Mein 1150. Beitrag soll etwas besonderes werden, denn wenn bekennende “Kunstbanausen” nur anerkennend zustimmen können, dass es sich gelohnt hat ein Museum zu besuchen, dann weiß ich, dass die Wahl eine richtige gewesen ist!
Begibt euch mit mir auf eine Reise, die in weit entfernte Zeiten verweist, wo nur reichen das Porzellan vorbehalten war und man dies auch stolz zur Schau gestellt hatte. Hier auf dem Hühnermarkt in Aachen, genau im Couven-Museum ist solch ein Unterfangen möglich, wo eine... weiterlesen
Zeitspanne von rund 150 Jahren innerhalb von 26 Räumen (inkl. Historische Apotheke) anhand der Kunst(Gewerbe) nachvollziehbar macht.
Die schmalen 5 € sollen auf jeden Fall investiert werden, wenn man sich in der Kaiserstadt befinden sollte, denn es gibt sehr viel zu entdecken, folgt mir also nach.
Wie die sammlung, so auch das Haus sind in der Rokokozeit erbaut worden, dort (um 1650) beginnen auch die aufeinander folgenden Themenbereiche, die bis zum Biedermeier reichen. Das ist jedenfalls die grobe Einordnung, doch ein Hinweis sei gestattet: bei solch einem alten, verwinkelten Haus mit vielen Treppen eignet sich der Besuch für Rollifahrer wenig, denn es besteht keine Möglichkeit technische Hilfsmittel einzubauen, die häufig zur Verfügung stehen. Da es unter Denkmalschutz steht, kann daran nichts geändert werden...
In jedem der Räume stehen Infotafeln mit Detailinformationen zu den Gegenständen, die jeweils zu sehen sind. Das ganze nicht nur in deutsch, sondern wegen der nähe zu den Beneluxländern auch in niederländisch und französisch und selbstverständlich in englisch, so zu sagen für alle Fälle.
Wo soll ich eigentlich Anfangen, wenn jeder Raum für sich selbst ein oder mehrere Highlights enthält: seien es die aufwändigen Zeitmesser, teure Porzellane, ja ein ganzer eingedeckter Tisch, mit allem was dazu gehört - Besteck, Kristallgläser (natürlich graviert), Karaffen etc. Schön dekoriert, sodass Auge sich daran erfreuen kann...
Egal wo man hinschaut entdeckt man neues: massive Holzschränke, die den Reichtum der Besitzer zur Schaustellen, um die Ecke kleine und große Musikinstrumente, die in so ein Interieur unbedingt dazu gehören, sowie die passenden Accessoires, die nicht nur die feinen Damen benutzt haben! Denn im Barock war Schminke ein unerlässliches MUSS, wenn man zu der “guten Gesellschaft” gehören wollte und recht die vielen Spiegeln, die nicht nur der Schönheitspflege verhaftet waren, sondern eine zusätzliche Verstärkung für das spärliche Licht der Kerzen dienten.
Jede Epoche hat so seine Moden, das lässt sich an der Vielzahl der Leuchtkörper ablesen: wuchtige Kronleuchter mit reichlich “Bling-Bling” in Form von monumentalen Gehängen, die eher in ein Schloss passen würden und nicht bei einem Apotheker, jedenfalls aus heutiger Sicht aus betrachtet.
Die Kunstgewerbesammlung der Stadt Aachen geht ebenfalls auf eine Stiftung zurück, die eigentlich sich nicht als ein museales “Staubobjekt” präsentieren möchte, sondern in eine “geistige Welt” des 18. / 19. Jahrhunderts wiederspiegeln sollte, so der Grundgedanke von DR. Felix Kuetgens, dem Initiator der Sammlung.
Das Couvenhaus ist der 2. Standort des Museums, denn das ursprüngliche Haus “Fey”, in dem es ehemals untergebracht gewesen ist, das ebenfalls aus der Rokokozeit stammte, ist während des 2. Weltkriegs komplett zerstört worden, zum Glück aber nicht die Kostbarkeiten, die dort zu sehen gewesen sind!
Seit 1959 kann man das Museum unter dieser Adresse finden. Als ich erstmals in den 90-er Jahren rein wollte, ging es gar nicht, denn es wurde gerade restauriert und neu geordnet, dennoch habe ich in der Vergangenheit mehrmals geschafft, es doch zu besichtigen und bin (sowie meine Begleitungen) sehr davon angetan gewesen!
Das Haus selbst ist nicht nach seinem Besitzer benannt, wie es so häufig vorkommt, sondern nach dem Architekten, der es schuf, Johann Joseph Couven (10. November 1701 in Aachen - 12. September 1763 ebenda). Seine Dienste waren bei den reichen Auftraggebern äußerst begehrt, auch wenn, kriegsbedingt, etliche vernichtet worden sind. Allgemein lässt sich wenig über den besagten Architekten sagen, doch einige Teile der barocken Ausstattung des Rathauses geht ebenfalls auf ihn zurück.
Als Auftraggeber lässt sich ein gewisser Apotheker Coebergh 1662 nachweisen, deren Familie es über sehr lange Zeit besessen hatte. In den folgenden Jahrhunderten gab es dennoch weitere, die an der Stelle nebensächlich sind. Jedenfalls, was heute nicht sichtbar ist, die Häuser wurden kurz vor der Gründung des Museums von der Stadt gekauft. Es handelte sich um “Haus Monheim” und sein Hinterhaus eingeschlossene “Haus zum Lindenbaum”, die als einzigen übrig geblieben sind!
Die strenge Fassade lässt keine Ahnung nach aßen, was für Schätze hier zu sehen sind. Nicht nur für mich ist die umfangreiche Kachelsammlung ein richtiger Hingucker, denn sie sind ein Spiegel der Zeiten und was für Motive (auch großformatige) möglich gewesen sind. An heißen Sommertagen verschafft sicherlich der Brunnenhof die nötige Abkühlung. In der Apotheke kann der Rundgang sowohl starten aber auch enden, das ist jeden selbst überlassen. Lasst euch Zeit bei der Betrachtung der Fotos, da gibt es reichlich viele Anregungen, die in einen (jetzt schon langen) Bericht kaum unter zu bringen sind, was ich aber gerne ans Herz legen möchte, wie das ganze Haus auch![verkleinern]