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Junge Menschen können auf Ideen kommen, die man aus der Perspektive eines Erwachsenen-Ichs als völlig „schräg“ erscheinen. Nach dem Motto: „Was soll denn schief-gehen“, habe ich einen (sehr groben) Plan für mein verlängertes Wochenende erstellt. Dieser sollte mich unter anderem nach Mannheim führen. Hab mir im Vorfeld „ausgemalt“, wie toll wäre es einen Einheimischen zur Seite zu haben, der sich bestens in der Stadt auskennt. Tja, es kam aber anders. Meine Verwandte (nachdem es tatsächlich mit... weiterlesen dem Treffen geklappt hatte) war gar nicht begeistert gewesen…
Nun ja, das was einem selbstverständlich erscheint, (vor allem wenn man wenige Jahre zuvor aus dem Ausland gekommen ist) muss es (trotz aller Spontanität) nicht gut geheißen werden. Heute, wo man (fast) jederzeit erreichbar ist, wäre es eine Frage einer Kurzmitteilung gewesen, ob das der Fall gewesen wäre – als Azubine in den 90-er Jahren, die auf eine öffentliche Telefonzelle zurückgreifen musste, war dies nach unzähligen Versuchen „geglückt“. Leider ist aus einem gemeinsamen Stadtrundgang damals nichts geworden. Dennoch das was ich auf „eigene Faust“ erkundet habe, sollte eine bleibende Erfahrung werden. Zu Hause von meinem Vorgesetzten (der aus der Region stammte) auf den Fluss angesprochen, der in der Nähe der Jugendherberge fließt, gefragt, musste ich erst lange nachdenken, welcher der beiden es gewesen ist: es war doch der Rhein gewesen und nicht wie ich damals behauptet habe, der Neckar! Für mich damals war die besagte Unterkunft ebenfalls eine Erkenntnis wert: man soll ab und zu die eigenen Einschätzungen "übers Bord" werfen ;-)! Nicht alles muss den Erfahrungen entsprechen, die man zuvor gesammelt hatte: das kleine Häuschen, in dem es untergebracht ist, erinnerte mich nicht an die (mit mehreren hundert Zimmern) die ich zuvor angesteuert hatte, sondern war eher mit einem bisschen Größeren Einfamilienhaus vergleichbar! Überhaupt das Essen dort, war das beste, das ich in einer solchen Einrichtung je gegessen habe. Das am Rande erwähnt ;-)!
Als Besucherin einer fremden Stadt, gab es für mich andere Prioritäten, als jemand, der häufiger sie ansteuert. Das was ich mir darunter ausgesucht habe, fand ich einfach bewundernswert: eine Innenstadt, die nicht wie sonst nach (mehr oder weniger bekannten) Persönlichkeiten benannt sind, sondern eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen besteht. Es weist in eine Zeit, in der eine solche Veränderung auf einen Adeligen zurückgeht. Das war dementsprechend ein „Aushängeschild“ in eigener Sache. Das kann man auf weitere Bereiche übertragen: das prunkvolle Schloss, der ebenfalls barocke „Marktplatzbrunnen, sowie die sog. „Hof- bzw. Jesuitenkirche“. Es sind „Kulturgüter“, die ich aber noch nicht geschafft habe, vorzustellen. Kommt aber noch…
Auch, wenn vieles auf den ersten Blick so aussieht, als ob es z.T. Jahrhunderten bestand haben könnte, muss es nicht unbedingt auch der Fall sein! Vieles wurde entweder neu nach dem 2. WK erstellt oder so weit es gehen sollte, so nah wie möglich an das ursprüngliche Vorbild angelehnt sein und dadurch an das einstige Erscheinungsbild erinnern. Eine ungewöhnliche Seite führt einem vor Augen, was es damit auf sich hat: eine Gegenüberstellung, von dem wie es an ausgesuchten Stellen der Stadt aussah und wie es sich 2018 darstellte! Schaut euch bei Interesse an: https://www2-mannheimer-morgen.morgenweb.de/jx/bombennacht-1943-mannheim-damals-und-heute.html Wie in anderen Städten auch auf das besondere kommt man erst drauf, wenn man sich auf den Weg macht. Eigentlich hatte ich beim letzten mal vor es einzufangen aber es kam (wie ich berichtete) wiederholt anders…
In der langen Geschichte, auf die Mannheim zurückblicken kann, sind einige „Prominente“ Namen mit ihr verbunden. Jene, die mit dem vorher erwähnten Schloss lasse ich (fast) außen vor. Doch welch eine Wendung hätte das Leben von Wolfgang Amadeus Mozart nehmen können, wenn er nicht nur 167 Tage hier verweilen dürfte, sondern eine Anstellung als „Kammermusiker“ am hiesigem Hofe erhalten hätte… Die Zeit sollte ihn aber nachhaltig prägen. Eine Episode innerhalb dieses Aufenthalts bei ihm war, dass er sich zweifach schwer verliebt hatte: in Mannheim selbst aber auch eine Frau, die ihn abgewiesen hatte. Das sind aber andere Geschichten. Wie gerne hätte ich ihnen letztes Jahr gelauscht, als ich von kostümierten Stadtrundgängen erfuhr: einer unter ihnen ist eben diesem ‚Genius‘ gewidmet.
Menschen unterschiedlicher Herkunft und Bildung haben hier ihre „Spuren“ hinterlassen. Einige werden wie der von Albert Speer (Baumeister Hitlers) nur hinter vorgehaltener Hand erwähnt. Er ist am 19. März 1905 in dieser Stadt geboren. So wie unter anderem der Komiker Bülent Ceylan, der nicht immer beliebte Musiker Xavier Naidoo oder was mir bis jetzt nicht bekannt war Seffi Graf. Seit über 200 Jahren gibt es darüber hinaus innovative Köpfe, die den Fortschritt vorangetrieben haben. Ohne Karl Dreis und seine Laufmaschine, die er unweit des Wasserturms konstruiert hatte, würde es (wie ich in einer Fachzeitschrift gelesen habe) weder Fahrrad, Motorrad und Auto gar nicht geben. Das letztere bestimmt bis heute nachhaltig den Standort als ein wichtiger Arbeitgeber. Mit Wehmut wird an die Pioniere gedacht, die damit verbunden sind: heute wird mit dem Automobil eher Carl Benz als ein „Pionier“ gefeiert aber ohne das Engagement seiner Frau und ihre Begeisterungsfähigkeit / Tatendrang von Bertha wäre es nicht zum „Lieblingskind“ der Deutschen geworden! Sie hat sich als erste aufgemacht, um (die damals lange Strecke) von Mannheim bis nach Pforzheim zu bewerkstelligen. Leider (nicht nur hier) wurde der Gatte mit einem Denkmal geehrt.
Wenn es um diese geht, darf das Datum 13.1.1782 nicht unerwähnt bleiben: für Friedrich Schiller war es der „Auftakt“ zu seiner späteren Bedeutung als Verfasser von Bühnenwerken. Halb auf der Flucht wird „Die Räuber“ aufgeführt und mit Begeisterung aufgenommen. Es sollte nur eine kurze Episode auf dem Weg nach Thüringen werden aber was bis heute an ihn erinnert ist seine ehem. Wohnung (die ich aufgrund eines Missverständnisses nicht mehr besuchen konnte…), sowie unweit der Hof- oder Jesuitenkirche befindliche Denkmal erinnern. Demnächst werden diese weißen Flecken mit „Leben“ gefüllt :-)
Unter „Kennern“ wird aber ein anderes Fahrzeug als „Meilenstein“ der Landwirtschaftstechnik angesehen: der Lanz Bulldog, der (wie ich selbst hören konnte) reichlich Lärm verursacht aber was seine „Effizienz“ anbelangt, lange als „unübertroffen“ gegolten hatte. Viele bedauern es sehr, dass das sich mit der Übernahme durch einen amerikanischen „Konkurrenten“ sich das (lt. einem „Insider“) sehr gewandelt haben soll und dabei die „Ressource Mensch“ – nicht zum ersten mal, sich anderweitig umschauen brauchte… Was so ein Wandel mit sich bringen kann.
Was mir sehr viel Spaß bereitet hatte, waren die unterschiedliche Museen, die es hier gibt. Da ich aber über das REM und das Zeughaus geschrieben habe, belasse ich es bei deren Erwähnung. Eins möchte ich zum Schluss nicht unerwähnt lassen: die Innovationen und der Forscherdrang kann man interaktiv in dem sog. „Technoseum“ erleben! Wenn man (wie mein Partner) meinen sollte, dass es sich um die harten Elektrobeats handelt, wird sein „Wunder“ erleben ;-). Um das alles erfassen zu können, braucht man mehrere Stunden Zeit, die wir nicht hatten.
Eigentlich habe ich mir vorgenommen, nach den eben erwähnten Museum den winterlichen Luisenpark in deren Nähe anzuschauen. Zum einen lag ein langer Tag hinter uns als auch es an der nötigen "Tatkraft" gemangelt hatte. Wie ich (nicht nur aus dem Netz), sondern von einem Einheimischen erfahren habe, ist es ein Ziel, das man sich eigentlich nicht entgehen lassen sollte. Die besagte Jahreszeit soll mit den sog. "Winterlichtern" ein besonders Vergnügen sein! Musste daran denken, als ich überlagt habe, was bei einem weiteren Besuch der Stadt mich interessieren würde. Wann das sein wird, wird sich (in nicht absehbarer Zeit) in (ggf. ferner) Zukunft herausstellen. Wie so häufig ist auch diese Sehenswürdigkeit bis auf weiteres geschlossen!
Habe lange überlegt, ob ich es erwähnen soll aber manchmal ist es von Vorteil, wenn man sich nicht auf die eigene Wahrnehmung verlässt ;-)! Wie in vielen anderen Großstädten auch, gibt es hier sowohl eine Universität (nähe HBF) als auch eine FH. Wir haben uns an einer von ihnen verabredet und dennoch war ich mir nicht bewusst, dass ich an der „falschen“ gelandet war. Hier kann ich nur den Spruch zitieren: „Wer lesen kann, ist klar im Vorteil“ und wer richtig zuhört, um so mehr ;-)!
Als ich gestern den Beitrag von Felixel gelesen habe, musste ich an das denken, was ich anfangs geschrieben habe: heutzutage wäre ich definitiv anders vorgegangen. An diese Begebenheit musste ich dennoch denken, weil es ebenfalls an einem Osterwochendende passiert ist. Musste dennoch darüber schmunzeln, dass ich mir nur wenige Schritte von dem Wasserturm habe (fast kostenlos) die Haare machen ließ und dieser Umstand reichlich staunen bei meinen Lieben hervorgerufen hatte. Eine andere Erinnerung ist mit dem REM verbunden: wollte mir damals eigentlich die Dauerausstellung anschauen. Daraus wurde nichts, denn das Gebäude wurde zu dem Zeitpunkt saniert. Stattdessen habe ich (zum ersten mal überhaupt) eine Ausstellung über das alte China und deren Kaiser bewundert. Sehr lange ists her. Wann es eine weitere Gelegenheit sich bieten wird, sei abzuwarten. Mannheim bietet einiges, was man sich anschauen kann. Es ist dennoch eine Stadt, in der es einige Highlights gibt aber ich persönlich an etlichen Ecken weniger „Nachkriegscharme“ gewünscht hätte. Geschmäcker sind eben unterschiedlich. Mir ist das ganze dennoch sehr solide 4 Sterne wert.[verkleinern]
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