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Ausgezeichnete Bewertung
Für einige Geschichten ist reichlich Ausdauer erforderlich und diese ist eine von ihnen. In der einstigen Residenzstadt Detmold habe ich einige schöne Entdeckungen gemacht, die aus meiner Sicht keine weiße Flecke bleiben dürfen, auch wenn die Mehrheit meiner Kontakte hier eher nicht in den Genuß kommen, sie persönlich kennen zu lernen.
Erst vor Ort habe ich erfahren, dass zwei namhafte Musiker eng mit der Fürstenfamilie verbunden: über Johannes Brahms habe ich bereits an der passenden Stell... weiterlesen
bereits berichtet. Diese beiden Darstellungen liegen auch sehr nah bei einander: Gustav Albert Lortzing, um den es hier geht, wurde gegenüber seiner Wirkungsstätte dem hiesigem Landestheater aufgestellt und sein Musikerkollege ist in dem Schlossplatz (bzw. -Park) dahinter. Man könnte meinen, dass die sich (theoretisch) begegnet sein könnten, doch zwischen den beiden Anstellungen liegen immerhin über 30 Jahre dazwischen und 1857 hatte der ältere einige Jahre vorher in Berlin das irdische Dasein längst beendet.
Neben der Geburtsstadt Berlin besitzen Datmold, sowie Bad Pyrmont Denkmäler zu Ehren Lorzings aufgestellt. Trotz seines recht kurzen Lebens (23. 10. 1801 Berlin - 21. 01. 1851 ebenda) hinterließ er ein sehr umfangreiches Gesamtwerk, das 110 Kompositionen umfasst. Den meisten sind seine Opern ein Begriff, doch es reichte weiter, als dieses Genre. Während seiner Tätigkeit in der Residenzstadt entstanden mehrere Singspiele und ein Oratorium. Zudem lieferte er die Musik zu dem Stück " Grabbes "Don Juan und Faust". Durch seinen familiären Hintergrund ist es irgendwie "vorbestimmt", dass er wie seine Eltern Schauspieler werden sollte.
Auf den vielen Reisen, die sie unternommen haben, wurde schon früh sein Talent erkannt und gefördert. Klavierstunden erhielt er dann bei Johann Heinrich Griebel, einem Mitglied der Hofkapelle, und Theorieunterricht bei dem Leiter der Berliner Singakademie C. F. Rungenhagen. Die Zeit bis 1817 kann man als "Wanderjahre" bezeichnen, denn durch wechselnde Engagements der Eltern ist er mit ihnen mitgezogen. Bereits damals hat er seine erste Kinderrollen anscheinend erfolgreich gespielt, wie es aus seinen späteren Briefen hervorging.
Erst, als er 1824 heiratete und 2 Jahre später nach Detmold gekommen war, um dort an dem neu gegründetem Hoftheater sich "verwirklichen" zu können, konnte Lortzing für ein paar Jahre "säßhaft" werden. Was seine Ehe mit der Schauspielerin Rosine Ahles (1799-1854) anbetrifft, gingen insgesamt 11 gemeinsame Kinder hervor, von denen, wie es damals häufig passierte, nur 6 das Erwachsenenalter erreicht.
Ab Sommer 1833 bis -36 begann eine sehr produktive Lebensphase: zum einen wurde er in Leipzig zum Kapellmeister ernennt und nebenher waren die beiden Eheleute als Schauspieler tätig.Trotz dieser Doppelbelastung sind dort Werke entstanden, die noch heute häufig aufgeführt werden: "der Zar und der Zimmermann", sowie seine erste Oper "Die beiden Schützen" überhaupt, von der ich bis jetzt noch nie etwas gehört habe... Weitere sollten folgen.
Danach war er dennoch weiterhin in der gleichen Stadt geblieben, wo weitere alljährlich Klassiker entstanden wie: "Der Wildschütz" oder "Hans Sachs". Manche Entscheidungen haben aber, wenn sie einmal getroffen sind, Auswirkungen auf Dauer, die man vorher nicht überdacht hatte. Dazu zählt, dass Lortzing für die Uraufführung seiner Oper "Undine" nach Magdeburg gefahren war. Darüber waren aber seine Vorgesetzten in Leipzig alles andere, als begeistert! Das Gegenteil war eher der Fall! Trotz, dass das Stück vom Publikum sehr gut angenommen wurde, war es das letzte, das kommerziell erfolgreich gewesen ist!
Im frühen 19. Jahrhundert gab es keine soziale Absicherung und ein Vertrag konnte in folge dessen schneller, als gedacht, aufgelöst werden. Das ist es auch bei ihm passiert! Durch diesen Umstand bedingt, musste er sich nach etwas neuen umschauen. Wenn man es aus heutiger Sicht betrachtet, war es der Beginn seines sozialen Abstiegs gewesen. Zwar hat er noch einige Werke in Wien aufgeführt, doch auch wenn es heute nicht mehr bekannt ist, hat er sich ebenfalls politisch engagiert. 1848 sollte erneut zu einem weiteren "Schicksalsjahr" werden.
Aus heutiger Perspektive kann man sagen, dass viele Revolutionen in dem Jahrhundert ihren "Lauf" nahmen und mit unterschiedlichem "Erfolg" beendet wurden. Durch die jeweiligen Herrscher bedingt, alles nach nur danach "roch", wurde nicht nur streng beäugt, sondern ebenfalls mit Sanktionen belegt, die sich für das jeweilige Individuum sehr negativ ausgewirkt haben. In Fall von Lortzing bedeutete es, dass auch wenn er weiterhin sehr produktiv gewesen ist, wurde erfolgreich verhindert, dass diese überhaupt zur Aufführung gelangt sind!
1850 ist er dann erneut zu seiner Geburtsstadt Berlin zurückgekehrt: ab April des besagten Jahres konnte er eine Stelle als Kapellmeister am neu gegründeten Friedrich-Wilhelmstädter Theater in Berlin (heute Deutsches Theater) bekommen. Dem ganzen war aber keine lange Dauer vergönnt: der Einakter "Die Opernprobe" sollte sein letztes vollständiges Werk werden, das finanziell erneut nicht den erhofften Erfolgt einbrachte. Was uns heute bleibt, sind seine Werke, die an ihrer Beliebtheit und Ideenreichtum bis heute nichts eingebüßt haben!
Durch tragische Umstände bedingt sollte es für Gustav Albert Lortzing ein besonders trauriges Ende werden: verarmt und schwer krank verstarb er nicht mal 50-jährig am 21. 01. 1851 an einem schweren Schlaganfall. In einer Zeit, in der die Medizin, wie vor kurzem berichtet meist aus einem "Knüppel" bestand und aus heutiger Sicht, nicht mal die Bezeichnung verdient hätte, war es praktisch ein "Todesurteil"! Es klingt schon hart, doch es entsprach den damaligen Gegebenheiten, die sich so und nicht anders dargestellt haben... Vielleicht ist es ein Wink des Schicksals, dass unweit der Adresse, an der er in Berlin zuletzt gelebt hatte (Luisenstraße 53) heute das Charitékrankenhaus zu finden ist. Eine Plakette soll auch an den berühmten Sohn der Stadt dort an ihn erinnern.
Unter einer enorm starken Anteilnahme der Bevölkerung und seiner gesamten Musikerkollegen Berlins wurde Lortzing auf dem von mir vor Jahren bewerteten, Ev. Sophienfriedhof in der Bergstraße bestattet. Sein Andenken wird dort bis heute hoch gehalten: diese Zeilen auf dem 2001 renovierten Grabstein sind dort zu lesen:
"Dem Meister deutscher Tonkunst von den Mitgliedern des Herzoglichen Hoftheaters zu Braunschweig im Jahre 1859. Im unteren Teil stehen die Verse: Deutsch war sein Leben, und deutsch sein Leid, / Sein Leben Kampf mit Not und Neid. / Das Leid flieht diesen Friedensort, / Der Kampf ist aus, sein Lied tönt fort."
Nun kehren wir nach Detmold zurück zu dem Denkmal, der Gustav Albert Lortzing zu Ehren errichtet worden ist. Erst jetzt, nach intensiver Recherche konnte ich in Erfahrung bringen, dass es 1901 gewesen ist. Welche der beiden Anläße - 100. Geburtstag / 50. Todestag dazu geführt hatte, dass es Aufgestellt wurde, kann ich nicht sagen. Jedenfalls möglich ist beides, wenn man es so richtig betrachtet. Wahrscheinlicher für mich ist dennoch, dass es eher der zuerst genannte, der "Ausschlaggebende" gewesen ist!
Wie man es auf den Fotos sehen kann, handelt es sich um eine Metallplatte, die auf einem großem Steinblock befestigt wurde. Genau genommen wird es von (nicht gerade ästhetisch schönen) Schrauben gehalten, doch es ist ein Detail, das man vernachläßigen kann. Laut der Inschrift, die unter dem Flachrelief angebracht worden ist, dass es von "Freunden seiner Kunst" stammte. Weitere Angaben, um wen es sich genau handelt, konnte ich nicht herausfinden.
Interessanter ist aber, dass es von dem ortsansässigem Bildhauer Rudolf Hölbe (* 6. Oktober 1848 in Lemgo - 6. August 1926 in Dresden) stammte. Wie es sich infolge dessen herausstellte, ist es nicht die einzige Skulptur in Detmold, die er erstellt hatte! Mehr dazu an der passenden Stelle, die vorerst nicht verraten wird ;-).
Herr Lortzing erscheint hier im Halbprofil, was dem ganzen eine gewisse Strenge erkennbar zu sein scheint. Sein Blick richtet sich vom Betrachter weg, denn es wird nach links gelenkt. Das ganze erinnert an ein Portrait in einem Bilderrahmen, das hier auch angedeutet wurde. Die Haare scheinen ein wenig lockig zu sein, wenn man sich das ganze genauer betrachtet. Die Kleidung scheint mir zu seinen Lebzeiten zu passen, in der er in Detmold tätig gewesen ist: ein Hemd, mit einem zusammen geknotetem Tuch und einem Gehrock (oder gab es schon Sakkos?), das angedeutet scheint.
Wesentlich deutlicher aber werden der Lorbeer und die Noten unten drunter in den Vordergrund gestellt. Man kann auf dem Blatt Noten erkennen, doch wenn keine weitere Angabe vor Ort zu finden war, kann ich auch diesbezüglich keine eigenen darüber machen! Beide Teile sorgen für den Kontrast, der dem ganzen eine gewisse Dynamik verleiht. Ein Teil des Zweiges ragt auch ein wenig über den eigentlichen "Rahmen" hinaus und den Blättern wird ein gewisser "Schwung" verliehen. Auch nach der langen Zeit, wo wir das Denkmal gesehen haben, bin ich weiterhin von der Darstellung richtig begeistert! Da kann ich nur sagen: volle Zustimmung und Favoritenstatus dazu, auch wenn es erneut ein "Roman" geworden ist![verkleinern]