Erst nachdem Tochter ubier nun auch Studentin an meiner alma mater ist, fühle ich mich bereit und hinreichend qualifiziert, diese altehrwürdige Institution zu bewerten - mit akademischer Distanz sozusagen.
Kurz vor meiner Erstimmatrikulation wurde die Universität gegründet, so 1457 (daher auch meine zweistellige Matrikelnummer). Dem Fürsten Albert I. waren seine Untertanen wohl einfach zu dumm und so wurde Freiburg eine der ersten Universitätsstädte.
Der Erfolg gab ihm Recht - sogar bei mir.... weiterlesen Aktuell streben etwa 25.000 Nachahmer ebenfalls höhere Weihen an - was gut 10% der Gesamtbevölkerung von Green City ausmacht. Weitere 11.000 Freibürger sind bei der Uni bezahlt beschäftigt, womit sie auch der größte Arbeitgeber vor Ort ist.
Einen Campus im klassischen Sinn gabs noch nie, die Fakultäten verteilen sich dynamisch über das ganze Stadtgebiet, immer wo gerade Platz war. So ist die Uniklinik passenderweise neben dem Friedhof gelandet, die Juristen aber nicht neben dem Knast...
Diese Verteilung bedingt auch drei Mensen für die nicht nur wissenshungrigen Studierenden, was auch den Volkswirten die Möglichkeit ausgiebiger Marktanalysen und Vergleichender Statistik zum besten Mensaessen gibt.
Die fachliche Diversifizierung ist immens und nicht immer bedarfsgerecht. Pädagogen sind aktuell zuwenig, Forstwirte zuviel im Angebot. Und Chemiker werden eh alle von der Schweiz abgeworben, die Ausbildungskosten entsprechen etwa den Gesamteinnahmen aus deren Autobahnvignetten.
Auch ein Klappspatenstudium wird angeboten, die Ergebnisse werden dann im archäologischen Museum ausgestellt. Wegen der vielen Forstwirte sind Freiburgs Bäume alle akkurat gestutzt und Islamwissenschaften sollten wir uns sowieso alle mal anhören. Die berühmte fünfzehnte Fakultät (was machen die eigentlich?) war der unfreiwillige Starthelfer für den Stadionneubau des SC Freiburg, soviel Infrastruktur mußte doch irgendwie sinnvoll genutzt werden.
Exzellent wäre man gerne, scheitert aber regelmäßig auf der Zielgeraden. Einen Hyperlativ hat man sich aber souverän gesichert - die häßlichste Unibibliothek mit den meisten Baumängeln europaweit ist der Todesstern in Stahlschwarz, der mit dem Ideal vom Elfenbeinturm so gar nichts gemein hat.
Daß und wie der Lehr- und Forschungsbetrieb jedes Semester zustandekommt, wundert das Dekanat selbst am meisten. Der Kampf um die bestdotierten Professuren macht aber auch einfach mehr Spaß als mit Erstsemestern zum xten Mal die Versäumnisse der Gymnasien auszubügeln.
Diese Universität ist also der lang gesuchte Beweis für die Chaostheorie, warum dann hier fünf Sterne?
Na, weil aus all diesen Unzulänglichkeiten jedes Jahr die Eliten ihrer Fachbereiche hervorgehen und das Motto der Uni bestätigen: die Wahrheit wird euch frei machen.[verkleinern]