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Der Wandel der Dinge ist häufig auch im öffentlichem Raum erkennbar, wenn man sich mit dort aufgestellten Kunstwerken auseinandergesetzt! Manche unter ihnen bleiben durch Zeitzeugnisse nur in historischen Darstellungen erhalten. Aus meiner Sicht ist es eine besondere Auszeichnung und vor allem Anerkennung, wenn (meistens nach dem Ableben) an „verdiente“ Persönlichkeiten in einer solchen Form gedacht wird. Je länger sie an einer Stelle verweilen, kann es dennoch passieren, dass man mangels... weiterlesen Kenntnis nachschauen muss, wer überhaupt vor einem steht. Je nach dem, aus welchem Material ein Denkmal hergestellt wurde, konnte man sich aber nie sicher sein, ob die Nachfolgegenerationen es bei Metall für „wichtigere“ Zwecke eingeschmolzen wurden. Auf diese Tatsache wurde ich mehrmals aufmerksam gemacht. Es hieß, dass da wo jetzt man frei über die Obermeinanlage laufen kann, diese zum Literarischen Haus gehörte. Ehemals sollen es wesentlich mehr Büsten von Schriftstellern in diesen Umfeld gegeben haben! Die einzige, die weiterhin bestand hat, ist die die ich heute vorstellen möchte!
Der Name Lessing dürfte aber den meisten bekannt sein. Leider kann ich da nicht mitreden, weil ich seine Werke höchstens nur dem Titel nach kenne! Unter diesen ist „Nathan der Weise“ wohl am bekanntesten. Die Nennung dieses Stücks ist hierbei von zentraler Bedeutung! Durch dieses wird erstmals eine positive Sichtweise auf das Judentum geworfen. Gleichzeitig galt es 1779 als ein „Tabubruch“, weil sonst diese Bevölkerungsgruppe mit schlechten Eigenschaften in Verbindung gesetzt worden ist! Es ist ein Drama, das für Toleranz wirbt und neue Sichtweise auf die individuelle Religiosität bietet. Dabei geht es um nichts anderes als um die eigenen Vorurteile abzubauen. Wie wir wissen, sollte es noch sehr lange dauern, bis das gegenüber dem Judentum eingetreten ist. Bis heute bleibt es dennoch ein schwieriges Thema, das anlässlich des Jahrestages der Beendigung des 2. WK weiterhin präsent ist.
Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) ist ein Vertreter des bereits vor seiner Geburt angestrebten Aufklärung. Es ist eine Geisteshaltung, die die Mündigkeit des Einzelnen betont und das Handeln auf die Vernunft basieren soll. Der Dargestellte war der wichtigste Vertreter unter ihnen. Ohne diesen Umstand würde es höchstwahrscheinlich nicht dieses Denkmal geben! Es wurde anlässlich des 100. Todestag Lessings in Auftrag gegeben. In Frankfurt gab es seit Jahrhunderten etliche Stifter, die die eigenen finanziellen Mittel der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt haben. Wie an den entsprechenden Stellen berichtet, gilt das insbesondere im kulturellem Bereich.
Auch diese Lessing Büste geht auf einen privaten Auftraggeber zurück. Herz Hayum Goldschmidt hat testamentarisch verfügt, dass nach seinem Ableben ein Teil seines (nicht näher eingegrenzten) „Vermögens“ für die Errichtung eines solchen Denkmals verwendet werden soll. In dem Zusammenhang finde ich erwähnenswert, dass auch dieser Stifter ein Mitglied der jüdischen Gemeinde in Frankfurt gewesen war. Als Begründung für seinen Entschluss nannte er, dass ohne Lessing die Emanzipation der besagten Glaubensrichtung im 19. Jahrhunderts gar nicht möglich wäre! Gleichzeitig soll an die damit eingehende im Jahr 1864 erteilte Religionsfreiheit erinnert werden. Was für sie um so wichtiger war, dass durch diese Erlasse sie gleichwohl die allgemeinen Bürgerrechte verbunden waren. Rückblickend kann festgestellt werden, dass es ein sehr langer Weg gewesen ist, bis es nicht nur partiell, sondern „flächenmäßig“ gesetzlich verankert wurde. Wie fragil es in seinem Bestand sein würde, war zu dem Zeitpunkt nicht ersichtlich, dass knapp 60 Jahre später, diese Werte nicht mehr von Bedeutung waren. Das ist bekanntlich aber eine andere Seite der Medaille, wenn man es sich insgesamt vor Augen führt. Aus meiner Sicht muss man auch daran denken, weil man nicht vergessen darf, dass es weiterhin Menschen gibt, die alles andere als Toleranz im Sinn haben und das (unter allem Umständen) mit allen Mitteln durchsetzen wollen! Da könnte ich auf alles mögliche verweisen aber wenn man über einen solcher „Vordenker“ schreibt, wie Lessing es gewesen war, halte ich auch solche Sichtweise gehört ebenfalls dazu!
In Deutschland gibt es an verschiedenen Standorten Denkmäler, die an Lessing erinnern. Diese wurden meistens an seine Wirkungsstätten wie in Berlin, Hamburg oder Braunschweig (auch wenn ich all diese persönlich nicht kenne) aufgestellt. Gotthold Ephraim hat in seinem Leben an einigen Orten gelebt aber Frankfurt / Main hat nicht dazu gehört. Bei Interesse kann ich auf eine Sendung verweisen, die seine Vita bestens beleuchtet, die ich vor kurzem selbst gesehen habe: https://www1.wdr.de/fernsehen/planet-schule/videos/video-dichter-dran-gotthold-ephraim-lessing-100.html
Im Netz heißt es, dass seit 1961 das Lessing Denkmal in der Obermeinanlage aufgestellt wurde. Konnte keine weiteren Verweise finden, welcher Ort es ursprünglich im Jahr 1882 gewesen war. Es heißt, dass diese historische Büste eingeschmolzen wurde. Die, die heute im Mittelpunkt steht besteht aus Marmor. Sie wurde auf einem mehrstufigem Sockel aus Porphyr mit mehreren Stufen nach oben hin sich verjüngt. Bei dem Dichter wurde eine zeitgenössische Kleidung mit einer Perücke mit Zopf auf dem Kopf, einer Weste, einem gerüschtem Tuch um den Hals und einer Jacke mit Knöpfen angedeutet. Diese Skulptur gefällt mir schon sehr aber ihr Erscheinungszustand könnte bisschen besser sein. Das bezieht sich vor allem auf den Moosbewuchs. Schade finde ich auch, dass es keinen Verweis gibt, wer die aktuelle Version erstellt hatte. Die ehemalige stammte von dem Bildhauer Gustav Kaupert (* 04.04.1819 Kassel - 05.12.1897 ebenda), der während dieser Arbeiten zeitweise selbst in Frankfurt gelebt hatte. Ob vor über 60 Jahren ein entsprechender Abguss oder etwas vergleichbares existiert hatte, kann ich nicht ergründen und muss dementsprechend unbeantwortet bleiben! Nach einer sehr langen Überlegung möchte ich eine Empfehlung aussprechen, wenn man sich in der Nähe des Anfangs erwähnten Literaturhauses befinden sollte! Insgesamt finde ich sehr solide 4 Sterne nach reiflicher Überlegung für angemessen.[verkleinern]