Diese Skulptur hat mich seit November letzten Jahres immer wieder beschäftigt, weil sie sich einer Deutung schlicht und einfach entzieht. Jedes Mal, wenn ich sie mir angesehen hatte, waren meine Interpretationsversuche wieder einmal widerlegt.
Kurzbewertung:
Auf dem Gerichtsplatz im Kaiserstraßenviertel zwischen Amtsgericht und Staatsanwaltschicht befindet sich ein zweistufuger steinerner Sockel (etwa 3,5m im Quadrat), auf dem drei menschenähnliche Bronzefiguren zu sehen, die wie aus Holz... weiterlesen
gefertigt wirken, nur in den unteren Zonen verrät die grünbläuliche Färbung das eigentliche Material. Diese drei Stelen (von den Kritikern so genannt) zeigen Veränderungen, die an Mutationen denken lassen, sie sind verschieden hoch, alle aber etwa in dem Bereich von 2,30m.
Eigene Erfahrung:
Bei dem Titel 'Dortmunder Annäherung' erwartete ich eigentlich, dass die Figuren irgendeine Beziehung zueinander zeigten oder aber wenigstens auf den Betrachter zuzugehen scheinen. Aber nichts davon ist der Fall. Auch in der Komposition ist kein offensichtliches Schema zu eerkennen, sie scheint willkürlich zu sein. Bei näherer Betrachtung kann man allerdings erkennen, dass die Figuren durch Körperhaltung oder Blickrichtung den unmgebenden Platz in die Szene einbeziehen.
Auf den ersten Blick schienen die Figuren mir ganz realistisch zu sein, weil die Proportionen recht stimmig sind. Aber schon auf den zweiten Blick werden die surrealen Elemente auffällig, und dieser Eindruck steigert sich von Mal zu Mal.
Nachdem ich die weibliche Figur zunächst als ästhetisch schön empfunden hatte, fielen mir von der Rückseite betrachtet die tiefen Einkerbungen im Kopf auf. Der Kopf ist vertikal in drei etwa gleich starke Scheiben zerlegt, von denen die mittlere mit der Nase nach vorn verschoben wurde, so dass die Richtung nach außen betont wird. Diese Figur ist in der linken vorderen Ecke des Steinsockels aufgestellt.
Rechts von ihr, etwas nach hinten versetzt, befindet sich die sogenannte Doppelstele. Hier handelt es sich um die Darstellung zweier männlicher Figuren, die miteinander verwachsen sind oder auseinander erwachsen. Die Arme sind nur angedeutet, und man ist völlig verunsichert - sind nun drei oder vier Beine dargestellt?
Die dritte (männliche) Figur steht mit dem Rücken zu den beiden ersten etwa im mittleren Bereich der hinteren Sockelseite. Er wirkt kräftiger als die anderen, und dann sieht man plötzlich, dass er drei Füße hat.
Eine Deutung kann ich leider nicht liefern, für jeden Interessierten gibt es aber bestimmt individuelle Interpretationsansätze. Mich fasziniert gerade das Unbestimmte sehr. Im Art Space in Frankfurt am Main befand sich übrigens eine Terrakotta Version der Figurengruppe. Ob dieser Standort heute noch existiert, weiß ich aber nicht.
Der Künstler:
Eberhard Linke wurde 1937 in Lauban geboren. Nach seinem Studium in Stuttgart arbeitete er zunächst in Braunschweig und dann in Mainz. Dort lehrte er bis 2002. Heute unterhält er zwei Ateliers in Saulheim und Flonheim.[verkleinern]