Theo on tour (V.)
Die Walpurgishalle am Hexentanzplatz in Thale
Furchterregend schaut Wotan auf uns hinab und mutig stellt sich Theo, mein kleiner Held, ihm entgegen. Wütend kläfft er den Götterkönig an. Sehr zur Belustigung anderer Touris und ich meine, im Gesicht des einäugigen Königs ein Grinsen zu erkennen.
Er, der ein Auge gegen einen Drink aus der Quelle der Weisheit tauschte, um somit in die Zukunft sehen zu können, wird von seinen zwei IM’s begleitet. Die Raben Hugin (Sinnbild... weiterlesen des Gedankens) und Munin (Sinnbild für Gedächtnis) spionieren den ganzen lieben Tag lang in der Welt umher und verpetzen ihrem Herren selbst die kleinsten Geheimnisse. Irgendwoher kenne ich das!
Nach außen hin endet der Sims der Walpurgishalle mit der Darstellung zweier Wölfe, den Bodyguards Geri dem Gierigen und Frecki, dem Gefräßigen.
Und was wäre Wotan für ein König, wenn er nicht über eine standesgemäße Mobilitätshilfe verfügen würde, welche über der Eingangstür dargestellt wird. Das gleitende Zauberpferd Sleipmir mit seinen 8 Zylindern… ähh - Beinen, ermöglicht dem Herrscher der nordischen Welt, jede Ecke der selbigen zu erreichen. Wolken und Meere stellen kein Handicap dar. Wie ich meine, ein äußerst umweltbewusstes Verhalten und zudem sparsame und steuerfreie Reisevariante.
Zwei Damen bitten zum Einlass. Deren Facette in die Tür geschnitzt sind - der Sinn erschließt sich mir nur, wenn ich davon ausgehe, dass dies an diesem Ort nur Hexen sein können und sehe mich für mein Verständnis - einem Opferstein gegenüber. Theodor Nolte (1848-1919) definierte diesen als Utensil heidnischer Germanen - andere Forscher sprechen von einem Grabstein einer hochdotierten Persönlichkeit seiner Zeit. Wer? Keine Ahnung!
Auf der linken Seite dieser überdimensionalen Kaffeeschale befindet sich ein linksläufiges Hakenkreuz… Schluck… Schreck… und erst einmal beschäftigt mit der Situation:
Svastika - Glückssymbol eigentlich aus Asien und/oder dem Mittelmeerraum…
Und gerate in Konflikt mit der rechtsläufigen Variante, die so viel Unheil über diese Welt gebracht hatte. Wo war Wotan, er, der alles voraus sehen kann?
2€ werden für den Eintritt fällig und der Lütte darf so mit rein.
„Oben aus und nirgend an.
Sprach der alte Hexenwahn:
Doch im edlen Sinn gethan
Hebt er uns zur Sternenbahn“
Steht über Ein- und Ausgang und wir betreten die heilige Halle. Am 20.Juli 1901 eröffnet. Bernhard Sehring (1855-1941) entwarf diesen im Inneren tempelartigen Bau, welcher nach außen hin recht skandinavisch wirkt. Betritt man die Halle, wirst Du vom wilhelminischen Charakter quasi erschlagen. Ich setze mich erst einmal und lasse die nur fünf Bilder umfassende Galerie auf mich wirken – finde mich wieder in unserer vortäglichen Harzwanderung.
Alle samt entspringen sie dem Pinsel Hermann Hendrichs (1854-1931) - einem hier regional ansässigen Maler, der mir namentlich bis dato völlig unbekannt war. Er gilt auch als Hauptinitiator des Baus Walpurgishalle.
Schon mit dem 1.Bild bist Du stiller Begleiter des Herrn Dr. Faust und dem intriganten Teufel Mephisto. Ich mag Goethe immer mehr…
***Betrachtungsweise von links im Uhrzeigersinn - bitte den beigefügten Fotos folgen***
Ganz sicher ist deren Betrachtung eine Herausforderung.
1. Gretchens Erscheinung
2. Windsbraut
3. Walpurgisfeier
4. Die Mammonhöhle
5. Aufstieg zum Brocken
Völlig erschlagen verlassen wir die doch vom Umfang her recht minimalistische Ausstellung und nehmen Platz auf einer Bank mit herrlichen Blick auf das Bodetal. Es wird Zeit für Theos Mittagessen…
“Wuffff und Uhhuuuu“
Anm.
Die Walpurgishalle ist ab 19. April bis zum 31. Oktober 2019
Do. bis So.
11:00 bis 16:00
geöffnet.[verkleinern]