Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bis auf einen Besuch in der Mareinglashöhle in Friedrichroda noch nie zuvor in einem ehemaligen bergwerk war.
Zu meiner noch größeren Schande muss ich gestehen, dass ich auch noch nicht an einer Führung im Erlebnisbergwerk im nahe gelegenen Merkers teilgenommen habe.
Um so mehr reizte uns ein Besuch des auf das 15. Jahrhundert zurück zu führenden ehemaligen erzgebirgischen Silberbergwerks Tiefer Molchner Stolln.
Vormittags vor der Öffnungszeit... weiterlesen erkundigten wir uns, ob eine Teilnahme an einer Führung möglich sei, da nur eine begrenzte Personenzahl an der Führung durch die engen Gänge teillnehmen kann.
Wenn ein Reisebus angemeldet ist, kann es vorkommen, dass man eine Wartezeit von mindestens einer Stunde in Kauf nehmen muss.
Wir hatten großes Glück und konnten die Führung mit drei Personen gleich zur Öffnungszeit durchführen und um es vorweg zu nehmen:
Wir waren begeistert.
Nachdem wir gezahlt und uns mit Schutzhelm und Regenmantel aus dem Fundus des Schaubergwerks gerüstet hatten, gelangten wir durch das Mundloch in den Stollen.
Im Bergwerk herrschte ein Temperatur von nur 8 Grad Celsius und die Wände und Decken sowie auch der Boden waren feucht und glitschig. Im Vergleich zu den damaligen Bedingungen verbreitet die heutige, schummerige Beleuchtung Gemütlichkeit. Unter diesen Bedingungen mussten die Menschen bis in´s vorletzte Jahrhundert hier mehr als nur 8 Stunden am Tage arbeiten.
Vorbei an einem über 50 Meter tiefen, aber vollständig abgesoffenen Schacht gelangten wir schließlich zu dem technischen Highlight des Schaubergwerks - dem Kunstgezeug im Reicheltschacht:
Aber was hat es mit dem sog. "Kunstgezeug" auf sich ?
Um das Bergwerk von Sickerwasser frei zu halten, musste ständig geschöpft und gepumpt werden. Im Reichelschacht übernahm diese Aufgabe das sog. "Kunstgezeug". Dabei handelt es sich um eine Wasserhebetechnik, die im 16. Jahrhundert erfunden wurde.
Das Wirkprinzip beruht auf Wasserheben mit Saugpumpen.
Die erste Pumpe stand im Tiefsten des Schachtes und hob das Wasser um sieben Meter, welches sodann in einen Wasserkasten gegossen wurde, wo die nächste stand und das Wasser wieder um sieben Meter hob. So wurde das Wasser etagenweise aus dem Berg gehoben.
Diese Mechanik bedurfte aber auch eines Antriebes. Diese Aufgabe übernahm das 3 Meter im Durchmesser vorweisende Wasserrad. Angetrieben wurde dieses Rad größtenteils mit dem Aufschlagwasser aus dem "Grünen Graben" oberhalb von Pobershau. Der Graben wurde in den Jahren 1678 bis 1680 künstlich angelegt, um Wasser nach Pobershau zu leiten.
Die so gehobenen Wässer fließen über den sog. "Walfischstollen" in´s Freie.
So stand ich über schwindelnder Tiefe über einem Gitterrost unter dem das vom Bergwerksführer mittels Wasser in Bewegung gebrachte Pumpwerk in der Tiefe ächzend arbeitete.
In der Tiefe erkennt man das über mannshohe Wasserrad, welches das Pumpwerk antreibt - eine Vorführung erfolgte extra für uns durch unseren Bergführer.
Nachdem wir alles genauestens erklärt bekommen hatten, liefen wir weiter, noch tiefer in den Berg herein ... etwas mulmig war uns dabei schon .... denn man hat keine Orientierung mehr in welche Himmelsrichtung .
Überall zweigen Gänge ab ... aber wir hatten ja glücklicher Weise unseren Führer dabei. Unterwegs sahen wir Riefen in der Decke, deren Absicherung, sowieErzadern im Gestein und so gelangten wir durch schmale Gänge in einen hohen Dom.
Hier erklärte der Bergwerksführer einiges über die Geschichte des Bergbaus in Pobershau.
Erstmals im Jahre 1491 ist in der Flur des Ortes Pobershau Bergbau nachgewiesen. Es wurde Silber, Zinn, Kupfer und Arsen abgebaut. Bereits im Jahre 1529 erbrachte die Drey Molchen Fundgrube 9,6 kg Silber , der Höhepunkt des Silberausbringens war im Jahre 1540 als viele Tonnen des Edelmetalls abgebaut wurden.
Entlang des Dorfbaches - der "Roten Pockau" die Ihren Namen dem stark Eisenhaltigen Wasser verdankt, standen Aufbereitungsanlagen und in Hüttengrund gab es Schmelzhütten.
Der Vortrieb betrug pro Tag ca. 3 cm mit Schlegel und Eisen in den nur sehr bescheiden mit der Bergwerkslampe beleuchteten Gängen. Der Vortrieb im Jahr betrug ca. 30 bis 40 cm.
In Pobershau wurde der Bergbau ununterbrochen bis zum Jahre 1866 betrieben. Seit den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts ist das Berwerk ein Schaubergwerk und damit das älteste in Sachsen.
Bereitwillig, fachlich fundiert und ausgiebig beantwortete unser Führer die von uns gestellten Fragen und referierte ausgiebig zur Sächsischen Geschichte und dem einstigen Reichtum des Landes der sich aus dem Silberbergbau gündete.
Unsere Bergführer erzählte weiterhin ausführlich über Geschichtliches aus dem Bergbau und die Historie Sachsens. Er verriet uns, dass ein weiterer Führer schwerpunktmäßig mehr über die Bergwerkstechnik erzählt. Man kann also je nach Interesse vorher telefonisch abklären, wer führt und sich entsprechend anmelden.
Der Bergführer erklärte uns auch die Namen der horizontalen Schächte "Morgengang" bedeutet, dass der Gang nach Osten - nämlich in Richtung der aufgehenden Sonne verläuft und Matthias ist der Name des Ganges.
Unter spärlichster Beleuchtung verrichteten die Bergleute ihre harte Arbeit .
Das Licht der Grubenlampe erinnert irgendwie an weihnachtliche Beleuchtung. Die Bergleute sehnten sich gerade in der dunklen Jahreszeit in der sie kein Tageslicht zu sehen bekamen nach Licht. Aus dieser Sehnsucht entstand die erzgebirgische Volkskunst der Schwippbögen.
Zum Abschluss wurden wir in den Kumpelraum geführt, in welchem bis heute alljährlich feierlich die Mettenschicht abgehalten wird. Dabei handelt es sich um einen Bergmannsbrauch, bei dem die letzte Schicht des Jahres als Gottesdienst gefeiert wird.
Auch gab es noch neuere Bergwerkstechnik am Ende der Führung zu bestaunen, aber leider war da schon die Zeit rum .
Hier noch ein paar Tipps und Hinweise:
Das Besucherbergwerk ist täglich in der Zeit von 9 - 16 Uhr geöffnet, die Führungen finden stündlich statt und dauern ca. 3/4 Stunde. Die letzte Führung findet um 16 Uhr statt.
Nach Voranmeldung können auch Führungen außerhalb der Öffnungszeiten sattfinden.
Der Eintritt kostet derzeit 5 Euro pro Person.
Für Kinder unter 4 Jahren, Rollstuhlfahrer oder Menschen mit starker Gehbehinderung ist die Führung aber nicht geeignet; ebensowenig für Menschen, die unter Platzangst leiden. Ich hoffe daher, dass ich durch meinen Beitrag diesen Personen einen anschaulichen Einblick in den erzgebirgischen Bergbau verschaffen konnte.
Auch Hunde können nicht selbstverständlich nicht mitgeführt werden.
Parkplätze sind vor Ort ausreichend auf dem eigenen Parkplatz vorhanden.[verkleinern]