitarbeitsfirmen angestellt und hatte noch bei etlichen anderen in Kiel meine Unterlagen abgegeben. Nicht bei allen, weil einige z.B. nur in der Pflege vermitteln oder mir nichts anbieten konnten. Deshalb habe ich immer vorher angerufen, ob sie überhaupt etwas für mich haben. Rausgesucht habe ich die ganzen Firmen (alle aus Kiel, aber z.B. ZAG hat auch eine Zweigstelle in Rendsburg) mittels einer Suchmaschine. Eigentlich mache ich das mit den Unterlagen nicht gern, da man nie weiß was damit passiert und wo diese landen. Das sind immerhin sehr persönliche Unterlagen, da Zeugnisse, sämtliche Abschlüsse, Lebensläufe, sonstige Qualifikationen usw. enthalten sind.[verkleinern]