Kurzinfo: Das prächtige Barockschloss am Rande der historischen Altstadt ist ein absolutes Muss für jeden Würburg Besucher!
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Der einstige Sitz der Fürstbischöfe, ist eine der bedeutendsten Schlossanlagen des Barock in Europa. Hier wirkten der berühmte Architekt Balthasar Neumann und der geniale Maler Giovanni Batista Tiepolo, deren Werke zu den künstlerischen Höchstleistungen des 18. Jahrhunderts gehören.
Die sehr interessante Baugeschichte der in nur 24... weiterlesen Jahren errichteten Residenz sowie die architektonischen Besonderheiten sind sehr anschaulich dargestellt in einem kleinen Taschenbuch mit dem Titel "Residenz und Hofgarten Würzburg" , welches von der Bayrischen Schlösserverwaltung herausgegeben wird und für 5 € in der Residenz erstanden werden kann.
Diesem und den interessanten Ausführungen unseres Stadtführers habe ich die nachfolgenden Informationen übernommen.
Interessanter Weise findet man Fotos vom Innenleben der Residenz zu Hauff über "google /Bilder", während das Fotografieren dort untersagt ist. Intelligenter wäre es, lediglich das fotografieren mit Blitz zu untersagen und neben dem Eintritt von ca. 10 € pro Person nochmals für eine Fotoerlaubnis abzukassieren. Also so ganz nachvollziehbar ist das Fotografierverbot nun wahrlich nicht.
Aber wie dem auch sei - ich werde gleichwohl versuchen, einen Eindruck vom Innenleben zu verschaffen .
Ich hätte nicht gedacht, dass ein Führung durch die Residenz so interessant und spannend sein kann.
Man betritt die Residenz durch das Vestibül dessen Raumeindruck durch den Gegensatz zwischen Raumweite und geringer Raumhöhe bestimmt wird, der auch in beabsichtigtem Kontrast zum Treppenhaus steht.
Man schwebt die Flachen Stufen der dreiläufigen Anlage mit Umkehrpodest regelrecht hinauf und fühlt sich wie in lange Kleider mit wallenden Röcken gehüllt. Es öffnet sich ein weiter Raum mit einem Deckenmaß von 30 x 18 Metern. Dies verdient deshalb Erwähnung, weil die Decke über und über bemalt ist mit einem in nur sechs Monaten fertiggestellten Gemälde der vier damals bekannten Kontinente des italienischen Malers G. B. Tiepolo aus dem Jahre 1753. Architektur und Malerei machen dieses Treppenhaus zu einer der großartigsten Raumschöpfungen im Profanbau überhaupt.
Das Muldengewölbe über dem Treppenhaus war für seine Zeit so einmalig groß, dass der Legende nach der Rivale des Architekten ein gewisser Lukas von Hildebrand sich unter dem Gewölbe auf eigene Kosten hängen lassen wollte, wenn es hielte, während Balthasar Neumann sich erbot, als Gegenbeweis eine Batterie Kanonen darunter abfeuern zu lassen. Beide haben jedoch von ihrem Vorhaben Abstand genommen. Den Beweis, dass das Gewölbe tragfähig ist, erbrachte später eine Bombennacht im Jahre 1945.
Die Balustraden sind mit barocken mythologischen und allegorischen Skulpturen besetzt, die die vier Jahreszeiten symbolisieren sollen.
Schwebt man nun also die Treppe hinauf, blickt man zunächst in nördlicher Richtung und schaut an den Decke auf einen Gemäldeteil der Amerika darstellt.
Die Malerei erfolgte übrigens auf dem noch feuchten Putz und Korrekturen waren so nicht möglich, so dass die Malereien höchstes künstlerisches Können erforderten.
Über die Allegorie "Afrika" des Gemäldes schreibt der Residenzführer der Bayrischen Schlösserverwaltung folgendes:
" Es folgen zunächst Indianer mit Pechfackeln und einem Papagei sowie im Vordergrund an der Rampe zwei titanische Turbanträger und ein erlegter Hirsch. Unter der dunklen Wolke reitet auf einem riesigen Alligator die "Amerika" mit Federkrone, der ein Page Schokolade kredenzt. In der rechten Bildhälfte sieht man eine kannibalische Lagerszene und eine Standarte mit dem Greifen als Hinweis auf den Ruhm des Bauherrn ( Anm. der Residenz) von Greiffenklau , der bis nach Amerika gedrungen ist. Darunter zwei Indianer, von denen einer einen Alligator mit silbrig glänzendem Bauch auf der Schulter heranträgt, während andere an einem offenen Feuer Fleisch am Spieß braten. Im Hintergrund Mädchen mit Gefäßen auf dem Kopf. Im Vordergrund auf der Rampe abgeschnittene blutige Menschenköpfe, sowie ein Europäer, der diese Szene belauscht."
Sodann nach dem Wendepodest wird er Blick auf die Südseite des Gemäldes gelenkt mit der Allegorie "Europa", in welche eine Verherrlichung des Bauherren eingebunden ist.
Man erkennt hier "Europa", welche dem Konzert der Musiker lauscht "als Königin der ganzen Welt".
Es sind der Künstler selbst sowie seine Söhne , den Wiener Maler und Vergolder Franz Ignaz Roth erkennbar, er Mann mit dem ockerfarbenen Umhang soll den genialen Stukateur Antonio Bossi darstellen, von dessen Wirken ich noch später berichten werde. Unten, an der Rampe erkennt man zudem Balthasar Neumann.
Von den beiden weiteren Allegorien befindet sich die "Afrika" auf der östlichen Langseite des Treppenhauses, während "Asien" sich auf der westlichen Seite befindet.
Afrika hat zwei Schwerunkte. Den einen bildet rechts eine Gruppe orientalischer Kaufleute und Kulis mit Warenballen, Fässern etc und auf der linken Bildhälfte thront "Afrika" auf einem Dromedar. "Ein kniender Mohr spendet Weihrauch, davor Vasen und Elefantenzähne. Negerinnen, ein Dromedar mit einer Last Teppiche sowie ein Zelt verbinden diese beiden Gruppen. Auf der Rampe .... eine Tierszene: Eine Affe rupft einem Strauß Schwanzfedern aus. Im rechten Eck ..... der Flussgott Nil."
"Die Allegorie "Asien" ........ist durch den Schiffsmasten links und die Pyramide rechts ....der Bildmitte zugeordnet.
.... Vor ihr gefesselte Sklaven und Untertanen, die den Boden küssen oder Weihrauchschalen halten. In der linken Ecke fangen Männer eine Tigerin, in der rechten Bildhälfte der Berg Golgatha mit Kreuzen und Pilgern, daneben eine Pyramide und die Fürstin Ägyptens. Auf der Rampe im Vordergrund ein großer Steinblock mit dem armenischen Alphabet ...."
Schaut man sich die Allegorien genau an, so bemerkt man, dass man Amerika für am rückständigsten hielt, in der Rangfolge sodann aufsteigend Afrika, Asien und als "Krönung" quasi Europa dargestellt hat.
Man geht davon aus, dass der Maler Helfer hatte, denn sonst hätte er ein derart großes Gemälde nicht in einem halben Jahr fertigstellen können.
Vom Treppenhaus gelangt man geradeaus in den Weißen Saal mit seinen prächtigen Stuckarbeiten des Genies Antonio Bossi, der später verrückt wurde und in geistiger Umnachtung starb.
"Die Rocaillen sind von geradezu wilder, flammender Bewegtheit, sie zucken über den Wölbungsgrund und versprühen im Raum".
Kriegerische Embleme sowie die Figuren der Kriegsgötter Mars und Bellona deuten auf die Bestimmung des "Salle des Gardes" hin, welcher jedoch für Festivitäten und zum Empfang von Gästen genutzt wurde.
Dieser Saal steht im bewussten Kontrast zum Treppenhaus und dem sich anschließenden Kaisersaal, welcher mit vergoldeten Stuckabeiten und prächtigen Malereien verziert ist und die Handschrift von Neumann, Tiepolo und Bossi. Er ist vollkommenes und von farbiger Harmonie geprägtes Gesamtkunstwerk Hier kulminiert die großartige Raumfolge von Vestibül, Gartensaal, Treppenhaus und Weißer Saal.
Die Dekoration erfolgt nach einem feststehenden ikonographischen und allegorischen Kanon, der auch für andere Kaisersäle typisch ist. Im Mittelpunkt stehen Kaisergalerien und Verherrlichung der Reichsidee.
Die Gemälde zeigen keine zeitgenössischen, sondern historische Motive , wie z. B. Kaiser Friedrich I. Barbarossa´s Hochzeit mit Beatrix von Burgund und die Belehnung des Würzburger Bischofs Herold mit dem Herzogtum Franken durch Kaiser Friedrich Barbarossa auf dem Reichstag zu Würzburg 1168.
Es würde den Rahmen sprengen, an dieser Stelle die ein Gesamtkunstwerk bildenden Gemälde im Einzelnen vorzustellen.
An den Kaisersaal schließen sich die nördlichen und die südlichen Kaiserzimmer an, die sich über eine Länge von insgesamt 160 Metern erstrecken. Während die nördlichen Kaiserzimmer ohne Führung frei zu betreten sind, können die südlichen Kaiserzimmer nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Unser Stadtführer führte uns durch die südlichen Kaiserzimmer, von denen er uns das Vorzimmer, das Audienzzimmer, das Schlafzimmer und das restaurierte Spiegelkabinett vorstellte.
Die. ersten drei Räume waren mit Kostbaren Wandwebteppichen ausgestattet, die in den ersten beiden Szenen von Schlachten Alexanders des Großen zeigen und im Schlafzimmer - sehr verspielt - Szenen des Venezianischen Karnevals. Auch finden sich einzelne barocke Möbelstücke, wie Schränke, Stühle und Sessel.
Überaus prachtvoll und praktisch der Höhepunkt der Raumfolge ist das in den Jahren 1979 - 1987 rekonstruierte Spiegelkabinett.
Abschließend begaben wir uns wieder in das Erdgeschoss, wo wir noch einen Blick in den Gartensaal warfen, dessen Deckengemälde bei weitem künstlerisch nicht so ausgefeilt sind, wie die Gemälde von Tiepollo.
Hier war Johann Zick am Werk im Jahre 1750 , der sich auf dem nassen Putz auch schon mal vermalte, was heute noch durchscheint und für Erheiterung beim Betrachten des Deckengemäldes sorgt.
Ein letzter Blick fiel von hier aus auf den sehr schönen , blühenden Hofgarten. Auch die nördlichen Kaiserzimmer konnten wir aus zeitlichen Gründen nicht mehr besichtigen und die prachtvolle Hofkirche ist derzeit derzeit wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen.
Ein Besuch der Residenz ist sehr zu empfehlen, wobei man einschließlich der Besichtigung des Hofgartens und der nördlichen Kaiserzimmer durchaus wenigstens 1, 5 bis 2 Stunden veranschlagen sollte, da die Führung alleine schon 45 Minuten dauert.
Ich werde auf jeden Fall noch einmal einen Ausflug nach Würzburg unternehmen, um die weiteren Räume der Residenz anzuschauen. Auf den Fotos des Residenzführers sehen die nördlichen Kaiserzimmer, die da sind Vorzimmer, Audienzzimmer, Rotes Kabinett, Gründamastenes Zimmer, Schlafzimmer, die beiden Gastzimmer und das grün lackierte Zimmer ebenfalls sehr sehenswert aus.
Auch auf einen Besuch des Hofgartens freue ich mich schon jetzt sehr !
Der Eintrittspreis beträgt aktuell 7,50 pro Person.
Weitere Info´s zu Öffnungszeiten etc. findet ihr hier:
http://www.residenz-wuerzburg.de/deutsch/residenz/index.htm[verkleinern]