»Ergänzung vom 22.9.2013«
Heute brachte der WDR die erwartete Nachricht: Das Bistum Essen hat wohl beschlossen, die Skulptur, die den Kardinal zeigt, demnächst zu entfernen. Die Vorwürfe scheinen also bestätigt worden zu sein. Am freiwerdenden Platz soll eine Gedenkstätte für Opfer von Missbrauch durch katholische Geistliche errichtet werden. Was mit der Skulptur geschehen soll, muss wohl noch entschieden werden.
»Ergänzung vom 20.9.2023«
Nach den aktuellen Missbrauchsvorwürfen gegen... weiterlesen
den früheren Kardinal Hengsbach und seinen Bruder wären die Verantwortlichen gut beraten, wenn sie die farbenfrohe Installation, die den Kardinal als Repräsesentanten der Kirche zeigt, in Sicherheit brächten. Es haben ja wohl schon erste Protestaktionen stattgefunden. Ein abgelegener Platz im Magazin des Doms wäre für die Lagerung angebracht. Allerdings bin ich dafür, die Figur als Zeitzeugnis zu erhalten.
»Bewertung vom 28.2.2015«
Bei meiner Bewertung geht es um zwei Skulpturen, die nicht weit voneinander entfernt auf dem Burgplatz, nahe des Essener Münsters zu finden sind. Es handelt sich um zwei neuere Werke, die einmal einen Heiligen und zweitens einen Kardinal darstellen.
Vor der Fassade des Gebäudeteils, in dem der Essener Domschatz präsentiert wird, steht eine Skulptur des Heiligen Altfrid, dessen Gebeine in der Krypta des Doms aufbewahrt werden und der seit 1965 als Heiliger verehrt wird.
1. Die Skulptur St. Altfrid:
Bisher habe ich nicht genug Informationen über die Skulptur bekommen, um über Entstehungszeit oder den Künstler etwas aussagen zu können. Das werde ich bei Gelegenheit nachholen.
Auf einem quaderförmigen Sockel ist die aufrecht stehende, etwa menschengroße Figur des Heiligen aufgestellt. Es handelt sich um eine auf jeden Fall moderne, aber recht realistische Arbeit, die insgesamt einen geschlossenen, blockhaften Eindruck macht. Einzig der Kopf und die segnende Hand ragen aus dem Block heraus. Der Heilige ist in Bischofstracht mit Mitra und einem weiten glatt herabfallenden Umhang dargestellt. Insgesamt ist die Oberfläche sehr glatt, die Falten des Umhangs sind nur angedeutet. Die rechte Hand wirkt segnend vorgestreckt, in dem rechten angewinkelten Arm hält er ein Modell der Stiftskirche. Dieser letztere Umstand stellt für den Betrachter gleich den Bezug zum Mittelalter her, es wirkt wie ein Zitat. Insgesamt würde ich die Skulptur als gelungen, dem Zweck entsprechend, aber nicht besonders auffällig bezeichnen, was durch die graue Farbe des Materials noch unterstrichen wird.
St. Altfrid:
Obwohl ich lange in Essen gelebt habe und der Name des Heiligen bei mehreren Institutionen auftaucht, war er selbst mir nicht wirklich bekannt und bei den Informationen über ihn gibt es häufig Ausdrücke wie 'möglicherweise'.
Urkundlich belegt ist aber, dass er Bischof in Hildesheim war (um 850), und dass er ein enger Vertrauter Ludwig des Deutschen war. Er war es auch, der die Gebeine von Cosmas und Damian nach Deutschland überführte, und mit Hilfe seiner ganzen Familie ein Stift in Essen gründete.
Mehr unter diesem Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Altfrid
2. Die sogenannte 'Hengsbach Installation'
Ganz nah am Eingang zum Atrium des Münsters befindet sich die zweite Skulptur, eine naturalistische Darstellung des Kardinals Hengsbach aus dem Jahr 2011. Die hierfür verwendeten Materialien sind Metall (Bronze), Hartkeramik und sehr viel Farbe.
Selten hat eine Skulptur in Essen für soviel Aufregung gesorgt wie diese, entweder lieben oder hassen die Leute sie. Mein Geschmack ist sie absolut nicht, aber ich verstehe die Gründe, aus denen viele sie gut finden und meine, dass sie ihren Sinn (Erinnerung und Würdigung) erfüllt.
Der Kardinal ist lebensgroß, aufrecht stehend auf einer Stützmauer als Sockel dargestellt, unter der Platte, auf der seine Füße ruhen, können wir einen kopfunter angebrachten Wolf erkennen, auf dessen Bauch ein weißes Lamm ruht. Der Kardinal trägt charakteristische Tracht. Über einer roten Soutane, sind ein weißes Chorhemd (Rochett) und ein roter Schulterumhang (Mozetta) zu erkennen. Den Kopf schmückt ein rotes Birett. Einen starken Kontrast bildet dazu der offene, weitfallende schwarze Umhang. Die Hautfarbe ist rosig, die Haare sind dunkel.
Wolf und Lamm sind unverkennbar Hinweise auf verschiedene Bibelstellen, wo davon die Rede ist, dass Unwahrscheinliches wahr sein wird und der Wolf und das Schaf friedlich nebeneinander liegen werden.
Die Kritik entzündete sich nicht nur an der nicht zeitgemäßen Darstellungsweise, sondern besonders an dem Gesichtsausdruck des Kardinals, den Respektlose als dümmlich oder bedüdelt benannten.
Die Künstlerin Silke Rehberg wurde 1963 in Ahlen geboren und studierte Kunst in Münster. Sie ist freischaffende Künstlerin, unterrichtete aber zwischenzeitlich auch zwei Jahre an der Fachhochschule Dortmund.
Kardinal Hengsbach:
Kardinal Hengsbach ist mir hauptsächlich bekannt als der Mann, der der Theologin Uta Ranke-Heinemann die Lehrerlaubnis entzog, weil sie die Jungfrauengeburt anzweifelte und ihre Meinung sehr deutlich vertrat.
Franz Kardinal Hengsbach wurde 1910 in Velmede geboren und starb 1991 in Essen. Die wichtigsten Stationen seiner kirchlichen Laufbahn waren Paderborn, Brilon und Essen, wo er als Bischof wirkte. Zum Kardinal ernannt wurde er 1988. Mehr Informationen unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Hengsbach
2023 wurden Missbrauchsvorwürfe gegen ihn publik, die noch untersucht werden.
Meine Bewertung mit vier Sternen beruht einzig und allein darauf, dass ich finde, dass die beiden Skulpturen ihren Zweck erfüllen. Der künstlerische Aspekt ist sehr viel differenzierter zu sehen.[verkleinern]