Neuköllner Marzipan, der unbekannte Verkaufsschlager
Wer sich vom Namen "Lädchen" oder von den Bewertungen hier leiten läßt, geht gewaltig in die Irre. Lemke ist nämlich nicht irgendeine kleine Vorortfirma, sondern einer der größten Marzipan-Produzenten Deutschlands. Lübeck, Königsberg sind die Orte, die einem bei Marzipan einfallen, aber Berlin oder gar Neukölln?
Tatsächlich kommt die Hälfte des deutschen Marzipans aus der Hauptstadt, insgesamt 13.000 Tonnen, und fast alles von Lemke.... weiterlesen
Das 1902 gegründete Unternehmen war Berlins erste Marzipan-Manufaktur, ein halbes Jahrhundert später stieg es zum europäischen Spitzenreiter auf. Heute stellt Lemke neben Marzipan und Nougat für Confiserie und Patisserie vieles für den Endverbraucher her wie Snacks und Brotaufstriche aus Mandeln und Nüssen.
Das Sortiment des Werksverkaufs umfaßt Produkte für den Einzelhandel, Großgebinde und Saisonware für Ostern und Weihnachten zu attraktiven Preisen. Ein Ausflug hierher lohnt sich also. Und so abgelegen ist der Laden gar nicht, sondern mit Bus und U-Bahn gut erreichbar. Nicht weit davon befindet sich die bekannte Holz-Handlung Possling, einen Einkauf dort kann man also gut mit einem Abstecher zu den Süßigkeiten verbinden.
Mein erster Besuch bei Lemkes Lädchen war ungeplant. Mit meinem Kulinarik-Freund gehe ich gern am Teltower Kanal spazieren, und bei einer Variation der Route nach dem Ruderverein durch eine Kleingartenkolonie vorbei an üppigen Brombeerhecken landeten wir überraschend vor Lemke, wo wir uns mit Kostproben eindeckten. Wirklich lecker, das beste Marzipan, Nougat und Nußmus zum besten Preis - Vorsicht, Suchtgefahr! Außerdem ein netter Laden: man merkt, daß Lemke ein Familienunternehmen mit langjähriger Belegschaft ist.
Für Städtebau- und Architektur-Interessierte gibt es hier noch etwas zu entdecken. Gleich neben dem Lädchen fallen an einer etwas maroden Mauer exquisite schmiedeeiserne Zierelemente auf. Hinter dem Zaun und Bäumen ragt ein eigenartiger Backsteinbau mit großer Fensterrosette auf - eine Kirche? Bestimmt nicht, aber was?
Heute ist es eine Autowerkstatt, 1904 wurde es als Pumpwerk der Wasserbetriebe erbaut. Das Gebäude steht zwar unter Denkmalschutz, doch das scheint niemanden zu kümmern. Wir hatten das Glück, daß in der Werkstatt nette Arbeiter zugange waren, die uns einen Blick ins Innere gewährten - fantastisch. Das war ein Ausflug ganz nach meinem Gusto, so macht Neukölln Spaß.[verkleinern]