Die „Inspektion der Konzentrationslager“ mit der Dauerausstellung „Die Zentrale des KZ-Terrors“ ist Teil der Gedenkstätte Sachsenhausen. Im Gebäude hat heute ansonsten das Finanzamt der Stadt Oranienburg (15 km nördlich von Berlin) seinen Sitz.
Das 2-geschossige Inspektionsgebäude, neben dem SS-Truppenlager gelegen, wurde 1938 von Häftlingen des wenige 100 m entfernten KZ Sachsenhausen errichtet. Ein Jahr später wurde das Haus um den Ost-West-Flügel erweitert. Wegen seinem nun an ein T... weiterlesen
erinnernden Grundriss wurde und wird die IKL auch „T-Bau“ genannt.
Im Haus hat sich der nüchterne und sachliche aber doch repräsentative NS-Architekturstil zumindest in den Treppenhäusern und im weitgehend original erhaltenen großen Dienstzimmer des Inspekteurs erhalten. Befremdlich sind die Treppengeländer, die an S-Runen erinnernde Gestaltungselemente enthalten.
Über das heutige Aussehen der übrigen Dienstzimmer kann ich nichts sagen, da diese nicht öffentlich zugänglich sind.
Zunächst war die 1934 gegründete Inspektion als Verwaltungsbehörde der SS in Berlin ansässig, wurde aber 1938 in das wesentlich größere Objekt in Oranienburg verlegt.
Erster „Inspekteur der Konzentrationslager und Führer der SS-Wachverbände“ wurde SS-Gruppenführer (entsprach dem Generalleutnant) Theodor Eicke (1892-1943, gefallen in der Ukraine als Befehlshaber der SS-Panzergrenadier-Division „Totenkopf“).
Nachfolger wurde 1939 sein Stellvertreter SS-Gruppenführer Richard Glücks (1889-1945, Selbstmord in Flensburg), der diese Funktion bis Kriegsende innehatte.
Die Inspektion, zunächst dem SS-Hauptamt und dem Reichsführer SS Heinrich Himmler (1900-1945, Selbstmord in Lüneburg) direkt unterstellt, war für die Verwaltung aller 32 Hauptlager und über 1000 Nebenlager im Deutschen Reich und in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten zuständig.
Sie untergliederte sich in zahlreiche Abteilungen und Unterabteilungen.
1942 erfolgte aus kriegswirtschaftlichen Gründen die Unterstellung als „Amt D“ unter das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt.
Der IKL waren alle Schutzhaft- und Vernichtungslager unterstellt. Sie hatte die Verfügungsgewalt über alle Häftlinge und entschied über alle lagerinternen Angelegenheiten. Die Unterbringung der Häftlinge, deren Zwangsarbeitseinsatz, die Versorgung, Transporte, Bekleidung, Strafen und die medizinische Betreuung fielen in die Verantwortung der IKL, genauso wie die Bewachung der Lager durch SS-Totenkopfverbände.
Die IKL war auf Verwaltungsebene natürlich auch an Folter und Hinrichtungen von Häftlingen beteiligt. Die ca. 100 SS-Angehörigen der IKL koordinierten die Massenhinrichtungen von vor allem sowjetischen Kriegsgefangenen und von Juden im Rahmen der „Endlösung der Judenfrage“ sowie die medizinischen Experimente in den Lagern.
Die Inspektion der Konzentrationslager funktionierte bis zum Ende des 2. Weltkriegs. Noch in den letzten Kriegswochen ergingen von hier die Weisungen für die Todesmärsche, auf die die Häftlinge geschickt wurden, als ihre Lager vor den heranrückenden alliierten Truppen evakuiert wurden.
Zunächst besetzte 1945 die Rote Armee das SS-Truppenlager, die IKL und das KZ Sachsenhausen. Truppenlager und IKL wurden sowjetische Garnison. Nach Gründung der DDR wurde das Gelände der DDR übergeben, die hier zunächst die Kasernierte Volkspolizei, von 1956 bis 1990 das 1. Motorisierte -Schützenregiment der NVA (entspricht den Panzergrenadieren der Bundeswehr) stationierte. Die IKL wurde ua. Stabsgebäude des Regiments. Die Vergangenheit des Hauses wurde in der DDR nicht thematisiert und geriet in Vergessenheit.
Nach 1990 wurde aus dem SS-Truppenlager/NVA-Kaserne die Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg, in die einstige IKL/NVA-Stabsgebäude zog nach Restaurierung, Sanierung, Modernisierung und Umbau das Finanzamt der Stadt Oranienburg.
An die Geschichte des Hauses erinnert heute eine Dauerausstellung im Obergeschoss. Heute betritt man das Gebäude durch den Haupteingang. Durch das repräsentative Foyer und Treppenhaus, vorbei an ersten großflächigen Infotafeln führt der Weg ins Obergeschoss, wo sich im weitgehend original erhaltenen großen Dienstzimmer des Inspekteurs der Konzentrationslager die 2013 eröffnete Dauerausstellung „Die Zentrale des KZ-Terrors. Die Inspektion der Konzentrationslager 1934-1945“ befindet.
Die kostenfreie Ausstellung informiert mit zahlreichen Fotos, Dokumenten, Filmen und einigen Exponaten über die Geschichte dieser SS-Dienststelle und ihre Arbeit. Auch Lebensläufe der Schreibtischtäter des IKL, von denen, soweit sie nicht gefallen oder durch Selbstmord geendet sind, nur 2 nach dem Krieg verurteilt wurden, stehen zur Verfügung.
Es gibt einige interaktive Stationen, wo man verschiedene Informationen abrufen kann.
Bleibt vielleicht die Frage, warum immer von KL im Zusammenhang mit Konzentrationslagern die Rede ist. Im offiziellen Sprachgebrauch des III. Reichs wurde „Konzentrationslager“ mit „KL“ abgekürzt. Das klang der SS aber wohl zu weich und zu wenig abschreckend.
Und so erfanden SS-Männer das inoffizielle Kürzel „KZ“ für „Konzentrationslager“. Das klang für sie wohl härter, abschreckender, brutaler, prägnanter.
Und so kommt es, dass ein Kürzel aus dem Sprachgebrauch der SS bis heute ein fester Bestandteil unserer Sprache ist, während die offizielle Abkürzung KL kaum jemand kennt.
Fazit: Eindringliche Vermittlung der jüngeren deutschen Geschichte in einem originalen Bau aus der Zeit des NS-Terrors. Leider ist am Wochenende erst ab 12 Uhr und nur bis 16 Uhr geöffnet.
Dort wo einst nagelbestiefelte SS-Mannen durch die Flure schritten und Millionen vom Schreibtisch in den Tod schickten, huschen jetzt emsige Finanzbeamte durch die Gänge. Ob ich bei der Vergangenheit des Hauses hier gerne arbeiten möchte, lasse ich mal offen. Ich finde es mutig von der Stadt Oranienburg, in dem Gebäude wieder eine Behörde unterzubringen ….
Befremdlich ist es auch, gegenüber der einstigen IKL wieder schwarz Uniformierte zusehen, auch wenn es sich jetzt um brandenburgische Landespolizei handelt …[verkleinern]