Von mir bekommt das Kindermuseum Adlerturm alle fünf Sterne, denn für die Zielgruppe, nämlich Kinder, ist es einfach ideal. Verändert hat sich in den letzten Jahren übrigens die Adresse, es heißt nicht mehr Ostwall, sondern Günter-Samtlebe-Platz.
Bei gezielten Grabungen hatte man nicht nur Reste der mittelalterlichen Dortmunder Stadtmauer, sondern auch Teile des Fundaments des Adlerturms gefunden. Dieser war einer der steinernen Wachttürme gewesen, die zur Verteidigung der Stadt errichtet... weiterlesen
worden waren.
Eine Initiativgruppe, unter Mitwirkung der Reinoldigilde, setzte es dann durch, dass nach Originalplänen und -zeichnungen 1992 eine moderne Kopie des Turms erstellt wurde, wobei das alte Fundament im Untergeschoss erhalten blieb. Die rekonstruktion sollte aber mit Leben erfüllt werden, und so machte man ein Museum daraus, in dem Kindern ermöglicht wird die Vergangenheit praktisch zu erfahren.
Das hört sich etwas hochtrabend an, daher möchte ich ein paar Beispiele anführen. Im Eingangsbereich besteht die Möglichkeit mittelalterliche Kleidung und Waffen anzulegen. Im Untergeschoss kann man mit Hilfe von Schaufel und Bürste in einem riesigen Sandkasten 'archäologische' Relikte aufspüren.
In den Mittelgeschossen hat man die Möglichkeit Geräusche und Gerüche zu erfahren. Bei den Gerüchen (Korken können aus Öffnungen in der Wand gezogen werden, wodurch die Gerüche frei werden) habe ich übrigens kläglich versagt, die Lösungen waren überraschend. Außerdem werden noch Beispiele alter Schrift geliefert, so können die Willigen ihre Namen in alter Schrift schreiben. Sehr interessant ist auch der Laufradkran, den man vor dem Eingang aufgestellt hat, er ist nach alten Plänen gebaut, und nach Anmeldung kann man sich da als Laufradknecht betätigen.
Eine bequeme Wendeltreppe führt vom Fundament bis hinauf ins Dachgeschoss, das momentan geschlossen ist. Jedes Stockwerk illustriert eine andere Episode der Dortmunder Geschichte, und die Wand zeigt jeweils eine spezielle Farbe.
Nun noch eine kurze Aufstellung der einzelnen Stockwerke:
Das Fundament des alten Turms befindet sich im Untergeschoss, auf Stützen, um das Fundament nicht zu schädigen, erhebt sich darüber die Rekonstruktion des Turms.
Im Erdgeschoss sind wohl die interessantesten Stücke ein recht gut erhaltenes Skelett, mit den wahrscheinlich dazugehörigen Grabbeigaben. Außerdem sind noch verschiedene Gefäße und die erwähnte Ausgrabungsstätte zu sehen. Etwas versteckt sind die Toiletten zu finden.
Zu dem Eingang im ersten Stock führt eine Treppe hinauf, hier ist der Laufradkran zu sehen, hier gibt es den Verleih von Kostümen und Waffen. Der Eintritt ist übrigens für Unterachtzehnjährige frei, Ältere zahlen 2,50€, Begünstigte (zu denen ich natürlich wieder nicht zähle, 1,25€. Eine offene Garderobe steht zur Verfügung.
Im zweiten Stock kann man neben einem Modell der mittelalterlichen Stadt Dortmund Werkzeuge und Türschlösser sehen. Außerdem erfährt man etwas über die schöne Verräterin Agnes von der Vierbecke, die für ihren Verrat verbrannt wurde, und an die noch heute das jährliche Pfefferpothastfest erinnert.
Dem Rittertum und ganz besonders dem Hl. Reinoldus, dem Schutzpatron Dortmunds ist dann der dritte Stock gewidmet. Hier kann man auch die geheimnisvollen Gerüche erschnüffeln.
Der 4. Stock schließlich berichtet über die große Dortmunder Fehde, stellt den Bürgermeister Hermann Klepping vor, zeigt riesige steinerne Schleuderkugeln und gibt Besuchern die Möglichkeit, alte Schrift nachzuahmen.
Für Kindergeburtstage der ideale Ort, denn ausgebildete Museumspädagogen stehen an diesen Tagen zur Verfügung und machen eine Führung durch den Turm zu einem wirklichen Erlebnis. Essen und Trinken muss man sich allerdings mitbringen. Leider ist der Turm nicht barrierefrei, es gibt keinen Aufzug.[verkleinern]