Mal einen Spaziergang machen
Jersbek bei Bargteheide besteht aus einer Durchgangsstraße, einem Restaurant und dem Barockgarten. Und um den geht es hier und heute.
Parken kann man kostenfrei gegenüber dem Restaurant kostenfrei. Schreckhafte Menschen sollten sich nicht samstags um 12 Uhr dort aufhalten, denn dann geht die Feuerwehrsirene los, die mir einen gewaltigen Schrecken eingejagt hat. Da kam der Spaziergang danach gerade recht.
Der Parkplatz ist gegenüber des Restaurants und zum... weiterlesen
Park muss man einige Schritte in Richtung Bargteheide gehen. Dann kommt links das barocke, weiße Tor durch das man gehen muss. Bei genauerer Betrachtung fällt schnell auf, dass das geklinkerte Tor nur weiß angestrichen wurde und diese Farbe dort schon abplatzt.
Hinter dem Tor gelangt man zu einer Sichtachse zu dem einen Kilometer entfernten Obelisken. Dort hin gelangt man über Wege, ich entschied mich da für den rechten.
Ich ging einen Weg entlang - aber nur an Bäumen. Nur grün - keine anderen Farben, keine Blumen, nur das Grün der Bäume. Hinter einem Elektrozaun sind zwei Koppeln, ich bekam mit, wie dort Pferde heraufgebracht wurden.
Zwischen den Koppeln geht ein Weg hindurch, der dann nach einem weiteren Knick in eine besondere Allee mündet. In dieser Allee sind nämlich die Kronen miteinander verwachsen. Der Weg zwischen den Bäumen ist auch der unwegsamste.
Diese Allee mündet dann in eine Gabelung ein. Dort kann man dann entweder rechts oder geradeaus den Park verlassen und in den Wald gehen, ich ging aber links in eine andere Allee und blieb im Park. Dort sah ich dann zwei große, weiße Vasen vermutlich aus Stein und vermutlich aus der Barockzeit. Aber diese Vasen waren nicht bepflanzt. An einer kletterte sogar schon das Unkraut hervor. Und über mir flogen immer wieder Flugzeuge, ruhig wird es dort also nicht wirklich.
Rechter Hand geht es über eine weitere Allee in Richtung Obelix, Verzeihung, Obelisk. Manche Äste hängen ziemlich tief auf den Weg runter und ich muss mich manches Mal bücken, um zu verhindern vom Ast geküsst zu werden. Außerdem musste ich einem Frosch ausweichen, der einfach so mitten auf dem Weg saß und es nicht für nötig befand, auszuweichen.
Dann endlich kam der Obelisk - eine Enttäuschung. Ein schlichter Steinobelisk ohne besondere Verzierung, dafür in einem grün blühendem Tümpel und mit dem Errichtungsjahr, 2015. Neumodische Schlichtheit also... Direkt neben dem Obelisk befindet sich ein Ruheforst.
Der Weg zurück zum Tor gestaltete sich nicht sehr interessant. Keine Blumen oder sonstiges, vorbei an den zwei Vasen und zurück zum Tor. Dafür sah ich einen vom Wind abgerissenen Ast. Durch das Tor ging es wieder zurück zum Parkplatz.
Das Gut Jersbek fiel 1705 an Benedikt von Ahlefeldt. Der frühere Klosterpropst von Uetersen mochte Kunst und hatte ein starkes Repräsentationsbewusstsein. Ihm war das Gut einfach zu bescheiden und so ließ er von 1726 bis 1740 einen großen, zeitgemäßen Garten anlegen. Es wurde einer der schönsten und größten Barockparks in Schleswig-Holstein.
Von Ahlefeldt redete bei der Planung mit, damit der Park seinen Vorstellungen entsprechen konnte. Er wurde von Jacob Fabris unterstützt, der auch an der Hamburger Oper als Bühnenbildner tätig war. Vor dem schmiedeeisernen Tor (da, wo die Farbe an den Mauern abplatzte) wurde ein gepflasterter, runder Platz angelegt. Der mag ja ganz schön aussehen, es ist nur total gefährlich dort längstzugehen, man kann schnell umknicken.
Im Gegensatz zu anderen Barockgärten ist dieser nicht auf das Herrenhaus ausgerichtet, warum ist nicht geklärt. Man vermutet, dass von Ahlefeldt das Haus nicht repräsentativ genug war. Hinter dem Tor wurde stattdessen ein kleines Lustschloss errichtet, von dem die Sichtachse wegführte. Dieses kleine Schloss wurde schon wieder abgerissen. Der ganze Park ist von Lindenreihen umsäumt.
1774 musste das Gut wegen zu hoher Schulden verkauft werden. Man konnte es sich nicht mehr leisten, den Park zu unterhalten und zusätzlich kam diese Gartenform außer Mode. Die Pflege der barocken Dekoration wurde aufgegeben und es wurden exotische Bäume angepflanzt, womit der Garten einem englischen Landschaftsparks gleichzusetzen war.
Heute sind sehr wenige Teile der barocken Deko vorhanden. Die Sichtachsen sowie die Aufteilung in Boskett- und Parterrebereich sind noch erkennbar. Der Heckengang (besondere Allee) erinnert an die frühere Gestalt des Gartens. Im Frühjahr blühen im Park tausende Buschwindröschen und Schlüsselblumen. Seit 1986 steht die Anlage unter Denkmalschutz. Der Eintritt ist frei und ab und zu gibt es Führungen auf diesem Garten, der zu den wenigen erhaltenen Gutsgärten in Schleswig-Holstein gehört.
Fazit: Wer Ruhe sucht, ist aufgrund der vielen Flugzeuge dort falsch. Auch ist der Park für Blumenfreunde nichts und wird recht schnell langweilig. Die Pflege lässt auch teilweise zu wünschen übrig - drei Sterne sind hier nur drin.[verkleinern]