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Da im Bunkermuseum nur Samstags (außer Juli - August, dann auch Mittwochs) um 10 Uhr Führungen statt finden und pro Gruppe 20 Personen teilnehmen können, ist die Besichtigung schnell ausgebucht.
Das ganze wird Ehrenamtlich gemacht. Sowohl das wiederherstellen der Bunkeranlage - mit auskratzen/ausschachten der Gänge (welche damals zubetoniert wurden), als auch das herumführen. Fotografieren darf man in der Bunkeranlage zwar, aber nur für private Zwecke. Daher gibt es nur Fotos von der... weiterlesen Ausstellung im Haus.
Ganzjährig herrschen hier im Bunker 10 Grad, daher sollte man lange Kleidung tragen und die Jacke nicht vergessen. Nach einiger Zeit merkt man doch die Kälte.
Der Weg hierhin ist ziemlich holprig, aber ausgeschildert. Durch den Wald, immer weiter rein und dann fährt man schon auf den Hof. Direkt vor dem Hauptgebäude kann man parken.
An der Kasse wird bezahlt, pro Erwachsenen 20€, Schüler bis 17 Jahre 10€.
Vor der Besichtigung kann man in den angrenzenden Räumen eine kleine Begehung machen.
Funkempfänger usw. aus alter Zeit - viel aus russischen Beständen. Ein paar Möbel, Uniformen, eine Hauptuhrenanlage und ein Telefonapparat zur Selbstbedienung.
Für die Führung trifft man sich vor der Tür....ein wenig im Schatten, da es heute sehr heiß ist.
Unser Scout (das Wort mit F meint er sagt man nicht mehr) heißt Ingo Wächter und bringt uns das ganze Thema über die Bunkeranlage näher.
Über 70 Jahre besteht das militärische Bauwerk, zuerst als Durchgangsverstärkerzentrale der Waffen-SS (bis 1945), nach dem zweiten Weltkrieg bis in die 50er Jahre stand er leer, um dann von der Post und der NVA (1965-1990) genutzt zu werden.
Die Volkspolizei war wohl zwischenzeitlich hier ansässig und danach die Bundeswehr (5. Luftwaffendivision). Diese nutzte den Bunker als Luftraumüberwachung und zentrale Sirenenauslösung. Es gibt zu Vorführungszwecken auch einen Alarm. Welchen man für die Orte einzeln oder auch im gesamten auslösen konnte.
1995 wurde das ganze dann verschlossen. Vorher - erst die Russen, dann die Bundeswehr - haben so viel wie möglich an Inventar herausgeschafft, so das leider viel fehlt. Manches wurde durch andere Museen oder private Spender wieder herangeschafft, jedoch fehlt leider noch so einiges.
Jetzt ist der Bunker als technisches Denkmal denkmalgeschützt.
Die Bunkeranlage umfasste 9000m², über 200 Arbeitsräume, 650m Gänge (in drei nebeneinanderlaufenden Rohren) und um die 350 Mann Besatzung (Frauen gab es aber auch).
2005 hat das THW mit der Unterstützung Freiwilliger den Bunker geöffnet....es ist jedoch noch viel zu tun. Jetzt ist das ganze in privater Hand. Das Waldstück umfasst ca. 40 Hektar, so kann man sich vorstellen das es einiges an Arbeit bedeutet. Die neuen Besitzer kümmern sich, dass das Ganze erhalten bleibt. Was jedoch kein einfaches Unterfangen ist, da jetzt Grundsteuer bezahlt werden müssen.
Die Küchen (gesehen haben wir zwei) für an die 350 Personen sind klein gehalten, aus taktischen Gründen. Es sollte nur gegessen werden und keine Informationen nach draußen dringen. Wenn die Küche kalt blieb gab es ein Paket mit "Dosenfutter". Es musste alles per Hand hineingetragen werden. Es gab zwar eine Beförderungsanlage (19m hoch/tief), aber innerhalb des Bunkers musste ja auch noch alles von A nach B.
Am Eingang gab es eine Übergabe/Apell. Hierzu wird einem am Eingang etwas dazu vorgespielt.
Jeder der hier arbeitete musste seinen Pass abgeben, bekam seine Zugangskarte und ging an seinen Arbeitsplatz. Keiner kam in Räume, in die er nicht durfte. Keiner wusste was von anderen Abteilungen. Mussten Techniker durch Räume, durften sie nichts sehen und daher musste mitunter der jeweilige Arbeitsbereich abgedeckt werden.
Die Belüftung der Räume war auch technisch eine Herausforderung. Man musste in gewissen Räumlichkeiten darauf achten das sich kein Funke entzündet.
Geschlafen wurde zwischendurch auch hier. Sollte keine Ablösung gekommen sein, musste man 72 Stunden drin bleiben. Schlafplätze gab es vor dem Gang zum Lastenaufzug (für die Frauen gab es ein Zimmer mit 3 stockigen Betten)
Manche waren sehr einfallsreich und haben die Bodenplatten abgeschraubt und sich dann da ein kleines Schlafplätzchen gemacht.
In einem anderen wurde die Warmluft oben rausgesogen und der Boden durch Rohrleitungen gekühlt (wegen der empfindlichen Anlagen). Ein Besucher gab sich als damaliger Mitarbeiter zu erkennen und gab zu seine Brote im Boden versteckt zu haben....was mitunter Alarm auslöste, da im Falle des vergessens - die Bodenplatte wieder an zu schrauben - die Luftzufuhr nicht mehr ausgeglichen war.
Bei einer anderen Führung wurde dies natürlich zum besten geben und prompt fragte einer wer das war. Er war wohl seinerzeit Schichtdienstleiter und wollte gern wissen wem er diese Alarmattacken zu verdanken hatte. :D
Es wurden auch alkoholische Getränke reingeschmuggelt. Kontrollen gab es meistens wohl nur beim rausgehen. Daher gab es das Problem wohin mit den leeren Flaschen.....ganz einfach, in die Luftschächte. Wenn irgendwann eine Störung gemeldet wurde, weil die Luftzu-/abfuhr nicht mehr korrekt funktionierte musste die Technik ran. Die wussten dann natürlich Bescheid. Die nahmen Säcke, packten die Flaschen rein und fertig. Die Techniker bzw. deren Abfallsäcke wurden nicht kontrolliert.
In der Hauptzentrale gibt es eine kleine „Diashow“, das ganze kann man im sitzen verfolgen. Hier hatte man den Flugverkehr verfolgt und auch das Wetter.
Ich habe leider nicht alles behalten, da der Informative Input Mega ist.
Aber ich kann das ganze nur empfehlen. Es sind 2,5 Stunden die man teilweise doch eher in beengten Räumen verbringt, aber um das Ganze zu erhalten und auch mit Spenden weiter voran zu bringen kann ich das nur jedem ans Herzen legen. Es ist ein Stück Geschichte das unbedingt erhalten bleiben sollte.
Wer weiß was man beim weiter ausbuddeln und graben noch alles findet.[verkleinern]
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