Schloß Lübben heute ist ein Komplex aus 3 Gebäuden: Turm, Oberamtshaus und Marstall. Es liegt am südlichen Rand der Altstadt von Lübben in der Niederlausitz. Südlich des Schlosses erstreckt sich ein großer Park, der von Spreewaldarmen durchflossen ist.
Das Schloß beherbergt das Museum zur Stadt- und Regionalgeschichte sowie ein Restaurant. Für mit dem Auto anreisende Besucher steht direkt am Schloß ein gebührenpflichtiger Parkplatz zur Verfügung (z.B. 2 € für 3 Stunden). Man ist gut beraten,... weiterlesen einen Parkschein lösen. Das Ordnungsamt kontrolliert permanent. Wer aus der Altstadt zu Fuß zum Schloß will, braucht gute Nerven und flinke Füße. Altstadt und Schloßareal trennt der vielbefahrene Ernst-von-Houwald-Damm. Füßgängerüberwege oder eine Fußgängerampel gibt es vorm Schloßbereich nicht.
Die Dauerausstellung (Eintritt 4 €) zeigt Ausstellungsstücke (z.B. das 2 m langes Richtschwert der Stadt) und Informationen zur Geschichte der Stadt Lübben und der Niederlausitz von der Steinzeit bis heute. Auch eine kleine volkskundliche Sammlung mit Spreewaldtrachten ist zu sehen. Man erfährt z.B. daß nach Aufbau eines ersten kleinen Telefonnetzes ein 5-Minuten-Gespräch den stolzen Preis von 1 Reichsmark hatte und daß man nach dem Wechsel an Preußen so seine Probleme mit der deutschen Kleinstaatlichkeit hatte. Sachsen und Preußen hatten, wie die meisten deutschen Staaten, eigene Maße und Gewichte. Fasste ein sächsischer halber Scheffel 52 Liter, mußte man nach 1815 umdenken: ein halber preußischer Scheffel fasste nur 27 Liter.
Die Ausstellungen sind klar gegliedert und nicht zu textlastig.
Innen läßt kaum etwas ein „Schloß“ erahnen, was daran liegen, das Lübben bis 1815 zwar Hauptstadt der Markgrafschaft Niederlausitz, aber keine fürstliche Residenzstadt war und das Schloß administrativen Zwecken diente. Lediglich die Herzöge v. Sachsen-Merseburg nutzen Schloß Lübben im 17. und 18. Jahrhundert als Nebenresidenz und unterhielten im Schloßturm eine Wohnung. Im Obergeschoß vermitteln die Fachwerkwände noch einen Hauch von „alt“.
Optischer Höhepunkt ist zweifellos der große, zweigeschossige Wappensaal im Turm. Er diente ursprünglich als Huldigungssaal für die Herzöge sowie als Versammlungsort der Niederlausitzer Stände. Von 1914 bis 1917 wurde der Saal im Stil der wilhelminischen Zeit mit 115 Wappen von Städten, Adelsfamilien und Orten der Niederlausitz ausgemalt. Die westliche Wand das Saal nimmt ein 7 m breites und 4 m hohes Historienbild ein, daß die Begrüßung des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich II. Eisenzahn vor den Toren von Lübben im Jahr 1448 zeigt. Anders als die anderen Museumsräume ist der Wappensaal nicht barrierefrei und für Personen mit körperlichen Behinderungen nicht zu besichtigen.
Bis zum 2.11.2014 ist die Sonderausstellung „Wie wir Preußen wurden“ zusehen. Von 965 bis 1918 war die Niederlausitz (bis ins 15. Jahrhundert Mark Lausitz) Markgrafschaft. Zunächst verwalteten sächsische Adelige die Mark für den deutschen König. Im 13. und 14. Jahrhundert war die Mark zwischen Polen, Brandenburg und Sachsen umkämpft, bevor sie 1367 an das Königreich Böhmen verkauft wurde. Im Prager Frieden von 1635 kamen Nieder- und Oberlausitz an Sachsen. Wegen seiner Allianz mit Napoleon verlor der sächsische König Friedrich August I. durch den Wiener Kongreß 1815 die Niederlausitz an Preußen. Das Markgrafentum wurde aufgelöst, die Niederlausitz wurde bis 1949 Teil der Provinz Brandenburg. In der DDR gehörte die Niederlausitz zunächst zum Land Brandenburg und wurde dann auf die Bezirke Cottbus und Frankfurt/O aufgeteilt. Seit der Wiedervereinigung gehört die Niederlausitz zum Bundesland Brandenburg.
45 Markgrafen regierten die Niederlausitz, wobei die preußischen Könige nach 1815 nur noch den Titel eines Markgrafen der Niederlausitz führten. Letzter (Titular-)Markgraf war Wilhelm II., König v. Preußen und Deutscher Kaiser.
Ältester Teil der heutigen Schloßanlage ist der Turm mit fast quadratischen Grundriß und 2,50 m starken Backsteinmauern, der im 14. Jahrhundert anstelle einer 1150 erstmals erwähnten Wasserburg errichtet wurde. In der Turmburg lebten die Burggrafen, später die Ländvoigte, die die Lausitz für ihren Landesherren verwalteten. Im 17. Jahrhundert fanden Umbauten statt. So wurde eine herzogliche Wohnung im Obergeschoß eingebaut, die 1915 wieder abgerissen und durch ein Dach ersetzt wurde. Der Wappensaal wurde ab 1915 ebenfalls neu gestaltet und wird heute für Veranstaltungen und Trauungen genutzt.
Das Oberamtshaus wurde von 1679 und 1682 im Stil der Spätrenaissance vor die Südfassade des Turms gebaut und diente als Regierungssitz der Niederlausitz. Neben Museumräumen befindet sich ein Restaurant im Erdgeschoß.
Den schmucklosen Westflügel der Anlage bildet der Marstall, erbaut 1669 und restauriert ab 1980. Heute hat ua. die Touristinformation Lübben hier ihren Sitz. Der Ostflügel wurde 1930 abgerissen.
Die ganze Schloßanlage wurde von 1914 bis 1917 umfassend umgebaut. Während der schweren Kämpfe zum Ende des 2. Weltkrieges wurde die Schloßanlage beschädigt. Die DDR nutzte Schloß Lübben als Berufsschule und Galerie. Im Wappensaal war von 1950 bis 1970 das Heimatmuseum untergebracht. Nach einer Renovierung wurde der Saal ab 1981 als Veranstaltungsort genutzt. Von 1998 bis 2008 erfolgte eine umfassende Sanierung und Renovierung des Schloßkomplexes, in dem seit 2001 das Stadt- und Regionalmuseum Lübben untergebracht ist.[verkleinern]