Ein Markt ist das, was des einen Einnahmequelle und des anderen ein Ort, wo sich das Leben abspielt, wo man sich (früher mehr als heute) miteinander unterhalten hatte, wenn die täglichen Besorgungen erledigt werden sollten. Es sind Plätze, die oft als solche bezeichnet werden, doch ihre Funktion längst verloren haben.
Mitunter „kursieren“, auch nach Jahrhunderten, Anekdoten und Geschichten, in denen die Eigenheiten der einen oder anderen Marktfrau zu hören ist oder den Händler, dem man... weiterlesen
nicht über den Weg traute, weil Gerüchte im Umlauf gab, die nichts gutes verhießen haben. Solche verschrobenen Charaktere, sind es, an die man sich hinterher auch erinnert.
Durch Zufall, als wir von unserem Spaziergang in Park Fridrichshain zum Alex‘ unterwegs gewesen sind und sowieso die Straße überqueren mussten, entdeckte ich, seitlich von den S-Bahnsgleise etwas, was mir bekannt vorkam: es war ein Brunnen, den ich kurze Zeit früher hier angelegt habe.
Durch die (Dauer)Baustellen bedingt, wirkt der Platz, auf dem er steht, irgendwie wenig einladend aus, doch für mich war das nebensächlich, denn die verschiedenen Figuren des Brunnens standen im Mittelpunkt.
Schon im 19. Jahrhundert, als die Gesamtbevölkerungszahl innerhalb kürzester Zeit stetig in Berlin wuchs, nicht zuletzt durch regen Zustrom von außerhalb und hohe Geburtenraten bedingt, war es notwendig geworden, dass eine „Nahrungsmittelsicherheit“ gewährleistet sein sollte. Ab 1864 ist an dieser Stelle eine „kommunale Markthalle“ zu finden. Die jeweiligen Parzellen, die die Betreiber zu verfügung gestellt haben, war mit ihren 4 m² knapp bemessen, doch man sollte bedenken, dass mehr als 1300 Stände auf mehr als 16.000 m² untergebracht werdeb mussten.
Der Rest ist dann Geschichte: aus den anfänglichen 2 Markttagen, war binnen eines kurzen Zeitraums eine Woche. Es ging so weit, dass die Anzahl der Anbieter wuchs, sodass ein weiteres Gebäude errichtet werden musste. Mit dem 2. Weltkrieg war es (vorerst) Vorbei. Zu stark waren die Kriegsschäden, sodass eine neue kam, die aber dann (nach einigen Zwischenstationen) endgültig im April 2013 geschlossen werden musste, von dem nur eine Erinnerung an bessere Zeiten geblieben ist.
Kehren wir aber zu den erwähnten Originalen zurück, die der eigentliche Grund für diese Bewertung sind. Es ist eine Erinnerung an die Zeit, als es keine modernen Supermärkte gab, sondern die Hersteller, die es selbst gewesen sind, die es an den „Mann-Frau“ gebracht haben.
Wenn man sich die unterschiedlichen Figuren so anschaut, könnte man meinen, dass sie, aufgrund ihrer Patina, die sie aufweisen, schon zusammen mit der „neuen Markthalle“ nach dem Weltkrieg errichtet worden sind, dem ist aber nicht so! Auch, nicht früher, wenn man sich die Kleidung der Leute anschaut! Tatsächlich schuf sie, der märkischen-Oderbruch Städtchen Seelow lebende Bildhauer, Gerhard Thime (geb. * 15. März 1928 in Rüsdorf) im Jahre 1973. Es war einer der offiziellen Aufträge, die er während seines Schaffens in Ost-Berlin der Zeit, erhalten hatte.
Wie viele andere seiner Künstlerkollegen fertigte auch Thime vorwiegend seriell politische Portraitbüsten, der „kommunistischen Vorbilder“, die weitgehend aus den Städten verschwunden sind. Zum Glück gibt es die (wenigen) Beispiele für sein Schaffen, als jene, die ich vorhin erwähnt habe wie der Brunnen der Marktleute.
Es sind „nur“ 6 lebensgroße Individuen, die sich um eine Marktschreierin versammelt haben. Jeder von ihnen bietet etwas anderes feil. 3 Frauen haben sich hingehockt und der Rest steht aufrecht. Wenn man es sich aus der Entfernung anschaut, so macht es einen tollen Kontrast, der Eindruck auf mich gemacht hatte.
Im Kreis unter der Hauptperson sind erkennbar: eine alte Blumenverkäuferin (hockend), die ihrer Mine nach, mit den Verkäufen nicht zufrieden scheint. Das Kopftuch ist sicherlich eine Reminiszenz an das bäuerliche Leben, so jedenfalls meine Einschätzung. Daneben ein Bratwurstverkäufer, der einen Bauchladen sich umgeschnallt hatte. In der einen Hand ein Teller mit den Köstlichkeiten und in der anderen die unvermeindliche Zange, mit der es nicht nur umgedreht wird, sondern auch abgenommen wird. Ob der Hund zu ihm gehört oder eine Wurst abkriegen möchte ist irgendwie nebensächlich. Doch auch er gehört zu diesen “Berliner Originalen” dazu.
Die nächste Hockende Bäuerin handelt es sich um eine, die ihre Äpfel sowohl in Körben präsentiert, als auch einen, den sie besonders hervorzuheben scheint. Der Tuchhändler ist mit der ausladendsten Geste überhaupt dargestellt. Es kann gleichzeitig auf eine Qualitätsprobe hinauszulaufen aber auch besonder Hervorhebung dieser Eigenschaft gegenüber einem (potentiellem) Kunden.
Fisch spielte in vergangenen Jahrhunderen eine sehr wichtige Rolle, so darf auch eine Frau, die sie anbietet, in diesem Reigen nicht fehlen. Sie scheint nicht besser gelaunt sein, als ihre Kollegin, doch der Künstler hat es sicherlich bewusst so gewollt. Sie ist die einzige weibliche Person, die einen Hut auf dem Kopf trägt. Bei den Herren verhält es sich ein wenig anders: Ob der Zylinder des Stoffhändlers, die Mütze des “Wurstmaxe” oder dem Hut des Metzgers, der nun an die Reihe kommt.
Dieser lustige Mensch hat alle Hände (und anscheinend auch eine Trage dahinter) mit lebendigen Kreaturen besetzt - zum eine wild gewordene Gans aber auch ein Schwein, das sich sichtlich windet. Die andern sind verdeckt, es erweckt aber den Eindruck, dass es welche sein könnten.
Egal, an welche Stelle des, leider nicht im Betrieb befindlichen Brunnens, kann man Details entdecken, die erst auf einem Bild zu erkennen waren. Es war eine interessante Entdeckung, die ich in der Nähe des Alexanderplatzes entdeckt habe. Mit dem Hintergrundwissen, was ich nun zusammengetragen habe, zählt es für uns zu einem der Sehenswürdigkeiten, die zu unseren Favoriten in der Landeshauptstadt zählen, auch wen es ein wenig versteckt, jenseits des traditionellen “Touriroute” liegt! Da aber die Figuren eine Reinigung gut vertragen würden, ziehe ich einen Stern ab...[verkleinern]