Schluss mit lustig, nun wird es ernst !
Schon seit längerer Zeit hatten wir uns vorgenommen, dieses seit 1992 bestehende, einzigartige und thematisch außergewöhnliche Museum zu besuchen, aber wie es so ist, man muss auch Zeit und Muse dafür finden. Das Museum widmet sich dem Tod in all seinen Facetten.
Der Winter als dunkle Jahreszeit ist der richtige Zeitpunkt , um den dunklen Mächten eine Audienz zu erweisen. So war ich selten in so gespannter Erwartung vor dem Besuch eines Museums.... weiterlesen Hoffentlich ist es nicht aufgezogen wie eine Geisterbahn mit allerhand Gruselkitsch ...
Was würde mich erwarten und was würde ich bei der Konfrontation mit dem Thema Tod denken und fühlen?
Nun, da wir auf dem Weg waren gab es aber auch kein Kneifen und kein Zurück mehr.
Die Bedenken zart besaiteter Leser, dass es nun knallhart kommt, kann ich zerstreuen. Ich muss gestehen, es war weniger schlimm als erwartet, aber sehr interessant und spannend.
Tote, Mumien und sterbliche Überreste von Menschen sucht man hier vergebens. Das Museum ist nichts für Sensationslüsterne. Sie werden hier enttäuscht sein.
Wer sich aber ohnehin für Friedhofs - und Bestattungskultur interessiert, wird hier viel bekanntes finden, aber auch viel Neues hinzulernen.
Ich gebe aber zu, nur in dem gewölbeartigen Nebenraum im Untergeschoss wurde mir angesichts der düsteren Atmosphäre bei dem Anblick der alten, vorwiegend bemalten Särge und dem Sarg in der klimatisierten Vitrine ein wenig mulmig, zumal ich mich alleine durch diesen Raum bewegte und meine Schritte gespenstisch hallten.
Da zog nicht nur ein kühler Hauch an mir vorbei, sondern auch schon der eine oder andere Schauer über meinen Rücken.
Ansonsten nahm ich mit Interesse die Informationen zur Entwicklung des Bestattungs- und Friedhofwesens, welche anhand von Tafeln und Exponaten beispielhaft dargestellt werden, auf, was mich dann etwas ablenkte und meine Gedanken wieder in rationale Bahnen lenkte.
Dann folgte erneut ein Wechselbad der Empfindungen:
Um in das Obergeschoss mit Ausstellungsstücken zu Bestattungsriten verschiedener Religionen und Kulturen zu gelangen, musste ich eine Zwischenetage passieren, die über eine lange, flache Treppe vom Foyer her erreichbar ist. Das Besondere an dieser Zwischenetage ist, dass von deren Decke dicht an dicht Fäden mit leuchtend roten kleinen Fetzen hängen.
Ich hätte in der Zwischenetage ja auch am äußersten Rand entlang gehen und so den Fetzen ausweichen können, aber das war für mich irgendwie keine Herausforderung. Zu groß war meine Neugierde, wie "es" ... ja was überhaupt ? ... sich anfühlen würde. Also nahm ich den Weg mitten durch zu einer der Treppen in das Obergeschoss.
Als ich die Zwischenetage so durchquerte überkam mich schon ein etwas merkwürdiges Gefühl, als würde ich in eine andere Welt entgleiten, fühlte mich aber sehr erleichtert, als ich diese Passage gemeistert hatte. Mein Schatz hatte interessanter Weise übrigens vor mir den gleichen Weg durch die "Fadenwelt" gewählt und beobachtete von der Galerie des Obergeschosses aus, wie ich ebenfalls hindurch ging.
Ich möchte mir nicht vorstellen, ob sich das Sterben so oder ähnlich wie die Passage in eine andere Welt anfühlen könnte.
Im Obergeschoss war - wie bereits erwähnt - vieles anhand von Informationstafeln und Exponaten zu besonderen, teils exotisch anmutenden Bestattungsriten zu erfahren.
Besonders interessant fand ich die hinduistischen Friedhofswächter und den farbenfrohen Sarg in Form eines Hahnes aus einem zentralafrikanischen Land.
Abschließend besuchten wir noch die Sonderausstellung zum Sterben im 1. Weltkrieg, die mich jedoch nicht so sehr ansprach. In der heutigen Zeit, wo wir dank der Medien den Krieg ständig vorgeführt bekommen, können wir uns kaum noch vorstellen, wie aus der anfänglichen Kriegseuphorie angesichts des massenhaften Sterbens in Europa ein Trauma für die Menschen wurde.
An der Kasse befindet sich noch ein kleiner Museumshop, welcher auch eine gute Auswahl neuer und einige antiquarischer Bücher und Zeitschriften feil hält, wo ich prompt auch fündig wurde.
Interessierten kann ich einen Besuch sehr empfehlen. Man sollte sich mindestens zwei Stunden Zeit nehmen. Der Eintrittspreis ist mit 6 € vertretbar.[verkleinern]