Hopfenspeicher - das klingt nach bieriger Gastwirtschaft. Zumal genau an dieser Stelle in Chemnitz die Pizzeria eines ( leider mehrfach gescheiterten ) Chemnitzer Gastwirts ansässig war.
Im vorbei laufen sehe ich, dass in den Schaufenstern zahlreiche Bierflaschen dekorativ ausgestellt sind. Für eine Kneipe eher ungewöhnlich.
Über der Tür sind zahlreiche Biervarianten verzeichnet, drinnen soll es mehr als 200 verschiedene Sorten geben. Noch ungewöhnlicher für ein Lokal.
Ist auch keines,... weiterlesen wie sich schnell herausstellt.
Denn im Hopfenspeicher gibt es zwar wirklich so viele verschiedene Biere, aber sämtlich in Flaschen. Und zum mitnehmen.
Es handelt sich also um ein Ladengeschäft, welches von einem jungen Mann seit einigen Monaten betrieben wird.
Meine Frage nach Pupenschulzes Schwarzem ( siehe meine Landskron-Bewertung) muss er zwar abschlägig bescheiden, es entspinnt sich aber ein kleines Fachgespräch unter Bierverkäufer (er) und Biertrinker (ich, er wahrscheinlich auch).
Wir fachsimpeln über traditionelle Braustätten, Craft-Beers und das, was man in Belgien als Bier bezeichnet. Mit dem deutschen Reinheitsgebot nur selten vereinbar, da aber im Ausland gebraut in Deutschland als Bier verkäuflich. Und durchaus wohlschmeckend, wie ich aus erfolgreich durchgeführten Proben bestätigen kann.
Da ich bei der Suche nach neuen Getränken durchaus lernfähig und lernwillig bin, überlasse ich es dem Verkäufer, für mich drei Biere auszuwählen.
Lediglich Weißbier und Biermix schließe ich aus.
Weißbier hatten wir zu DDR-Zeiten genug, als das Gebräu namens Pils schon wenige Tage nach Auslieferung milchig-trübe wurde und so aussah, wie man heute eben Weißbier kennt.
Und Biermix mag ich zwar ganz gern, für den Durst oder auch mal ein kleines zum Essen, wenn man danach noch auto fahren muss.
Aber jeden ordentlichen Brauer muss es ja grausen, wenn er sein eigens gutes Bier so verunstaltet sehen muss. Mittlerweile stellen die Brauereien selbst diese Getränke mit 50 % Bier und 50 % Guarana- Limette-, Holunder-, Grapefruit und weiß der Deibelwasnoch an süßen Limonaden als Zusatz her. Brauer zu sein heißt also auch, sich überwinden zu können :-)
Der Rundgang and en Regalen vorbei lässt mich zusehends durstiger und ratloser werden. gegen den Durst tue ich kurz darauf in einem bekannten Chemnitzer Gasthaus am Markt etwas.
Für den Genuss zu Hause nehme ich die Vorschläge des Inhabers vom Hopfenspeicher als (Bier)gottgegeben hin und das Bier mit.
Es sind je eine Flasche Ayinger Celebrator, Insel Kap und Abt 12. Die ersten beiden Sorten aus Deutschland, der Abt kommt aus Belgien, Besonderheit hier: 10 % Alkohol ! Das entspricht dem eines leichten Weißweins !!
Für 3 x 0,33 Liter Bier sind stolze 8, 23 € zu entrichten ( inklusive 26 ct. Pfand ).
Nicht wenig für Bier, bekommt man doch für diesen Preis locker einen ganzen Kasten mit 20 x 0,5 Liter Pilsener beim Discounter.
Aber wie beim Wein macht auch hier das besondere den Unterschied. Ich werde diese teuren Stücke sicher nicht zum Durst löschen verwenden, da tut es wirklich das Discountbier oder eine schön gekühltes Radler,Alsterwasser, Diesel....wer kennt die Sorten, nennt die Namen.
Der edle Hopfenstoff wird genüsslich in kleinen Schlückchen getrunken, wie man das mit einem guten , teuren Wein auch tun würde.
Übrigens, bis zur Craft-Beer-Kneipe ist es tatsächlich nicht weit. Sie liegt direkt nebenan, ist seit Jahren unter dem Namen "Absintheria" bekannt und wird, wen wundert es, ebenfalls vom Inhaber des Hopfenspeicher betrieben. Ein neues großes Bild im Fenster weist auf die (geänderte ?) Location hin.[verkleinern]