Die Dorfkirche von Morgenitz (20 km südlich von Zinnowitz / 15 km nordöstlich von Anklam) auf der östlichsten deutschen Ostseeinsel Usedom ist eine jener turmlosen kleinen Usedomer Inselkirchen, die sich nahezu unverändert erhalten haben. Und wichtig für Besucher: es ist eine „offene Kirche“.
Im Dorf ist sie gar nicht so leicht zu finden, denn der markante Kirchturm fehlt und die Kirche versteckt sich etwas hinter großen alten Bäumen.
Die Kirche ist umgeben vom alten Kirchhof mit einer... weiterlesen großen Anzahl Inseltypischer gusseiserner Grabkreuze. Neben der Kirche stehen der externe hölzerne Glockenstuhl und das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges.
Erstmals erwähnt wurde Morgenitz (Herzogtum Pommern) im Jahr 1270. Um 1320 ließ der Abt des Prämonstratenser-Klosters Grobe (nahe der Stadt Usedom) eine kleine Kapelle errichten.
Die heutige Backsteinkirche mit Gruft wurde ab 1423 erbaut. Mehrfach wurde die Kirche beschädigt:
1702 riss ein Sturm die Fenster heraus, die danach vermauert wurden.
1747 zerstörte ein Wirbelsturm das Dach. Das neue Dach stürzte 1764 ein und zerstörte dabei den Ostgiebel. Erst 1771 konnte die Kirche wieder aufgebaut werden. Gleichzeitig wurde das Innere der Kirche neu im Barockstil gestaltet.
1820 wurde neben der Kirche der hölzerne Glockenstuhl (erneuert 1928) für eine mittelalterliche Glocke erbaut.
Da man im ausgehenden 19. Jahrhundert gerne eine musikalische Untermalung zu den Gottesdiensten haben wollte, wurde 1894 die Balkendecke entfernt und durch eine hölzerne Tonnendecke ersetzt. So schuf man den nötigen Platz für Orgelempore und Orgel. Der 1. Weltkrieg kostete die Kirche ihre Glocke, die eingeschmolzen wurde. Nach dem Krieg wurde eine Bronzeglocke aus dem 19. Jahrhundert beschafft, zu der nach dem 2. Weltkrieg noch eine Stahlglocke hinzukam.
In den 1960er Jahren sollte die Kirche aufgegeben werden. Der Plan scheiterte am Widerstand des Usedomer Pfarrers und der Gemeindemitglieder. So blieb dieses Kleinod erhalten.
Wer in der Kirche opulentes Barock erwartet, wird enttäuscht. Es handelt sich da eher um die ländlich-bäuerlich-naive Variante des Barock.
Der beim Einsturz des Ostgiebels zerstörte mittelalterliche Altar wurde 1777 durch einen hölzernen und bemalten Holzaltar ersetzt. Die Gemälde des Altars zeigen das Abendmahl sowie die Auferstehung Christi und die Apostel Petrus und Paulus.
Die Kanzel ist ebenfalls mit Gemälden verziert. Das Gestühl ist mit Blumenbildern geschmückt.
An den Wänden sind verschiedene Toten- und Gedenktafel aufgehängt: z.B.
eine kaum noch lesbare Totentafel für ein Ehepaar vom Ende des 18. Jahrhunderts,
eine Gedenktafel für 2 Soldaten, die 1815 im letzten Feldzug gegen Napoleon ihr Leben verloren,
eine Gedenktafel für 3 Soldaten , die im Deutschen Krieg von 1866 starben,
eine Gedenktafel für die gefallenen Kirchengemeindemitglieder des 1. Weltkriegs. Diese, bereits im Krieg begonnene Tafel war dann nicht mehr groß genug. Der Name des letzten, 1918 gefallenen Rittmeisters Alfred v. Borcke-Krienke wurde in kleinerer Schrift an erster Stelle zwischen Widmung und dem ersten, 1914 Gefallenen gequetscht.
Die Gruft, in der ua. der Prunksarkophag des 1699 verstorbenen, in schwedischen Dienste stehenden (Usedom gehörte damals zu Schwedisch-Pommern) Obristen Paul Weediger v. Borcke steht, ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Fazit: Interessante und sehenswerte kleine Inselkirche.[verkleinern]