Bei historisch gewachsenen Orten kann man bisweilen gar nicht ermessen, wie lange deren Ursprünge zurückliegen. Eine solche Vorstellung können die jeweiligen Museen liefern. Kassel ist eins jener Städte, bei denen aufgrund von starker Zerstörung nach dem 2. Weltkrieg ein „modernes“ Erscheinungsbild danach erhalten hatte. Eine Ausnahme bildet das Schloss und der Park Wilhelmshöhe, die unter der Schirmherrschaft der UNESCO stehen. Das ist ein Thema an und für sich, dass ich noch vorstellen werde.... weiterlesen
Diese Barockbauten spielen dennoch einen der Eckpunkte, um die sich ein Bogen bilden lässt, der seinen festen Platz in der Sammlung besitzt.
Nach außen hin scheint es, dass das klassizistische Gebäude in dem das Stadtmuseum von Kassel untergebracht ist, flächenmäßig eher zu den größeren gehören könnte. Wenn man auch auf der hier verlinkten HP nachschaut und zu lesen bekommt, dass die Sammlung auf 4 Ebenen verteilt ist, dann ist die Erwartungshaltung dementsprechend hoch. Man soll sich, wie ich es getan habe, nicht davon täuschen lassen! Ohne jene Flächen, die für die Sonderausstellungen vorgesehen ist, umfasst es gerade mal ca. 650 m²! Dafür habe ich (inkl. Knipsen) nicht ganz eine Stunde benötigt. Weil mich einige Hintergründe stark interessiert haben, ging die meiste Zeit fürs „studieren“ der entsprechenden Texte verwendet.
Mein absoluter Highlight war, dass die Leben einiger regierender Monarchen derer (Fürsten) von Hessen-Kassel in Form eines Komix dargestellt worden ist! Mir ist klar, dass eine Schriftform ist, die nicht jeder als solche bezeichnen möchte aber es ist eine spannende Alternative zu dem allgemeinen „Vermittlungsansätzen“. Das zeigt, dass seit dem Umzug in dieses Gebäude im Jahr 2016 die Verantwortlichen sich darüber Gedanken gemacht haben, wie eine zeitgemäße Präsentation aussehen kann. Schade nur, dass es nur bei dem einem „Ansatz“ geblieben ist. Ohne despektierlich klingen zu wollen aber: insgesamt würde ich es nicht als ein Museum bezeichnen, dass man unbedingt sehen muss. Wie immer ist es meine Sichtweise, die nicht von jedermann geteilt werden muss. In der Vergangenheit habe ich definitiv spannendere Adressen, als diese kennengelernt.
Was sich für andere, vor allem Menschen, die auf einen Rolli bzw. Gehhilfe angewiesen sind, bleibt ein solcher Besuch weitgehend verwehrt. Habe keine Gegenteilige Angaben im Netz gefunden. Bei einer zeitgemäßen Neuordnung (inkl. einer Flächenerweiterung durch Neubau) wäre das, nicht nur aus meiner Sicht, mehr als angebracht.
Positiv zu sehen ist jedenfalls der sehr kleine Eintrittspreis von gerade mal 4 €. Kinder und Jugendliche bis 18 kommen ohne eine solche Abgabe rein. Ermäßigt kostet es einen € weniger und es werden nur wenige Ausnahmen, die das gerechtfertigt hätten. Da verweise ich lieber auf die HP.
Wie man es sich vorstellen kann, im Mittelpunkt der Dauerausstellung steht Kassel im Wandel der Zeit. Anhand von Fotos, Gemälden und Modellen wird nachvollziehbar gemacht, welche schöne Fachwerkhäuser /Gebäude bis zum 2. WK unweit dieses Areals gegeben hatte. Durch die Tatsache bedingt, dass innerhalb eines Raums 8 Jahrhunderte Geschichte versammelt sind, kann das schon ein wenig überfordern. Zum Glück gibt es dort einige Sitzgelegenheiten, die man zwischendurch nutzen kann. Eins der ältesten Exponate darunter ist ein Stadtplan. Das an sich wäre mir kaum eine Notiz wert, wenn dieses nicht aus dem Jahr 1547! gewesen wäre!!!!!!! Von dort aus ist es nicht mehr weit, bis Kassel zur Residenzstadt erwuchs und der damit verbundenen regen Bautätigkeit, die man unter anderen im heutigem Stadtteil Wilhelmshöhe finden und bewundern kann. Ein kleiner Einblick wird dabei gewährt, welche Vorschriften erlassen wurden, damit das überhaupt möglich war.
Eine Etage weiter wird auf die veränderte wirtschaftliche und politische Situation im 19. Jahrhundert verwiesen aber nicht erst, nachdem der (ungeliebte) Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Hessen-Kassel (1820–1884) gegenüber seinen Untertanen wortbrüchig geworden ist, indem er die wichtige Teile der Verfassung nach kurzer Zeit zurücknahm! Auch gegenüber dem Fortschritt hat er sich zum Teil verwehrt! Das habe ich bereits bei den Lokomotivwerken der Familie Henschel (besser gesagt dem Brunnen, der ihren Namen trägt) kurz erwähnt: er wollte verhindern, dass überhaupt je ein „Dampfross“ sein Territorium überquert, weil sie die „schöne Luft verpesten würden“. Ein Kompromiss (nach zähen Verhandlungen) war, dass sowohl das besagte Werk, als auch der Bahnhof (deutlich später, als geplant) an den anderen Stadtrand „verbannt“ wurden.
Über Jahrzehnte hinweg gab es kleinere und größere Konflikte, die hier thematisiert werden. Daneben auch, welche Rolle die Preußen gespielt haben. Das kann man auch vor Ort nachlesen! Nicht nur, wie Anfangs erwähnt als ein Komix, sondern auch in Form einer damals erscheinenden Tageszeitung.
Mit dem wachsendem Bürgerbewusstsein konnten sich zum einen neue Wirtschaftszweige entwickeln (nicht nur das besagte Werk mit der tüchtigen Chefin - Sophie Henschel), sondern auch zeitweise ein „geistiges Zentrum“ gewesen ist. Darunter zählten nicht nur die Familie Grimm, sondern auch anderen Romantikern wie (vor einem Jahr verwiesen) dem Musiker und Komponisten Louis Spohr, dem Wissenschaftler Bunsen sowie einige andere, auf die ich im Moment nicht komme. Von ihnen gibt es Gemälde, die zum Teil in einer Art „Zimmer“ mit wenigen Möbelstücken angedeutet, den Zeitgeschmack der jeweiligen Zeit darstellen. Daneben sogar eine ganze Wand mit ihnen. Was ich als ein kleines Nachteil empfunden habe, dass dort auf eine Beschriftung dessen verzichtet wurde. Stattdessen gibt es eine Mappe mit einem entsprechenden Verweis / Biographie der betreffenden Person gibt. Eine witzige Idee ist aus meiner Sicht, dass die Produkte (vor allem Glas, Porzellan und sonstige Erzeugnisse Kassels) zu einer Art Rad zusammen arrangiert wurden :)!
Der letzte Bereich hat ein wenig bedrückend auf mich gewirkt, denn es geht um den Frieden und die Kriege im 20. Jahrhundert. Anhand von Modellen kann man erahnen, welche verheerende Auswirkungen das ganze auf das architektonische Erscheinungsbild gehabt hatte. Es war dennoch nicht das erste mal, dass in einigen Bereichen es eine Art „Zeitfenster“ in bestimmte Jahrzehnte gegeben hatte, mit Objekten, die man ggf. schon selbst kennt bzw. sie in einer vergleichbaren Form bis heute besitzt, auch wenn das Erscheinungsbild sich (mitunter) deutlich verändert hatte: angefangen bei einem Bügeleisen, Staubsauger, Nähmaschine, Möbeln etc. Laut eigenen Angaben verfügt die gesamte Ausstellung über ca. 700 Exponate, in dem Rahmen, den ich hier vorgestellt habe. Ob sich aufgrund meiner Ausführungen jemand zum Stadtmuseum in Kassel begebt, das ist wie auch immer jedem selbst überlassen. Bei mir ist es sehr unwahrscheinlich, dass das erneut passieren wird. Auch hier möchte ich die neutralen 3 Sterne als Gesamtwertung geben, aus den Gründen, die ich bis dahin erläutert habe.[verkleinern]