Der Weltraum - unendliche Weiten. Machste nix. Und daher ist der neugierige Mensch, speziell in der Ausformung des Astronomen, auf technische Hilfsmittel zur Beobachtung der doch recht weit entfernten kosmischer Phänomene angewiesen. Immer in der Hoffnung auf ggf. eintretenden Erkenntnisgewinn.
Und darum wiederum betreibt das Bonner Max-Planck Institut für Radioastronomie freundlicherweise diese überaus beeindruckende Anlage inmitten des beschaulich bewaldeten Ahrgebirges (eines... weiterlesen
Mittelgebirgsausläufers) bei Effelsberg, einem dörflichen Ortsteil von Bad Münstereifel. In welchem die nahe Spitzentechnologie schlicht unter 'De Schüssel' firmiert.
Der Standort ist gut gewählt, denn das tiefe Tal bietet der hochempfindlichen Messtechnik einigen Schutz vor störenden irdischen Radioquellen. Unmittelbar am Antennenkomplex gibt es deshalb natürlich auch: kein Netz. So dass weltbewegende mobil-telephonische Kontakte im Stile von 'Du Opi, wir sind jetzt am Teleskop, das ist voll cool' leider unterbleiben müssen. Gleichzeitig gewährt das Tal freien Blick nach Süden, wo sich - zumindest von der Eifel aus gesehen - das Zentrum unserer Galaxis befindet.
Es wird nun Zeit für einen kurzen und schmerzlosen Exkurs:
Die Radioastronomie beruht auf dem Phänomen, dass im Weltraum natürliche Strahlungsquellen im Radio-Frequenzbereich existieren. Diese sind, ohne jetzt allzusehr ins Detail zu gehen (kannzja googeln) beispielsweise Pulsare, Quasare, aktive Galaxien wie die unsrige, oder die sog. kosmische Hintergrundstrahlung ('Nachhall des Urknalls') Diese - von der Eifel aus sehr schwache - Radiostrahlung kann durch hochempfindliche Antennenanlagen aufgefangen und mittels Spezialsoftware in buntes, also sichtbares Bildmaterial umgewandelt werden.
Im Gegensatz zum sichtbaren Licht sind die wesentlich längeren Radiowellen in der Lage, kosmische Staubwolken oder auch Sichtstörungen in der irdischen Atmosphäre zu durchdringen. Dies ermöglicht der Radioastronomie Beobachtungen in Bereichen wie eben dem Zentrum der Milchstraße, die den Kollegen von der Optik verborgen bleiben.
Firma Effelsberg ist jedoch nicht am SETI Projekt, also der Suche nach nicht natürlichen, womöglich gar intelligenten außerirdischen Radiosendungen beteiligt. Und darum rennt hier auch keine gestresst kuckende Jodie Foster rum
Ende Exkurs Radioastronomie
Die 1972 in Betrieb genommene Schüssel zu Effelsberg hat immerhin 100m Durchmesser und war bis ins Jahr 2000 das größte vollbewegliche Radioteleskop in diesem Teil der Galaxis. Neuer Rekordhalter ist das Robert C. Byrd Teleskop in West Virgina mit einem Antennendurchmesser von 110 Metern. Die überhaupt größten, allerdings unbeweglichen Radioteleskope befindet sich im Kaukasus (Einzelreflektoren-Arrangement mit 576 m Durchmesser) und bei Arecibo/Puerto Rico (304 m Antennendurchmesser)
Die 3.200 Tonnen schwere Konstruktion kann innerhalb weniger Minuten um 360 Grad gedreht oder fast 90 Grad gekippt werden. Dies geschieht durch ruckfrei arbeitende Spezialantriebe, um Verformungen des Parabolspiegels - und also Flüche aus Astronomenmunde - zu vermeiden.
Der weiße Anstrich ist nicht nur elegant, sondern dient auch der Minimierung der Aufheizung durch Sonnenschein und damit verbundener Störstrahlung. Die Anlage wird ständig weiterentwickelt und zählt daher auch nach über 40 Jahren Einsatzdauer zu den leistungsstärksten Teleskopen weltweit.
Im Kontrollraum erfolgt die Steuerung des Teleskops und der Messinstrumente für die verschiedenen Frequenzbereiche. Hier werden im Bedarfsfall auch Beobachtungen mit anderen Radioteleskopen weltweit koordiniert. Durch ein solcherart zusammengeschaltetes sog. Interferometer entsteht eine Auflösung, die es sogar erlauben würde, Golfbälle auf dem Mond einzeln nachzuweisen. Oder einen Golfplatz auf Eridian B.
Schüssel und technische Räumlichkeiten sind natürlich nicht für fachfremde Besucher zugänglich. Jene werden aber im Besucherpavillon informiert - anhand von Schautafeln und regelmäßiger Vorträge, die von April bis Oktober mehrmals täglich angeboten werden
Kosten hierfür 2 Euro, ermäßigt 1 Euro pro Person. Um Voranmeldung unter obiger Telefonnummer wird gebeten. Ich selbst war auf meinem letzten Besuch zu spät dran, konnte aber auf Knopfdruck einen informativen Videofilm auf einem Monitor am Pavillon betrachten.
Vom nahen Parkplatz aus ist die Anlage über den ausgeschilderten Planetenweg erreichbar. Dort sind in maßstabgetreuem Abstand kleine Infotafeln zu den Mitgliedern unseres Sonnensystems aufgestellt.
Für Astronomie-Interessierte sehr empfehlenswert. Machen Sie's so.
mit vorzüglicher Hochachtung, Sir Thomas[verkleinern]