Unweit des sehr innenstädtisch und flussnah angelegten Heumarkts findet sich ein völlig unspektakuläres Gebäude mit seltsamem Entrée auf dem zu lesen steht: 'Ubiermonument'. Man passiert die gläserne Schiebetür und sodann den kleinen Empfangsraum. Im Bedarfsfall mobilisiert das freundliche Personal den Treppenlift, denn es geht immerhin 15m in die Tiefe. Was schon darauf schließen lässt, dass Köln wohl eine recht vielschichtige Vergangenheit aufzuweisen hat.
Treppab leuchtet es dem Besucher... weiterlesen
bereits römischrot entgegen - die klassische, etwas Richtung Orange tendierende Edelfärbung aus der Dekoabteilung unserer tüchtigen Stadtgründer. Nur, dass die hier präsentierte bauliche Hinterlassenschaft sogar noch aus der Zeit vor der Stadtgründung stammt. Es handelt sich um ein beeindruckendes, insgesamt 6,60m hohes Mauerwerk, welches dank ebenfalls vorgefundener Gründung auf Eichenpfählen recht genau auf die Entstehungsjahre 4 und 5 n. Chr. datiert werden konnte. Mit anderen Worten: dies ist nicht nur der älteste Steinquaderbau am Orte, sondern höchstwahrscheinlich gar nördlich der Alpen überhaupts.
Eine fachkundige Rekonstruierung ergab, dass dieser Turm ursprünglich mindestens 12m hoch war. Auch von der aus kleineren Ziegeln errichteten römischen Stadtmauer, die 100 Jahre später ergänzt und bis ins 12. JH genutzt wurde, sind Fragmente erhalten. Desweiteren werden in schickem Ambiente einige architektonische Deko-Elemente, etwa Steintafeln und Säulensegmente präsentiert. Zufällig bei Ausschachtungsarbeiten entdeckt, sodann ausgegraben und für die Nachwelt gesichert wurde dies alles im Jahre 1965. Vom hierbei federführenden Archäologen Otto Doppelfeld stammt auch der Name des Monumentalbaus.
Und zwar als Hinweis auf die Entstehungszeit, als von einer Colonia noch keine Rede war und diese Ansiedlung im Kaiserreich noch unter 'Oppidum Ubiorum' - Dorf der Beklo... der Ubier firmierte. Denn jener Germanenstamm wurde zuvor als romfreundlich klassifiziert und an dieser topografisch und strategisch günstigen Flusslage angesiedelt. Nachdem Cäsars Truppen die keltischen Eburonen von hier vertrieben hatten, vgl. De Bello Gallico.
Gelegen am Südende des inzwischen verlandeten Hafens diente der Hochbau wohl als Beobachtungsplattform und möglicherweise auch als Leuchtturm. Ein nicht unwichtiger Zweck lag natürlich auch in der Demonstration römischer Überlegenheit nach dem Motto: 'Kuckt mal, was wir tolles können und ihr nicht'. Auf die nicht ansatzweise vergleichbar organisierten und technisierten Germanenstämme - zumal die anti-imperialistisch eingestellten - muss so ein Trumm aus gewaltigen, präzise verfugten Tuffsteinquadern ähnlich gewirkt haben wie der schwarze Monolith auf die bepelzten Vormenschen im Prolog von '2001'.
45 Jahre später wurde das Ubierdorf, inzwischen bedeutender Garnisonsstandort dann auch noch in den Rang einer Colonia - also einer Stadt römischen Rechts - erhoben. Wofür maßgeblich die allhier geborene Hochadelige und spätere Kaisergattin Agrippina die Jüngere gesorgt hat, auch zwecks Aufhübschung des eigenen Lebenslaufs.
Nach siebenjähriger, also wohl gründlicher Sanierung und Aufwertung der Präsentation, wofür 800.000 Euro aufgewendet wurden, steht das Ubiermonument nun wieder zur kostenfreien Besichtigung zur Verfügung. Dies allerdings zeitlich arg eingeschränkt am ersten Donnerstag eines jeden Monats von 14:00 bis 17:00. Im April wird dann auch der informative Begleitkatalog für fünf Euro verfügbar sein.
Am letzten Wochenende war öffentliches Re-Opening und das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ebenso wie andere archäologische Fundstätten in und um Köln wird das Ubiermonument vom Römisch Germanischen Museum als Unterer Denkmalbehörde betreut. Auch die Außenstelle Malzmühle dieses Instituts ist ein lohnender Ort, wenn man der nicht immer und ausschließlich ruhmvollen lokalen Gegenwart entfliehen und sich lieber der Gründerzeit der (Prae-) Colonia zuwenden möchte. Dignus est intrare
Gewidmet diesem geistreichen und sympathischen Wahl-Freiburger....
Mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas[verkleinern]