Kloster Andechs, hoch auf dem heiligen Berg gelegen, in der Nähe des Ammersees, ist der älteste bayrische Wallfahrtsort und gehört seit 1850 zur Abtei Sankt Bonifaz in München. Während Sankt Bonifaz sich sehr viel um Obdachlose kümmert, ein Obdachlosenheim führt und sich um die medizinische Versorgung dieser Menschen kümmert, verdient Andechs das Geld dafür.
Im Kloster leben 8 Mönche, die das Management für 200 Mitarbeiter übernehmen. Die Benediktiner leben nach dem Leitspruch „Ora et... weiterlesen
labora“, was in diesem Falle bedeutet, dass sie autark leben und keine Gelder von anderen kirchl. Organisationen oder Kirchensteuern annehmen. Das absolut größte Standbein dieses Klosters ist die Brauerei, die sowohl die Mönche in Andechs als auch ihr Haupthaus in München „ernährt“. (doch davon unten mehr).
Die Wallfahrtskirche wurde 1423-27 erbaut und ist heute eine wunderschöne Rokoko Hallenkirche, die zwei geteilt ist, unten ist sie für die Besucher zugänglich und die obere Galerie als Klosterkirche. Sie ist absolut sehenswert.
Was aber neben der Kirche und dem Klosterladen noch interessant ist, ist der Biergarten. In alter bayrischer Tradition, darf man hier sein Essen selbst mitbringen aber auch dort leckere Schmankerl kaufen. Wir entschieden uns für Steckerlfisch mit 19 Gewürzen, Steckerlfisch wird an Stöcken über Holzkohle gegrillt und kann aus unterschiedlichen Fischen hergestellt werden. In unserem Fall waren es Makrelen, dazu ein frisches Brötchen aus der Klosterbäckerei. Der Fisch war einfach köstlich und das Brötchen war mit Abstand das Beste Brötchen, das ich je gegessen habe.
Wir waren am Donnerstag, den 15.09.2011 in Andechs und das ist ein ganz besonderer Tag dort. Er wird auch "Kiwi Tag" genannt und ist jedes Jahr am Donnerstag vor der Eröffnung des Oktoberfestes. Dann reisen die Neuseeländer und Australier in Scharen hier ein und „stimmen sich auf das Oktoberfest ein“. Mit anderen Worten: sturzbesoffen kurieren sie am Freitag ihren Kater aus, um am Samstag dann die Wiesn unsicher zu machen. Nun wunderte mich das hohe Polizeiaufgebot auch nicht mehr, das auf dem heiligen Berg überall präsent war und auch nicht, dass es kein Starkbier im Ausschank gab und der Schankschluss schon bei 18 Uhr lag.
Ich besuchte noch schnell den Klosterladen, war aber über die Bierpreise dort etwas geschockt: 4 Flaschen Bockbier über 8 €, so beschloss ich an der Brauereiführung teilzunehmen – und das hat sich richtig gelohnt.
Nur ein kleiner Teil der 100.000 hl Bier, die hier jährlich gebraut werden, werden im Bräustüberl, im Klostergasthof und im Biergarten ausgeschenkt, das meiste geht außer Haus als Kiste oder Fass und nicht nur innerhalb Deutschlands sondern auch ins europäische Ausland
Es werden hier 7 verschiedene Sorten Bier gebraut, darunter 2 Weißbiere:
1. Vollbier hell mit 4,8 Prozent Alkohol
2. Spezial hell mit 5,8 Prozent Alkohol
3. Export dunkel mit 4,9 Prozent Alkohol
4. Bergbock hell mit 7 Prozent Alkohol – mein Favorit
5. Doppelbock dunkel 7,1 Prozent Alkohol
6. Weißbier Hefetrüb 5 Prozent Alkohol
7. Weißbier Dunkel 5 Prozent Alkohol
Man geht davon aus, dass die ersten Mönche, die 1455 von Tegernsee nach Andechs zur Gründung dieses Kloster geschickt wurden, schon umfangreiche Kenntnis im Bierbrauen hatten.
Mitte des letztens Jahrhunderts wurde die Brauerei einfach zu klein und man überlegte sie abzureißen oder eine neue unterhalb des Berges zu erbauen. Die Entscheidung fiel auf den Neubau, der 1972-84 errichtet wurde. Seit 1993 wird nun auch Weißbier gebraut.
Ich hätte nie gedacht, wie wichtig die Zutaten für die Güte des Bieres sind, besteht es doch nur aus 90% Wasser, und Hopfen, Malz und Hefe (die später erst dazu kam). Malz sind übrigens auch zum Keimen gebrachte Getreidekörner die anschließend getrocknet werden und danach die Keime entfernt werden (schonendes Trocknen = Darren). Durch die Temperatut des Darrens entsteht Malz für braunes oder helles Bier.
Das deutsche Reinheitsgebot hatte übrigens auch in Bayern seinen Ursprung, 1516 veranlasste der bayerische Herzog Wilhelm IV, dass Bier nur aus „Malz, Hopfen, Wasser hergestellt werden darf. Später wurde das bayrische Reinheitsgebot auf Deutschland übertragen.
Ebenso wichtig wie das Malz ist der Hopfen. Andecks bezieht ihn aus dem größten Anbaugebiet der Welt: Hallertau. Die Hefe ist maßgeblich für den Geschmack des Bieres wichtig. Außerdem wird Hefe dazu gegeben, die sich in untergärige Hefestamm und obergärige Hefestamm unterscheiden (die Hefe kommt nach oben oder sinkt nach unten in das Braugut). Untergärig sind die „normalen“ Biere und Weizenbier wird mit obergäriger Hefe hergestellt.
Die Führung war ausgesprochen lehrreich. Wir haben das Sud- und Treberhaus mit den riesen großen Edelstahlkesseln gesehen, die Abfüllung und das Lager. Leider wird nur von Mo – Mi gebraut, so dass die Abfüllung stand und gewartet wurde aber der Roboter füllte noch Fässer ab, ruck zuck geht das….
Im Anschluss habe ich noch einen Kasten halb Bergbock und halb Doppelbock in der Brauerei gekauft. Der kostete etwas über 16 € mit 20 Flaschen und nicht wie im Klosterladen über 8 € für 4 Flaschen ;-). Das normale Bier ist allerdings noch um einiges günstiger. Ein Glas Bergbock steht nun neben mir und ich verabschiede mich dann mal mit den Worten:
„Hopfen und Malz, Gott erhalt’s“[verkleinern]