Das Heinrich Zille-Denkmal im von der DDR-Führung aus Anlass der 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 wiedererrichteten Nikolaiviertel in Berlin-Mitte steht in der Poststraße, in unmittelbarer Nähe der Nikolaikirche.
Aufgestellt wurde das von dem Bildhauer Thorsten Stegmann (*1969) geschaffene, etwa lebensgroße Denkmal aus Kalkstein 2008 zum 150. Geburtstag des Zeichners, Malers und Fotografen Heinrich Zille (1858-1929).
Ich finde es ziemlich scheußlich und misslungen. Wer alte Fotos von... weiterlesen
Zille kennt, wird sich an einen recht korpulenten Herrn erinnern. Das Denkmal zeigt dagegen eine dürre Gestalt, die einem Straflager entkommen zu sein scheint,
Irgendwie erinnert mich die Figur mehr an den gealterten dänischen Filmkleinkriminellen Egon Olsen mit Bart und falschem Hut als an Heinrich Zille.
Laut der Info vor Ort will der Künstler mit dem Hunger-Zille den Ur-Berliner in Gestalt Zille’s darstellen.
Mir erschließt sich diese Metapher nicht wirklich.
Der Bildhauer:
Thorsten Stegmann wurde in Essen geboren, hatte aber familiär bedingte Bindungen an Berlin.
Nach einer Ausbildung zum Steinmetz und Steinbildhauer im elterlichen Betrieb. 1993 wurde er Steinmetz- und Steinbildhauermeister. Er führt den elterlichen Betrieb im Ruhrgebiet erfolgreich.
Heinrich Zille:
Der Berliner Milieu-Zeichner Heinrich Zille ist gar kein gebürtiger Berliner. Vielmehr wurde er 1858 im sächsischen Radeburg geboren.
Vermutlich um 1868 zog die Familie nach Berlin. Hier begann Zille eine Lehre als Steinzeichner und studierte gleichzeitig bei dem Maler Theodor Hosemann (1807-1875).
Anschließend arbeitete er in verschiedenen Betrieben als Zeichner und Grafiker. Von 1880 bis 1882 musste er seinen Militärdienst als Grenadier in Frankfurt/Oder und als Wachsoldat im Zuchthaus Sonnenburg (heute Slonsk in Polen nahe Küstrin/Kostrzyn nad Odra) ableisten.
Nach dem Militärdienst heiratete er Hulda Frieske (1865-1919). Aus der Ehe gingen 1 Tochter und 2 Söhne hervor. Mehrmals zog die Familie in Berlin um. Die letzten Jahrzehnte wohnte Zille in Berlin-Charlottenburg, in der Sophie-Charlotte-Str. 88.
Für die ausführliche Biografie verweise ich aufs Internet (z.B. http://zillemuseum-berlin.de/biographie).
Künstlerisch war Zille ein begnadeter Zeichner, dessen Studien zum „Berliner Milljöh“ der „armen Leute“ unvergessen und in ihrer Ausdrucksweise unerreicht sind.
Er war aber auch Maler und Fotograph.
Nicht alles, was er zeichnete, war jugendfrei. Damit sind nicht die zahlreichen Aktzeichnungen –und Fotografien gemeint, sondern Illustrationen, die unter dem Begriff „Pornografie“ eingeordnet wurden und werden.
Seine letzten Lebensjahre waren von Krankheit gekennzeichnet. Nach 2 Schlaganfällen starb Heinrich Zille am 9.8.1929. Er wurde auf dem Südwestfriedhof Stahnsdorf in einem Berliner Ehrengrab beigesetzt. Das Grab ist erhalten.
Seit 1970 ist Zille posthum Ehrenbürger der Stadt Berlin.
Fazit zum Denkmal: ich finds furchtbar.[verkleinern]