02.06.2015
Sommerzeit ist Entdeckungszeit und es gilt Neues zu entdecken und bereits bekanntes wieder zu entdecken.
Eines der bedeutendsten Naturdenkmäler Norddeutschlands liegt etwas versteckt hinter einer Industriebrache - der ehemaligen Harzer Papierfabrik, die in den 80igern, als ich die Rhumequelle zum ersten Mal besuchte, noch ein florierendes Unternehmen in der ländlichen und seinerzeit strukturschwachen Region war.
Den kurzen Weg vom Parkplatz zur eigentlichen Quelle hatten wir... weiterlesen
nach nur wenigen Metern zurück gelegt. Vor uns lag ein türkisgrün schimmernder Teich, dessen Tücke und Tiefe man ihm gar nicht ansieht.
Bei diesem teich handelt es sich um einen mindestens 9 Meter tiefen trichterförmigen Quelltopf mit einem Durchmesser von 20 Metern..
Mit ihrer Schüttung von sage und schreibe 2500 Litern /Sekunde zählt sie zu den ergiebigsten Karstquellen Mitteleuropas. Das Wasser hat über das ganze Jahr hinweg eine Temperatur von konstant 8 bis 9 Grad Celsius.
Selbst in strengen Wintern friert die Quelle nie zu.
Gespeist wird sie teilweise aus Flüssen des Harzes. Dies hat man durch die Einleitung von Farbstoffen, die nach ca. 30 Stunden hier wieder hervortraten, herausgefunden.
In der Frühzeit bis ins Mittelalter handelte es sich bei der Quelle um einen Kult- und Opferplatzplatz. Bei Reinigungsarbeiten fand man einiges - darunter auch Keramikscherben und eine mittelalterliche Christusfigur - , was auf Opfergaben hinwies.
Die Mathefreaks können nun Spaßes halber Umfang und Fläche der Quelle berechnen oder welche Menge jeder Bundesbürger täglich von der Quelle trinken könnte?
Na, wer weiß die Antworten? ;-)
Wir haben bereits gerechnet und damit das Rätsel "hinter" der Quelle bereits gelöst ! :-)
Auf einem Rundweg kann man die Quelle umrunden und Infotafeln beschreiben Details dieses interessanten Naturdenkmals.
An dem kleinen Kiosk neben der Quelle bekommt man für 2,50 einen Pott Kaffee und ein Stück Kuchen bzw. Torte nach Wahl, aber auch kleine Imbiss - Gerichte und Getränke sowie Eiscreme. Die beiden Leutchen die Ihn betreiben würde ich als Eichsfelder Originale bezeichnen, die auf ihre Art das Beste geben, um die Gäste zu bedienen. Für den Preis kann man nicht motzen, auch wenn es kein selbst gebackener Kuchen war, der uns da serviert wurde. Dafür gab es "ordentlich" gebrühten Kaffee.
Auf bunten Plastiksesseln mit Blick auf die Quelle kann man dann den Anblick des türkisen Wassers genießen und von der schönen Nixe Ruma träumen.
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Die Quelle ist nämlich auch die Wohnstadt der Nixe Ruma.
Die Originalfassung der traurigen Sage aus Carl Duval - DAS EICHSFELD, von 1845 möchte ich den Romantikern und Romantikerinnen unter den Lesern nicht vorenthalten, da sie sehr schön geschrieben ist:
"Da, wo jetzt an der Südseite des Harzes die Felsenzacken des Romarsteins emporstarren, hauste vor Zeiten ein mächtiges Riesengeschlecht, das mit den benachbarten Berggeistern in beständiger Fehde lebte.
Romar, ein schöner zu jenem Riesengeschlechte gehöriger Jüngling, durchzog
einst den Wald, um einen Hirsch oder Eber zu erlegen. Die milde Frühlingsluft
umfächelte lind die glühenden Wangen des kräftigen Jünglings, die Vögel sangen ihre fröhlichsten Weisen in den dichten Gebüschen, die frischen Waldblumen verhauchten süßen Duft, und von sanften Gefühlen bewegt schritt Romar langsam und träumerisch unter den säuselnden, flüsternden Bäumen dahin.
Plötzlich hemmte er seinen Fuß, denn er stand vor einer wunderholden Mädchengestalt, welche von den Armen des süßesten Schlafes umfangen im schwellenden Moose lag. Schöne Träume mußten das Haupt der Schlummernden umschweben, denn sie lächelte so zauberisch, daß Romar bewundernd still stand und seine Augen von dem schlafenden Mädchen nicht wegzuwenden vermochte.
Süße ihm bisher ganz fremde Gedanken und Empfindungen erwachten in seiner Brust, und er blieb so lange unbeweglich in tiefes Anschauen versunken stehen, bis die holde Schlafende sich zu regen begann, die Glieder bewegte und die Augen aufschlug.
Als die Unbekannte die hohe fremde Männergestalt vor sich erblickte, stieß sie
einen Schrei des Entsetzens aus, sprang empor und floh wie ein verscheuchtes
Reh in das tiefste Dickicht des Waldes hinein.
Romar war von dem Blicke, den ihm die Fliehende zugeworfen hatte, eine Weile
wie vom Blitze getroffen und konnte kein Glied bewegen, doch bald kehrte ihm
die Besinnung zurück und wie ein Sturmwind eilte er der Flüchtigen nach. - Es
gelang ihm auch bald, das zitternde Mädchen, dem sich die Angst wie Blei an
die Fersen hing, einzuholen und mit kräftigen Armen zu umfassen.
Die Gefangene schluchzte laut und hielt sich für verloren, doch Romar sprach so freundlich und herzlich zu ihr, daß sie endlich Vertrauen faßte und mit gesenkten Augen den Worten des Jünglings lauschte, ja, von seiner fesselnden Rede und seiner schönen Gestalt angezogen mit dem Versprechen schied, daß sie seiner am andern Tage an derselben Stelle, an der sie sich zum ersten Male gefunden, harren wolle.
Romar und die schöne Unbekannte sahen sich fortan sehr häufig und erklärten
einander bald ihre innigste Liebe. Täglich kamen sie auf einem stillen, heimlichen Waldplätzchen zusammen und der Jüngling frug nun nach der Abkunft der Geliebten, erschrak aber nicht wenig, als ihm die Geliebte gestand, daß ihr Vater der dem Riesenge-schlechte feindlich gesinnte Berggeist, und sie selbst eine Nixe sei, die den nahe liegenden Teich bewohne, und daß sie Ruma heiße.
"Wehe", rief Romar aus, "wehe uns, denn wir werden unglücklich sein, denn
Dein Vater, welcher mich und meinen Stamm haßt, wird nie zu einer Verbindung
mit mir seine Einwilligung geben!"
Ruma wandte Alles an, um den trostlosen Geliebten zu beruhigen. "Ich bin", sagte sie, "das Lieblingskind meines Vaters. Er hat mir noch nie einen Wunsch abgeschlagen, und wird gewiß, wenn ich ihn recht herzlich darum bitte, seine Zustimmung zu unserer Vereinigung nicht versagen."
Durch diese und ähnliche Reden, durch die Versicherungen der ewigen Treue,
besonders aber durch die Liebkosungen, mit denen sie ihre Worte begleitete,
wurde Romar wieder einigermaßen beruhigt, und als der Berggeist auf längere
Zeit in ferne Gegenden gezogen war, schlössen die beiden Liebenden den ewigen Bund auf Leben und Tod miteinander.
Sommer und Herbst schwanden dahin, auch der trübe Winter zog mit seinen
Schnee- und Regentagen vorüber und der Lenz kam wieder mit seinem frischen
Grün, mit den Gesängen munterer Vogelscharen und mit seinem bunt phantastischen Blumenschmucke. Was in Kluft und Höhle verborgen gelegen hatte,kam hervor und labte sich an der milden erquickenden Frühlingsluft.
Auch Romar war mit seiner Gattin, welche bereits einen holden Knaben auf den
Armen trug, auf die Berge gestiegen und beide ruheten eben im Schatten eines
breitästigen Baumes, als plötzlich der eben aus der Ferne zurückgekehrte Vater
der Ruma hinter dem Gebüsch hervortrat, ob des unerwarteten Anblicks, der sich ihm darbot, vor Schrecken bleich stehen blieb, und dumpfe Zornesworte gegenden vermeintlichen Verführer seiner Tochter ausstieß.
Ruma erschrak zwar anfänglich nicht wenig, als sie ihren Vater, den sie noch
weit entfernt wähnte, so plötzlich mit zornbleichem Antlitze vor sich stehen
sah, doch sammelte sie sich so gut es ging, eilte zu ihrem Vater hin und suchte
durch die schmeichelndsten Worte seine Verzeihung zu erflehen.
Mit ihr vereinigte auch Romar seine Bitten und reichte dem Berggeiste freundlich die Hand zur Versöhnung dar; doch dieser wollte nichts von einer friedlichen Vereinigung wissen, sondern rief wutentbrannt eine Schar von Berggeistern herbei, welcheseine Tochter samt ihrem Kinde ergreifen und davon führen mußte, während andere Berggeister den wütenden Romar umringten und so in die Enge trieben, daß sich derselbe, aus unzähligen Wunden blutend, kaum bis zu den Toren der Riesenveste zu schleppen vermochte.
Von Stund an zogen nur traurige Tage an der unglücklichen Ruma vorüber, denn fast stündlich war sie von ihrem Vater gedrängt, sieh von dem ihm verhaßten Romar gänzlich loszusagen; da sie aber standhaft in ihrer Liebe zu ihrem Gatten verharrte, ergriff er endlich, von Ingrimm übermannt, das schuldlose Kind, zerschmetterte es am Felsen, fluchte dem Geschick, das ihm, wegen der geistigen seiner Tochter, nicht gestatte, mit ihr ein Gleiches zu tun, schuf eine Höhle, bannte seine Tochter hinein und ging, ein Hohngelächter gegen den von der Riesenburg herabspähenden Romar ausstoßend, von dannen.
In der dunklen Höhle, deren Eingang von tückischen Berggeistern bewacht wurde, saß die unglückliche Ruma lange Zeit. Oft gab sie sich Mühe, aus ihrem Gefängnissezu entschlüpfen, und eine Reihe noch vorhandener tiefer Erdfälle bezeichnet die Anstrengungen, welche sie machte, um zu ihrem geliebten Romar zu gelangen, aber dieselben entgingen dem wachsamen Vater nicht, der dann jedesmal sogleich mit zürnendem Toben herbeieilte und die ungehorsame Tochter in die Tiefen der Erde zurückschmetterte.
Nach langen Jahren gelang es der Gefangenen endlich, auf unterirdischen Pfaden den Grenzen des väterlichen Gebietes zu entrinnen, als vollendeter Strom zu Tage zu springen und mit dem treuen Gatten traulich wie sonst zu kosen.
Das Volk aber hat dem schönen Strome den Namen der treuliebenden Nixe gegeben und ihn "Ruma" genannt, welche Benennung er heute noch führt."[verkleinern]
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