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Das Elbtal zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz hat neben der schönen Lage, den kunsthistorisch und architektonisch interessanten Sehenswürdigkeiten sowie der verkehrsgünstigen Lage noch eine Besonderheit zu bieten - hier findet der größte Teil des sächsischen Weinanbaus statt.
Ziemlich in der Mitte des sich haupsächlich an den Elbhängen entlang ziehenden Weinbaugebiets befindet sich elbabwärts unterhalb von Dresden die Stadt Radebeul.
Zahlreiche Weinberge überragen die Stadt , die Dichte... weiterlesen an Weinkellereien, Weingaststätten und Straußwirtschaften* ist hier groß.
Eine unserer liebsten Straußwirtschaften befindet sich hoch über Radebeul im Ortsteil Wahnsdorf. Direkt vorn an der Kante der Weinlage "Goldener Wagen" an der Oberlößnitz, wo es schräg und steil etwa 80 Meter hinuntergeht, befindet sich die Lokalität.
Sitzen kann man nur draußen, wodurch nur bei schönem Wetter ein Besuch möglich ist.
Aus einem kleinen Häuschen heraus werden Wein und kleine Naschereien serviert. Eine sehr gepflegte Toilette steht dreißig Schritte entfernt in einem weiteren massiven Häuschen zur Verfügung.
Achtung für Gehbehinderte, das Anwesen ist zwar von oben zunächst auf geradem Wege zu erreichen, hinunter zu den Sitzplätzen , auf halbem Wege am Toilettenhäuschen vorbei, sind etwa 25 Stufen zu überwinden. Daher leider nicht behindertengerecht.
Betrieben wird die Wirtschaft und der zugehörige kleine Weinberg oben im flacheren Terrain von einem Ehepaar ( beide schon einige Jahre im Rentenalter ) , welches gleichzeitig in diesem herrlichen Anwesen wohnt.
Der unverbaubare Blick hinüber nach Dresden - die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie Frauenkirche , Yenidze, Fernsehturm sind mit bloßem Auge erkennbar - und hinunter auf große Teile von Radebeul - ist faktisch unbezahlbar.
Und dennoch zu genießen, denn so lange hier noch die Balbergaussicht geöffnet hat, kann man ohne Eintrittsgeld zu zahlen eben dies tun. Und guten Wein dazu trinken :-)
Der angebotene Wein stammt nicht sortenrein nur vom eigenen Weinberg, dafür würde die alljährliche Ernte nicht ausreichen. Vielmehr haben sich mehrere Hobbywinzer der Region um den Goldenen Wagen herum vereinigt, lesen gemeinsam die Trauben und überlassen die Weiterverarbeitung einem Profi.
Das Weingut Ulrich aus Diesbar-Seusslitz nimmt die Trauben ab und keltert daraus unter eigenem Namen diverse Weine.
Im Gegenzug kann dann in der Straußwirtschaft ebendieser Wein zu günstigem Preis ausgeschenkt werden.
Um den Namen "Balbergaussicht" ( in mancher Publikation als Ballbergaussicht genannt ) ranken sich diverse Geschichten. Eine davon erzählt der Inhaber der Wirtschaft ungefähr so: Bal, oder auch Ball wie manchmal geschrieben, bedeutet von alters her so viel wie "Stein". Und da der Weinberg sozusagen auf einem großen Stein sitzt, heißt es eben Balbergaussicht.
Bei unserem letzten Besuch tranken wir Traminer, Spätburgunder rosè und Weißburgunder. Preislich liegt das für 0,1 l bei 2,50-3 € , 0,2 l kosten 4,50 € und die 0,75er Flasche 14-15 €.
Für sächsische Verhältnisse ( Sachsenwein gehört im Laden selbst in einfacheren Sorten zu gehobener Preisklasse ) echt günstig. Zumal der Wein gut gekühlt ist und von den Inhabern persönlich serviert wird .
Für den Autofahrer unter uns musste Apfelsaft + Wasser genügen. Dafür gab es als kleine Entschädigung für entgangenen Genuss von uns eine Flasche Wein für zu Hause mit .
Als leckere Grundlage erwiesen sich Winzerschmaus, eine reichlich beladene Platte mit Schinken, Salami und Käse + Brot für 10 €, Zwiebelkuchen ( 3 €) und "Fettnäpfchen" mit Gewürzgurke und Brot ( 4€ ).
Als Zugabe bekamen wir an diesem lauen Sommerabend ab kurz nach 21 Uhr einen herrlichen Vollmond zu sehen, der aus dem Wald zwischen den Bäumen und dann hoch über Dresden hinaufstieg. Einfach nur phantastisch.
Wie kommt man hier her ?
Nur zu Fuß ! Das Auto muss man einige hundert Meter entfernt an der Spitzhausstraße abstellen. Vorher informieren, dann findet man den Weg ganz leicht. Auf großformatige Werbung im Umfeld wird bewußt verzichtet, ansonsten wäre die Balbergaussicht wohl hoffnungslos überlaufen.
Geöffnet ist übrigens im Jahr 2018 bei schönem Wetter jeweils von Donnerstag bis Sonntag 15 bis 21 Uhr.
Allerdings nur zu diesen Terminen:
17.05. bis 30.06.2018
02.08. bis 29.09.2018
01.10. bis 03.10.2018
*Straußwirtschaft, auch Besenwirtschaft genannt. Was ist das ?
Wikipedia weiß:
"Eine Straußwirtschaft ist grundsätzlich mit dem Ausschank von selbst erzeugtem Wein durch einen Winzer in dessen Räumen oder Weinkeller verbunden. Die Straußwirtschaft fällt nicht unter den Begriff des Gewerbes und ist daher erlaubnis- und abgabenfrei. Die Erlaubnisfreiheit liegt jedoch nur vor, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, die in den Bundesländern teilweise unterschiedlich geregelt sind, aber in wesentlichen Punkten übereinstimmen.
Allen Landesverordnungen gemeinsam ist die Feststellung der Erlaubnisfreiheit einer Straußwirtschaft für den geltenden Zeitrahmen. Allerdings muss der Zeitraum des Ausschankes vom Betreiber im Voraus dem jeweils zuständigen Gewerbeamt angezeigt werden. Die Straußwirtschaft darf u. a. nicht mit einer anderen Schank- oder Speisewirtschaft oder einem Beherbergungsbetrieb verbunden sein. Der Ausschank muss am Ort der Erzeugung erfolgen, ein Anmieten von Räumlichkeiten zum Ausschank ist regelmäßig unzulässig. Es dürfen nur kalte und einfache warme Speisen angeboten werden.
In den Bundesländern unterschiedlich geregelt sind insbesondere die Aufteilung des zur Verfügung stehenden Zeitrahmens auf zwei zusammenhängende Zeiträume (z. B. ist im Saarland ist die Aufteilung gem. § 13 Abs. 1 Gaststättenverordnung nicht zulässig), der konkrete Ort der Straußwirtschaft (z. B. ist in Hessen nach § 4 Abs. 1 Verordnung über Zuständigkeiten nach der Gewerbeordnung und dem Gaststättengesetz sowie über den Betrieb von Straußwirtschaften auch der Ausschank am Wohnsitz des Inhabers des Weinbaubetriebs zulässig) sowie eine Begrenzung der Sitzplatzzahlen der Straußwirtschaft; regelmäßig besteht eine Beschränkung auf 40 Sitzplätze, nicht jedoch in Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz, deren Gaststättenverordnungen diese Beschränkung nicht kennen."[verkleinern]
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