Na eeendlich, DAS wurde auch mal wieder Zeit! Zwar wird in der neuen Residenz recht avanciert gekocht (natürlich nicht von mir) aber in diesen bräsigen Zeiten von Mundschutz und Abstand überkömmt eine(n) gleichwohl schonmal der Wunsch nach sozialem Umfeld undgastronomischem Gepräge.
Aufgrund vielversprechender Webseite und Hinweisen aus dem Bekanntenkreis fiel uns die Wahl der Saisoneröffnungs-Location nicht allzu schwer. Auf teilweise recht schmalen kurvigen Nebenstrecken, die dem... weiterlesen
Ex-Großstädter gehörigen Respekt einflößen, geht es dank Allradantrieb und - verblüffenderweise - pausenlosem Satellitenempfang zielgerichtet voran. (Wie mir die unerschrockene Pilotin versichert, gibt es allerdings auch komfortablere Streckenführungen)
Am eigentlichen Hauseingang verweist ein Pfeil auf den Durchgang zum Biergarten, dem wir uns hoffnungsvoll und mundbeschutzt nähern. Alsbald nimmt man uns in Empfang und weist uns das tunlichst vor-reservierte Tischlein zu. Unterwegs werden wir von einem Bobbycar-Treiber attackiert: das Landgasthaus ist kinderfreundlicher als ich und verfügt im Außenbereich über einen Spielplatz sowie einen gepflegten und gut frequentierten Minigolf-Parcours. Eine kontemplative Atmosphäre sucht man hier bei schönem Wetter (zudem Sommeranfang) vergebens. Andererseits ist diese Oase fast postcoronaler Normalität - nur das Hauspersonal trägt im Biergarten Mundschutz - ja auch etwas Schönes. Also stell dich nicht so an, Sir.
Die Auswahl an Speisen - Zitat Webseite: 'moderne Landhausküche mit Klassikern der lokalen Küche mit jahreszeitlicher Prägung bis zu cross-over Küche mit internationalen Aspekten' lässt zumindest für Nichtvegetarier kaum Wünsche offen. Die Gerichte sind - sehet selbst - sehr liebevoll angerichtet und von beachtlicher Portionsgröße. Deren Qualität ist - soweit bei der Erstbegehung vertestet - stark überdurchschnittlich. Kleine Abstriche allenfalls beim Spanferkel, dass man anderswo schon etwas knuspriger genossen hatte.
Die Getränkeauswahl entspricht den Erwartungen, denn die recht übersichtliche Weinauswahl kann man einem Biergarten schlecht zum Vorwurf machen. Außerdem ist ja bei den Bieren der segensreiche kulturelle Einfluss der nahen Colonia zu bemerken. Der Bergische Radler schmeckt zumindest der Allerholdigsten.
Das Hauspersonal agiert flink und freundlich. Man fühlt sich hier bestens aufgehoben, sinnvolle kulinarische Sonderwünsche werden zügig umgesetzt. Wir hatten zudem das Vergnügen, vom turbulent platzierten Tischlein aus diverse betriebliche Gespräche und Teflonate zu goutieren. Das Geschäft ist natürlich stark wetterabhängig. Die zu normalen Zeiten angebotenen Gesellschaftsräume für 24 bis zu 160 Personen sind momentan verwaist, denn die Gesellschaften bleiben vorerst aus. In Planung ist ein separates Gästehaus für Übernachtungen. Wie man hört. verläuft diese Planung allerdings etwas mühsam - seit vier jahren - so dass der entsprechende Vermerk 'demnächst' auf der Webseite etwas optimistisch erscheint. Man wünscht dem überaus gastfreundlichen, in der fünften Generation betriebenen Landgasthaus von Herzen jeglichen Geschäftserfolg.
Der angesichts des Genossenen sehr faire Gesamtschaden in Höhe von 78 Euro wird tunlichst per Scheckkarte beglichen, wobei ich meinen üblichen Trinkgeldzettel jedoch in Bar unter dem Reissdorfglase festklemmen durfte.
Dass der Lavendelschmuck bei Tische zwar naturalistisch geformt, aber aus Kunststoff hergestellt wurde, reicht angesichts der liebevoll (schon wieder dieses Wort) bepflanzten und sehr gepflegten Außenanlagen sicher nicht für einen Sternabzug.
Daher war dies also eine rundum erfreuliche und gelungene Abendveranstaltung, die nach gelegentlicher Wiederholung verlangt.
mit vorzüglicher Hochachtung, Sir Thomas[verkleinern]