Ich hatte noch in Erinnerung, dass es im sächsischen Freiberg zu Zeiten des Nationalsozialismus auch eine Außenstelle eines Konzentrationslagers gab.
Am Eingang zum Hauptgebäude des heutigen Sitzes des Landratsamtes, mir noch bekannt als „Porzeline“ (Freiberger Porzellanfabrik) in Freiberg befinden sich zwei Gedenktafeln, die an diese Außenstelle des KZ Flossenbürg erinnern.
Auf der einen steht auf goldenem Grund in schwarzen Lettern:
1000 jüdische Frauen litten hier
von Oktober 1944... weiterlesen bis April als
Häftlinge des KZ-Außenlagers Flossenbrück.
Ihr Leiden ist Verpflichtung, immer und
überall für die Würde und Freiheit aller
Menschen einzutreten.
ZUM GEDENKEN
(ein Davidstern)
Die zweite Tafel in gleicher Form und Größe erinnert an den Dr.-Ing. E.h Werner Hofmann, Direktor der Freiberger Porzellanfabrik, Ehrensenator und Ehrendoktor der Bergakademie Freiberg. Er wurde als Jude verfolgt und schied 1939 freiwillig aus dem Leben.
Auch darunter steht
ZUM GEDENKEN
(ein Davidstern)
In Erinnerung an ihn und Anerkennung seiner Leistungen erhielt das Hauptgebäude des Landratsamtes an der Freiberger Frauensteiner Straße 43 den Namen „Werner-Hofmann-Haus".
Früher war in dem Gebäuden die Freiberger Porzellanfabrik.
Im Zweiten Weltkrieg wurden ca. 1.000 jüdische Häftlingsfrauen im Zeitraum vom 31. August 1944 bis zum 14. April 1945 zur Zwangsarbeit bei der damaligen Arado-Flugzeugwerke GmbH Potsdam-Babelsberg im Außenlager Freiberg genötigt. Sie kamen aus dem KZ Auschwitz / Birkenau und waren dort zuvor direkt zur "Vernichtung durch Arbeit" erfasst worden.
Dieses Außenlager gehörte zum bayrischen KZ Flossenbürg, heute auch eine Gedenkstätte in der Gedächtnisallee 5 in 92696 Flossenbürg in der Oberpfalz. Diese befindet sich seit 2003 in Trägerschaft der Stiftung Bayerische Gedenkstätten.
Die meisten Frauen kamen aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Deutschland den Niederlanden und Ungarn. Sie waren bis Januar 1945 in der Fabrik eingepfercht und wurden danach in das unbeheizte Barackenlager am Hammerberg (Schachtweg) verlegt, das etwa 2 Kilometer weit weg war.
In der Fabrik mussten sie hauptsächlich
~ Flugzeugteile für die o.g. Firma unter dem Decknamen Freia GmbH, sowie
~ Zielvorrichtungen der V2 für die Optik-Firma Max Hildebrand herstellen.
Sie mussten aber auch Arbeiten in der Stadt verrichten.
Für deren Bewachung unter dem Kommandoführer Beck waren 22 SS-Wachmänner und 28 Aufseherinnen im Einsatz. Insgesamt 8 Häftlingstodesfälle sind nachgewiesen.
Zitat 1 aus meiner zweiten Quelle, der Seite „Ortsbegehung Freiberg - Hintergründe | Weiterdenken | Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen“:
„Die Kosten des Häftlingseinsatzes für die Freia GmbH betrugen 4,00 RM als Arbeitsvergütung (von denen die Häftlingsfrauen nichts erhielten), abgezogen wurden davon 0,70 RM für die "Häftlingsverpflegung“ am Tag. Jede Rüstungsfirma, die KZ-Häftlinge einsetzte nahm billigend die unzureichende Ernährung und das Prinzip der "Vernichtung durch Arbeit" in Kauf.
Zitat 2 aus der gleichen Quelle:
„Die Wohnverhältnisse waren nicht schlecht, aber wir litten schrecklichen Hunger. Die Aufseherinnen schlugen uns oft und lachten uns aus. Die Meister beklagten sich wegen Kleinigkeiten beim Unterscharführer. Dieser schlug uns erbarmungslos oder bestrafte uns durch Nahrungsentzug. (…) Neun Monate lang trugen wir das gleiche Kleid und die gleiche Wäsche. Wir bekamen keine Seife und kein Wasser.
Lili G., KZ Freiberg –„Geheime Schwangerschaften“, Pascal Cziborra, 2008, S. 25
Zitat 3: aus der gleichen Quelle:
Das Schlimmste waren der Hunger, der Schmutz und die Wanzen. Wir waren immer hungrig und uns war immer kalt. Sie haben uns nicht erlaubt, etwas auf unserem Kopf zu tragen. Für die Pritsche hatte jeder nur eine dünne Decke. Ich war mit meiner Mutter auf einer Pritsche, und wir haben die beiden dünnen Decken aufeinander gelegt. Das war ein bisschen wärmer. Ende März stellte die Fabrik die Arbeiter ein und damit wurde unsere Speisezuteilung noch gekürzt. Eine Zeitlang später bekamen wir überhaupt nichts zu essen und wir suchten auf dem Feld Wurzeln."
Das Außenlager in Freiberg / Sachsen wurde am 14. April 1945 evakuiert. Die Häftlingsfrauen wurden mit der Deutschen Reichsbahn durch das Böhmen und Mähren nach Mauthausen gebracht. Nachdem sie am 29. April ankommen waren, wurden sie am 5. Mai 1945 von den Amerikanern befreit.
Ich will hier wieder deutsche Geschichte
BEWAHREN und damit
GEDENKEN,
MAHNEN und
ERINNERN, mit dem Ziel,
dass wir aller erkennen müssen,
dass so etwas nie wieder passieren darf,
dass KRIEG nie wieder passieren darf.
Leider ist es heute gerade wieder so aktuell, mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter.
Zu meinem großen Ärger finde ich meine Fotos nicht, da bleibe ich euch dann doch etwas schuldig.
Meine Recherchequelle war hauptsächlich die Seiten der Flossenbürger Gedenkstätte
- https://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de/
und Ortsbegehung Freiberg - Hintergründe | Weiterdenken | Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen
- https://www.weiterdenken.de/de/2014/05/01/ortsbegehung-freiberg-hintergruende[verkleinern]
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