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Nach Bildern und Beschreibungen hätte die Wüstung Schleesen bei Stackelitz (70 km südwestlich von Berlin / 25 km nordwestlich von Lutherstadt Wittenberg) mit ihrer Kirchenruine und den Dorfresten eine sehenswerte Location sein können.
Hätte können – wenn man sie denn finden würde! Trotz vorherigem Karten- und Satellitenbildstudium erwies sich die Sache vor Ort als schwierig. Im Dorf Stackelitz im nordöstlichen Sachsen-Anhalt ca. 2 km vor der Grenze zu Brandenburg – kein Hinweis. Am... weiterlesen Waldgebiet am Nordrand von Stackelitz, dort wo irgendwo die Wüstung sein soll – kein Hinweis.
Erst 1 km weiter nördlich an der Straße zum brandenburgischen Medewitz eine Informationstafel zum Naturpark Hoher Fläming mit einem kurzen Hinweis zur Wüstung und einem klitzekleinen Wegweiser Richtung Süden „Parkplatz Wüstung 1000 m“. Also wieder zurück in Richtung Stackelitz und nach 1000 Tachometern abrupt gebremst. Parkplatz?
Ach, die breite Ausbuchtung an der Straße L120 vor der Eisenbahnbrücke soll der Parkplatz sein!
Also „geparkt“, oder besser – das Auto abgestellt und ergebnislos weitere Hinweise gesucht. Durch oben erwähntes Kartenstudium wusste ich ja in etwa die Richtung.
Ich schlug also den einzig möglichen Weg in westliche Richtung durch das Waldgebiet ein, dass bis heute den Namen „Schleesen“ trägt und verwaltungsmäßig zwar zum Ort Grimme gehört, aber viel dichter an Stackelitz liegt.
Der für Kfz gesperrte Waldweg verlor schnell seinen Charakter und ging alsbald in urwaldhafte Wildnis über. Fast schon überflüssig, den Weg für Fahrzeuge zu sperren – nach spätestens 100 m würde man sowieso steckenbleiben, wenn man nicht gerade einen Panzer unterm Hintern hat.
Zuerst ging ich, bald kämpfte ich mich durch die Wildnis der Ausläufer des Hohen Fläming. Schnell war der Waldweg als solcher nicht mehr zu erkennen. Auch abzweigende Wege in Richtung Wüstung gab es nicht. Es ist müßig zu erwähnen, dass es auch hier natürlich keine weiteren Hinweise auf das Objekt meiner Begierde gab.
Bis auf Höhe der Wüstung könnte ich in etwa gekommen sein, aber da ich für einen solchen Survivaltrip nicht wirklich ausgerüstet war, brach ich das Unternehmen „Wüstung Schleesen“ leicht genervt ab.
Es ist mir unbegreiflich, dass man in dieser mit Sehenswürdigkeiten nicht gerade gesegneten Grenzregion Sachsen-Anhalts aus dem bisschen was man hat, nicht mehr macht.
Ein vernünftig ausgewiesener Parkplatz, ein paar Wegweiser, damit der nicht als kanadischer Waldläufer geborene Besucher den Weg findet und ein halbwegs passierbarer Weg. Bei etwa 350m Entfernung von der L120 sollte das doch möglich sein!
Noch kurz zur Historie:
Das Dorf Schleesen wurde 1307 erstmals urkundlich erwähnt und gehörte damals zum Herzogtum Sachsen-Wittenberg (1296-1485).
Bevor in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts sich hier deutsche oder flämische Siedler niederließen, gab vermutlich bereits eine slawische Siedlung.
Der Bau der wohl turmlosen Feldsteinkirche wird auf etwa 1130 datiert.
Lange war das Dorf nicht besiedelt. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren schwierig. Seuchen und marodierende Raubritter suchten die Dörfer im Fläming häufig heim. Die letzte Erwähnung von Schleesen als Dorf datiert im Jahr 1382, im 15. Jahrhundert wird der Ort von Zeitgenossen als „wüst“, also verlassen, beschrieben.
Als einziger Steinbau haben Teile der Kirche die Zeit als Ruine überdauert. Es soll noch Erdmulden geben, die auf einstige Hauskeller hindeuten. Die Bauernhäuser, Speicher und Scheunen, vermutlich wie damals üblich aus Holz bzw. Lehmfachwerk erbaut, sind längst verfallen und spurlos verschwunden.
Den ehemaligen Dorfbrunnen hat man neu aufgemauert und der Dorfteich soll noch zu erkennen sein.
Mit Bildern und eigenen Eindrücken von der Wüstung kann ich leider nicht dienen – siehe oben – die Natur und die Umstände waren dagegen!
Fazit: Schwierig zu finden und noch schwieriger zu erreichen. Schade – könnte man mehr draus machen.[verkleinern]