Eigentlich war im Navi „Stiftskirche - Karmel Maria in der Not“ eingegeben, die auf dem Kapitelberg oder Stoppenberg liegt, natürlich daher auch im Stadtteil Essen Stoppenberg. Als wir uns dem Kapitelberg näherten, sahen wir schon von Weitem die 2 interessanten Türme der Kirche, die wir anfangs als Stiftskirche fehlinterpretierten. Die Stiftskirche liegt aber weiter oben auf dem Berg und mein Schuhzeug war dafür sowieso nicht geeignet.
Ich parkte das Auto direkt neben der Kirche auf dem... weiterlesen Kapitelberg, denn sie liegt am Fuße des Berges, Ecke Essener Str., und wir umrundeten die Kirche und stellten dabei erst fest, dass es sich um St. Nikolaus handelt. Wir hatten ungemeines Glück, dass sie geöffnet war, denn seitdem Essen zur Kulturhauptstadt 2010 gehörte und viele Leute Zeche Zollverein besuchten, die nur ca 1 km entfernt liegt, auf der „gleichen“ Straße (Nicht vom Namen her, aber man muss nur geradeaus fahren), hat man beschlossen, die Kirche auch Samstags und Sonntags für Besucher außerhalb der Gottesdienste zu öffnen. Während dieser Zeit wird die Kirche aber von Gemeindemitgliedern „bewacht“ und auch der Küster war anwesend, so dass uns viele Fragen beantwortet werden konnten.
Meine Schwägerin ist evangelisch und sie war absolut begeistert von der Kirche. Große Augen strahlten mich an (ich muss doch wirklich mal mit ihr nach Bayern fahren!!). Aber auch ich fand diese Kirche ausgesprochen interessant, hebt sie sich sowohl von der Architektur als auch vom Innenleben deutlich von allem ab, was ich bisher gesehen habe. Die Jugendstil-Architektur bei Kirchen kennt man hier eher selten. Von innen fällt der erst Blick unwillkürlich auf den Kreuzweg, der sich um den ganzen Innenraum zieht, mit Ausnahme des Hochaltars. Unbeschreiblich. Er wurde 1929 eingeweiht, nachdem 9 Jahre lang an ihm gebaut wurde. Er besteht aus 14 Holzreliefs mit bis zu 1,50 m hohen farbig bemalten Figuren, die aber aussehen, als wären sie aus Gips gefertigt, richtig bunt aber im positiven Sinn und irgendwie einmalig.
Aber auch der Hochaltar zieht alle Blicke magisch an, befinden sich dort unter einem Sternenhimmel die Bildnisse von 14 Heiligen. Gefertigt aus schwarzem Kupfer. Zu den Namenstagen der Heiligen wird ein Kerze darunter angezündet, z.B. am 6.12. Nikolaus, 29.6. Paulus, 17.3. Gertrud usw. Außergewöhnlich ist ebenso der Text unter den Heiligen „Glückselig diejenigen die nicht sehen und doch glauben.“, wurde doch die Messe zu der Zeit noch in Latein gehalten. Auch die sechs Stühle hinter dem aus einem Stück aus rotem Marmor gefertigtem Altar sind absolut sehenswert.
Mein nächster Blick fiel dann auf die außergewöhnlich schönen Beichtstühle mit filigranen Holzschnitzereien an den Türen und über den Eingängen und auf die Kirchenbänke, die ebenso Schnitzerei aufweisen, die an den Seiten bemalt sind. Apropos Kirchenbänke, seit kurzem ist dort auf der linken Seite eine Elektronik installiert, die man an seinem Hörgerät einstellen kann, so dass Hörgeschädigte dem Gottesdienst problemlos folgen können.
Der Blick zum Ausgang hin lässt mich mutmaßen, dass die Orgel um das obere Fenster herum gebaut wurde, denn sie hat die Form eines „U“ und dazwischen leuchtet eins der wenigen Buntglasfenster: Ein rundes Fenster aus dem Jahr 1950, das die die heilige Cäcilia, die Patronin der Kirchenmusik, zeigt. Auf dem Boden darunter - in der Mitte der Kirche - direkt hinter dem Eingangsbereich befindet sich das Taufbecken jüngeren Datums, das ehemals in der jetzigen Marienkapelle stand, die sich links hinten im Seitenschiff befindet. Der „Immerwährende Hilfe“ wurde die kleine Kapelle gewidmet und den Kniebänke davor sollte man auf jeden Fall einen Blick würdigen, denn die geschnitzten Engeldarstellungen in Farbe gehören mit zu den schönsten Jugendstilarbeiten dieser Kirche.
Natürlich gibt es noch viele andere schöne Kunstgegenstände hier in der Kirche zu sehen. Sie alle zu beschrieben würde Seiten füllen. So zum Schluss noch ein paar Worte zur Entstehung der Kirche:
Bereits 1073 beschloss Swanhild (oder Schwanhild), Äbtissin des Essener Stiftes, auf dem von weitem schon sichtbaren Stoppenberg, eine Kirche zu bauen als Stift für Töchter des niederen Adels. Bereits ein Jahr später wurde die neue Kirche geweiht, die bis zum Anfang des 20. Jhdts als Pfarrkirche genutzt wurde.
Zu dieser Zeit wuchs das Revier durch den aufkommenden Bergbau schlagartig an, die Bevölkerung wuchs schneller als man schauen konnte und die Kirche musste vergrößert werden, was aus kunsthistorischen Gründen aber abgelehnt wurde. Trotz der Gefahr von Bergsenkunken wurde beschlossen, unterhalb der Stiftskirche eine neue Kirche zu erbauen, die heutige St. Nikolaus Kirche. Am 1 Juni 1906 wurde der Grundstein gelegt und am 17. Oktober 1907 fand bereits die Kirchenweihe statt.
Die zwei 49 Meter hohen, achteckigen Türme sind auch heute noch von Weitem zu sehen. Damals prägten sie das Bild von Stoppenberg. Von außen wirkt sie mit ihrer rotbrauen Farbe eher schlicht. Nur über dem Eingang befindet sich ein große, 4 Meter hohe Kreuzigungsgruppe aus Tuffstein als einziges außergewöhnliches äußeres Schmuckstück, aber es ist hier auch die Architektur die fasziniert.
Bereits 30 Jahre nach der Weihe musste sie schon das erste mal restauriert werden, denn die befürchteten Bergschäden sind eingetreten. Die ursprünglich eingezogene Rabitzdecke hatte starken Schaden genommen und wurde durch eine Holzkassettendecke ausgetauscht, die wunderschön heute in ihrer Lichtblauen Farbe glänzt.
Das war aber leider nicht das Ende der Bergschäden. Mitte der siebziger Jahre wirkte die Kirche als hätte sie einen Hurrican überstanden, der Boden war abgesackt, die Bänke verzogen, der Altar hing schief...unglaublich. Die Kirche wurde von 1973 bis Weihnachten 1975 geschlossen und bekam ein neues Fundament. Teile der Gewölbe wurden restauriert, es kamen neue Lampen hinzu und neue Fenster. 1988 wurde dann die Außenfassade komplett gesandstrahlt, sie wirkt auch heute noch sehr sauber.
Die Glocken der Kirche hatten auch ein hartes Schicksal: 1917 wurden sie für den Krieg eingeschmolzen, 1925 wurden die neuen Glocken geweiht, die erneut 1942 eingeschmolzen wurden. Im Dezember 53 wurden dann die jetzigen Glocken geweiht, die vom Bochumer Verein gefertigt wurden.
Bevor man die Kirche betritt sieht man in der Mitte vor dem Eingang den Schwanhildenbrunnen, der 1915 geweiht wurde und der Gründerin der Kirche ein Denkmal setzt. Ein pavillonartiger Brunnen mit einer 3-teiligen Gruppe aus Bronze, die die Äbtissin Swanhild zwischen dem damaligen Erzbischof und Kaplan der Kirche zeigt. Über dem Brunnen wurde rund herum in Stein folgender Text gemeißelt: „Stoppenbergs Bürger errichteten im Jahr 1913 diesen Brunnen zum Andenken an die Gründerin dieses Ortes, zur Erinnerung an die Jubelfeier 25-jähriger friedevoller und gesegneter Regierung Kaiser Wilhelm II. und zum Gedächtnis der Erhebung Preussens vor hundert Jahren.“
Öffnungszeiten der Kirche außerhalb der Gottesdienstzeiten:
1.Mai bis 1.November
samstags 14.00 - 18.00 Uhr, sonn-/feiertags 13.00 -17.00 Uhr,
Kirchenführung nach Absprache auch möglich: Tel. 0201-89916-0[verkleinern]
Kath. Kirchengemeinde St. Nikolaus
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