„Tu mir nix, ich tu dir auch nix“
„Leben und leben lassen“
„Et hätt noch emmer jood jejange“
Lebensweisheiten, mit denen ich mich bisher immer gut durchschlagen konnte. Und nach denen ich (ja, es ist idiotisch) auch meine Versicherungen abgeschlossen hab. Mietrechtschutz? Pff..War doch immer Ruhe im Karton, meine Vermieter kassierten die Miete und schwiegen ansonsten von den Zinnen herab. Überhaupt: Versicherungen zahlen doch sowieso nix, wenn man sie mal braucht.
Leider hatte ich da... weiterlesen eine andere Lebensweisheit nicht bedacht: „Es kann der beste Mieter nicht in Frieden leben, wenn es seinem bösen Vermieter nicht gefällt.“
Wie an anderer Stelle schon beschrieben: Eigentümerwechsel, Vermietermobbing mit dem Ziel, in meine Hütte einzuziehen, schließlich die Kündigung. Bumm.
Meine Ahnung vom Mietrecht beschränkte sich auf die beim Friseur überflogenen Illustriertentipps und rudimentäre Kenntnisse des „Darf“ und „Darf Nicht“ bei Nebenkostenabrechnungen. Nun stand ich da mit meinem geschrubbten Hals. Schnell noch 'ne Rechtschutz abschließen? Negativ, da hier die Versicherer Wartezeiten eingebaut haben-verständlich aus ihrer Sicht. Da könnte ja jeder..
Auf eigene Kosten zum Anwalt? Nein. Irgendwie ahnte ich schon, dass der heraufziehende Zappes ohnehin teuer werden würde. Hoffte aber zumindest anfangs immer noch, es vielleicht doch nicht mit einem Geier zu tun zu haben, sondern nur mit einem mies gelaunten Spatz, bei dem man erst mal die Kanone stecken lassen kann.
Aber irgendeine Form von professionellem Rat mußte her, das zeichnete sich deutlich ab. Nach diversen Schikaneaktionen litt ich immer öfter unter akutem Würfelhusten und sehr unschönen Phantasien, sobald mal wieder im Morgengrauen an die Tür gehämmert wurde und die Silhouette meines Wohnungsgebers hinter dem Spion auftauchte. Ich verwarf die Idee, mich schon mal prophylaktisch von einem Strafverteidiger beraten zu lassen und beschloß, erst mal beim Mieterverein mein Glück zu versuchen. Denn die sollten sich, so die Werbung, nach Ablatzen des Mitgliedsbeitrages sofort ohne Wartezeiten um den drückenden Schuh kümmern und so manchen Vermieter auch ohne Anwaltskeule in die Schranken weisen können.
Gesagt, getan. Mit den gesammelten bösen Briefen marschierte ich zum Mieterverein. Mitglied werden problemlos. Schwieriger war es schon , einen zeitnahen Termin zu bekommen. Nachdem ich der Dame am Empfang das Dilemma ansatzweise geschildert hatte, gelang es aber. Schon wenige Tage später durfte ich in die heiligen Hallen aufsteigen und die mir zugewiesene Beraterin aufsuchen.
Die offenbar nicht im Geringsten schockiert war und auch nicht über einer Kanne Kaffee mit mir über teuflische Vermieter schimpfen mochte. Statt dessen machte sie sich Notizen, klärte mich kurz und knapp auf, was zulässig war und was nicht. „Ich schreib dem einen Brief“. Dann war ich auch schon wieder entlassen und zweifelte erst mal, ob diese meine schlaf- und nervenraubende Krise mit der angemessenen Betroffenheit ernst genommen worden war. Beim Anwalt wär vermutlich mehr Lametta gewesen..Aber dem hätte ich natürlich auch einen ganz anderen Obolus ins Händchen drücken dürfen.
Die Durchschrift des angekündigten Briefes kam, war wiederum im „in der Kürze liegt die Würze-Stil“-Fakten, Fakten, Fakten. Keine Höflichkeitsfloskel zuviel, das gefällt mir. Und der Opener „Wir vertreten die Interessen von..“-starke Formel irgendwie.
Zwei Wochen gingen ohne Drohbriefe ins Land, wenngleich „die Gegenpartei“ bei meinem Anblick im Treppenhaus ganz offensichtlich schäumte vor Wut. Fast war ich geneigt, das Spiel als gewonnen zu sehen. Wer sich nicht wehrt, lebt halt verkehrt.
Aber Geld regiert nun mal die Welt, und man zeigte mir dann doch, wo der Hammer für jemanden hängt, der fremder Leute Eigentum bewohnen darf. Beim nächsten Hausflurtreffen fiel das Wort Eigenbedarfskündigung; ich zwang mich, es als leere Drohung anzusehen, denn so einfach konnte das ja eigentlich nicht sein. Hört man immer wieder von jammernden Vermietern. Wohl war mir natürlich nicht mehr.
Der schließlich eintrudelnde Brief vom Anwalt beendete die Ungewißheit. Sehr schön juristisch formuliert bekam ich nun mitgeteilt, daß (übersetzt) ich mich quasi als Hausbesetzer ansehen durfte, der unverschämterweise den Eigentümer daran hinderte, in seine gewünschten vier Wände einziehen zu dürfen. Ich hatte mich gefälligst hinzuscheren, wo der Pfeffer wächst; und das so schnell wie möglich. Mieterpack, elendes!
Nun bekam der Mieterverein ordentlich zu tun für die paar Piepen. Und die hängten sich richtig rein.
Denn es war in der Tat nicht so einfach, wie mein Widersacher sich das vorgestellt und sein Anwalt sehr plausibel dargestellt hatte. Wir schlugen zurück!
Nachdem klar gestellt war, daß ich nicht bleiben wollte-das gute „Zuhause-Gefühl“ war sowieso dahin und von einem toten Pferd steigt man ab - wurde sehr effizient daran gearbeitet, mir den Auszug so erträglich wie möglich zu machen. Und es hat funktioniert. Die nach zähem Hin und Her getroffene Einigung hätte ich in Eigenregie nie hingekriegt, selbst mit fundierten Mietrechtskenntnissen nicht, einfach mangels professioneller Distanz. Ist halt schon was anderes, ob es um den eigenen Schlafplatz geht oder ob man anderer Leute Interessen vertritt.
Ich bin sehr zufrieden! Und selbst wenn ich sicher wüßte, daß ich nie wieder Vermieterstreß kriegen werde, würde ich trotzdem Mitglied bleiben und brav meinen Beitrag leisten.
Eins ist aber klar: Das hier soll kein Plädoyer für den Nichtabschluß einer Mietrechtschutzversicherung sein! In Härtefällen oder wenn es nicht ohne Gericht geht, kommt man um den Weg zum Anwalt meist wohl nicht herum. So genau habe ich nicht herausbekommen, wann bzw. in welcher Phase der Service des Mietervereins endet..
Aber es muß ja nicht immer gleich um Kündigungen gehen; gibt es doch genügend Gründe insbesondere in der heutigen Zeit, den Vermietern ein bißchen auf die Finger zu gucken und sich im Zweifel qualifizierten Rat zu holen.
Was manch einem vielleicht nicht gefällt: Versuche, „seinen“ Berater außerhalb der vereinbarten persönlichen oder telefonischen Termine an die Strippe zu kriegen, sind ziemlich aussichtslos und prallen am Sekretariat ab. Keine Ahnung, wie sich das verhält, wenn der Vermieter einem wirklich gerade die Plünnen aus dem Fenster geschmissen und das Wohnungstürschloß ausgewechselt hat; vermutlich würde man dann doch eine Ausnahme machen. Wer also Wert darauf legt, seinen Rechtsberater ständig anrufen und vielleicht auch volljammern zu können, fühlt sich vielleicht nicht so gut aufgehoben. Auch die Schriftsätze sind eher minimalistisch, ohne den typischen anwaltlichen Theaterdonner und beschränken sich auf das Wesentliche-zumindest die meiner Ansprechpartnerin. Aber was soll’s, wenn’s hilft? Immerhin gibt es den ganzen Spaß für kleines Geld!
Wichtig ist, was hinten rauskommt. Und da kann ich mich wirklich nicht beklagen.
Zum Glück ist jetzt der Ärger ausgestanden.. Demnächst erzähle ich Euch dann lieber was über die Gastro im neuen Kiez:-)[verkleinern]