03.10.2015
Sind 25 Jahre Deutsche Wiedervereinigung Anlass zu feiern? Es kommt auf die Perspektive des Einzelnen an. Ich meine ja, es ist ein Grund zu feiern. Rund um das Brandenburger Tor geht es dabei auch sehr ausgelassen zu. Wer sich in Ruhe und ohne turbolentes Treiben mit der Frage beschäftigen möchte, was die Mauer für die Menschen in Deutschland bedeutete, der kann die Gedenkstätte Berliner Mauer besuchen einschließlich der beiden Dokumentationszentren.
In der Nacht zum 13.... weiterlesen
August 1961 begann nicht nur für die Bewohner Berlins, sondern für alle Deutschen ein Alptraum, der fast 30 Jahre dauern sollte ..... und seit auf den Tag genau am 07. November 2014 seit 25 Jahren beendet ist.
Die traumatischen Erlebnisse beschäftigen die Menschen in dem vereinten Staat jedoch bis heute.
An einem grauen, trüben Wintertag beschlossen wir, wieder einmal eine geschichtliche Exkursion zu unternehmen. Schon längere Zeit hatten wir uns diese Gedenkstätte an der Bernauer Straße vorgenommen, da man sich hier durchaus einen ganzen Nachmittag mit Geschichte befassen kann - nämlich der Geschichte der Berliner Mauer und wie diese sich auf das Leben der Menschen, die mit ihr leben mussten, auswirkte.
Viele Jugendliche sind hier trotz der unfreundlichen Witterung unterwegs - teils Gäste aus dem Ausland. Jugendliche, die in einem freiheitlichen Europa ohne Grenzen aufwachsen, in Ländern, in denen Freizügigkeit selbstverständlich ist.
Nicht alle Jugendlichen Europas sind in den vergangenen Jahrzehnten vor dem Mauerfall und der Öffnung der Grenzen mit dieser Selbstverständlichkeit groß geworden, einem Teil der jungen Menschen war es nicht vergönnt. Manche mussten sogar den Drang nach Freiheit mit dem Leben bezahlen, während andere auf Malle ihren Freiheitsdrang heftig feiernd auslebten.Mit Freude nehme ich zur Kenntnis, dass diese jungen Menschen, die sonst sicherlich in fröhlichen Scharen abfeiern , sich hier so ernst und mit großem Interesse mit den zahlreichen Informationen zur Berliner Mauer an den einzelnen Stationen dieses kostenlosen Freilichtmuseums befassen.
Mehrere hundert Meter ist der einstige Todesstreifen der Berliner Mauer heute begehbar. Zahlreiche Tafeln und Dokumentationen berichten von dem was sich hier entlang der Bernaer Straße von den ersten Absperrungen von der sowjetischen Besatzungszone ausgehend, über das Vermauern der Hauszugänge über das Errichten ausgeklügelter Sperr- und Maueranlagen bis zum Fall der Mauer Jahrzehnte später ereignete.Mit eindringlichen Bilddokumenten wird das Elend getrennter Familien, Flüchtender und bei Fluchtversuchen sterbender Menschen dargestellt.
Die Dokumentation über die Sprengung und den Abriss der Versöhnungskirche, welche dem "Schutzwall gegen den Imperialismus" im Wege stand, wird anhand von Fotos und einzelnen Resten wie z. B. Kapitelen und dem ausgestellten Turmkreuz, welches in einer Nacht-und Nebelaktion beiseite geschafft und versteckt wurde, macht das Geschehene sichtbar und begreifbar.An der Stelle, an der einst die Versöhnungskirche stand, wurde nach dem Fall der Mauer eine Kapelle in sehr eigenwilliger Architektur errichtet, deren massiver Betonkörper durch eine durchlässige Umhüllung in Holz geschützt wird.
Keine Hundert Meter weiter befindet sich ein Stück Mauerstreifen im Original erhalten und ihm gegenüber auf der anderen Straßenseite das Dokumentationszentrum mit Aussichtsturm, von dem aus man die Bernauer Straße überschauen kann. Im Erdgeschoss läuft in einer Endlosschleife zu einem Film zusammen geschnitten eine Dokumentation zur Berliner Mauer und der Teilung der Stadt. Bei einigen Szenen von Fluchtversuchen geht ein scharfes Einatmen durch die Reihe der gebannten Betrachter des Filmes - insbesondere als eine junge Frau bei dem Versuch der Flucht zunächst im Stacheldraht hängen bleibt und sich verletzt..Auch uns haben diese Szenen sehr berührt.
Noch ca. 200 Meter weiter befindet sich in der Nähe des Nordbahnhofs ein weiteres Gebäude der Gedenkstätte - das Informationszentrum - mit einem zur Geschichte Berlins sehr gut sortierten Büchershop . Bei dieser Auswahl habe ich mich natürlich erst einmal mit einschlägiger Literatur eingedeckt, zumal auch einige Angebote lockten.
Meines Erachtens ist der Besuch dieser Gedenkstätte gerade für junge Menschen, die die Mauer aus eigener Anschauung nicht mehr kennen, ein absolutes Muss, da die Geschichte der Berliner Mauer hier sehr umfassend und interessant aufgearbeitet und dokumentiert ist.
..... heute gehen dort, wo der Albtraum begann, Menschen spazieren und Gänseblümchen blühen auf der sommerlichen Wiese ........
Update November 2014:
Das Dokumentationszentrum beim Aussichtsturm wurde neu gestaltet und wird anlässlich des 25 - jährigen Mauerfalls wiedereröffnet. Ich werde es so bald wie möglich einmal besuchen.[verkleinern]