Seit fast einem Jahr möchte ich diese Bewertung schon schreiben, wollte sie aber durch aussagekräftige Bilder untermauern und habe daher bis heute gewartet. Mit Worten alleine kann man das nämlich nicht beschreiben. Einige der Bilder wurden als unzumutbar gemeldet. Nun gut, es gibt immer einige Menschen, die die Vergangenheit nicht wahr haben wollen, sich davor drücken und die Augen verschließen, wie meine Tochter oder auch ich, als ich noch jung war. Mit dem Alter kommt die Reife und auch die... weiterlesen Gewissheit, dass man davor nicht die Augen verschließen darf, sondern mit aller Macht das Nötige tun muss, damit so etwas in unserem Land nicht noch einmal geschehen kann.
Lange habe ich auch überlegt, ob ich die Bewertung sachlich wie SallyW's Bewertung vom KZ-Gedenkstätte Flossenbürg schreibe. Oder ob ich sie so schreibe, wie ICH sie erlebt habe. Was dabei raus kommt lest Ihr jetzt. Sachlich steht es in vielen Geschichtsbüchern und selbst auf die Hilfe von Google werde ich in diesem Fall verzichten.
Es war ein wunderschöner Herbstmorgen. Die Sonne schien und die Welt schien in Ordnung zu sein. Unseren Hund haben wir in der Ferienwohnung gelassen, denn ein deutscher Schäferhund macht sich hier sicherlich nicht sonderlich gut. Der Eintritt ist frei, für's Parken bezahlten wir 3 €. Direkt vor dem Eingang befindet sich allerdings auch eine Bushaltestelle. Eigentlich könnte man sofort durch gehen, aber wir holten uns noch Audio Guides für 2,50 € das Stück, die unter anderem auch von früheren Insassen besprochen wurden, die das KZ überlebt haben.
Zuerst einmal möchte ich anmerken, dass Dachau ein KZ, d.h. Konzentrations- oder Arbeitslager war und kein Vernichtungslager wie z.B. in Auschwitz. Nachdem man an einigen erklärenden Tafeln vorbei gegangen ist, betritt man das Lager durch das Jourtor auf dem in großem Lettern zu lesen ist „Arbeit macht frei“ - welcher Sarkasmus.... Dachau war das erst KZ, das kurz nach Hitlers Machtergreifung am 22. März 1933 gebaut wurde. Es diente allen weiteren KZs als Muster und war ursprünglich nur für politische Gefangene gedacht. Direkt hinter dem Tor befindet sich der große Appell Platz, auf dem bis zu 35.000 Häftlinge morgens und abends zusammen getrieben und durchgezählt wurden. Rechter Hand befindet sich das Museum, links nachgebaute Baracken und zwischen den Baracken die Lagerstraße, die zu den heutigen Gedenkstätten, zum Kloster Karmel und auch zum Krematorium führt. Außen herum sieht man überall Sicherungsanlagen mit Stacheldraht und Wachtürmen. Spätestens hier bekommt man dann zum ersten mal ein flaues Gefühl im Magen.
Die Baracken wurden nachgebildet. Ursprünglich befanden sich 2 Reihen mit jeweils 17 Baracken rechts und links der Lagerstraße. Bis heute wurden 2 Baracken nachgebildet, von den anderen sieht man nur noch die nachgebildeten Steinfundamente. Wenn man sie betritt, stößt man zuerst auf die „sanitären“ Anlagen. Ein Raum in dem mehreren Toiletten offen nebeneinander stehen und rechts davon ein Raum mit 3 runden „Brunnen“ zum Waschen. Daneben der Speiseraum und mehrere Schlafräume, die sich im Laufe der Jahre sehr verändert haben, denn das Lager war ursprünglich für 6000 Gefangene ausgelegt, wuchs aber vor allem im letzten Jahr dramatisch an, so dass am Schluss von den Amerikanern hier 30.000 Personen befreit wurden. Die Betten bestanden zu dieser Zeit nur noch aus einer Reihe Bretter, auf denen der eine mit dem Kopf nach oben, der andere nach unten schlafen musste, damit es überhaupt noch passte. Die Beschreibungen dazu hängen an den Wänden und Häftlinge erzählten ihr Leid im Audio Guide. Einfach zu tiefst erschütternd. Aber das war erst der Anfang.
Das Museum befindet sich im früheren Wirtschaftsgebäude des KZs und ist dementsprechend groß.
Hier wird die Entwicklung des Lagers auf Weise geschildert, angefangen bei den Vorkriegsjahren über den 2. Weltkrieg an dessem Ende sich hier alles unmenschlich verschlechterte. Es wurden Menschenversuche gemacht, Häftlinge mit Malaria infiziert, Stunden lang in Eiswasser getaucht, um zu sehen, wann es keine Sinn mehr macht, abgestürzte Fallschirmspringer aus dem Ärmelkanal zu retten. Aber das war nur ein Teil der schrecklichen Menschenversuche. Die fürchterlichen Lebensbedingungen führten zu eine Typhus Epidemie. Am 29.4.1945 befreiten die Amerikaner die Häftlinge. 200.000 Häftlinge aus 30 Nationen wurden in den Jahren hier gefangen, gefoltert und/oder getötet.
In der Mitte des Museum befindet sich ein Kino. In 4 Sprachen gibt es zu verschiedenen Zeiten Vorführungen der Massaker, die hier statt gefunden haben. Vor dem Kino ein Tafel mit den Anfangszeiten der Vorführung in den jeweiligen Sprachen. Die Vorführung was ausgesprochen erschütternd und rief die Bilder in mir wieder hoch, die ich in meiner Schulzeit gesehen habe und bewusst verdrängt habe. Zu der Zeit habe ich mich vor diesem Thema gesperrt und alles zwischen 33 und 45 war für mich Tabu. Aber mit „Augen-verschließen-Politik“ kann man nicht nachvollziehen, dass Menschen in ihrer Moral tiefer sinken können als jedes Tier. Der Hund bekam mehr zu essen als die Menschen, ein Teller dünne Suppe am Tag....Die Bilder wie Menschen aus voll zusammengepferchten Wagons gezerrt werden, mehr tot als lebend, unbeschreiblich.
Weiter ging es über die Lagerstraße zu den Mahnmalen und Kirchen die Mitte der sechziger Jahre erbaut wurden, eine jüdische, eine evangelische und direkt vor dem Krematorium eine russisch orthodoxe Kapelle. Überall Zeichen,.dass man sich erinnert, dass so etwas nicht wieder geschieht.
Das neue Gebäude des Krematoriums besteht aus einer Desinfektionsanlage, Umkleideräumen, einem „Brausebad“, das eigentlich nicht im Einsatz war, in dem aber trotzdem Häftlinge mit Zyklon B getötet wurden. Nicht viele, aber welche Rolle spielt das? Dahinter das Krematorium selbst und die Leichenhalle. Die Amerikaner waren schier geschockt, als sie diesen Raum während der Befreiung der Häftlinge betraten und gestapelte Berge zu sehen bekamen.
Das alte Krematorium liegt etwas abseits daneben. Ende 44 reichte es nicht mehr und ein zusätzliches Krematorium musste gebaut werden. Die Massen an Toten schaffte man auch OHNE „Brausebad“.
Ich bete zu Gott, dass auch nur Ansatzweise etwas ähnliches wie diese nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik nie wieder einen Menschen treffen muss, noch nicht einmal ein Tier. Weder bei uns in Deutschland noch sonst wo auf der Welt[verkleinern]