Schon am ersten Tag, als wir zu unserem Hotel mit dem Bus unterwegs gewesen sind, fiel mir dieser gestrenge Herr an der Haltestelle Wendelsplatz auf. Ohne zu wissen, um wen es sich handelt, habe ich mir vorgenommen, im Laufe des Aufenthaltes genauer sich mit diesem Reiter zu beschäftigen, denn er ist schon eine imposante erscheinung.
Einige Tage später bot sich auch schon die Gelegenheit dazu. Eigentlich haben wir uns an einer anderen Haltestelle verabredet, doch meine Gedenken gingen auf... weiterlesen Reisen und so bemerkte ich viel zu spät, dass ich eigentlich schon längst aussteigen müsste... Nach kurzer Rücksprache beschloss ich mich diesem Feldherrn zu widmen.
Wenn man sich Ross und Reiter genau anschaut, so stellt man fest, dass es für ein Denkmal reichlich klein geraten ist jedenfalls kein Monument in herkömmlichen Sinne, sondern eher eine Zierfigur.
Auch, wenn es als Brunnenbezeichnet wird, fließt hier seit Jahrzehnten (so steht es jedenfalls auf der Seite des Fördervereins) kein Wasser. Das kann man als Einheimischer besser beurteilen, doch der wichtigste Hinweis dafür ist, dass unter der Plastik reichlich Pflanzen (noch mehr Erde) dort vorhanden waren, die es zu nass sicherlich nicht vertragen hätten.
Wer dieser dargestellte Carolus sein soll, konnte ich nicht herausfinden, denn Kaiser Karl der Große wird sicherlich nicht in einem antikisierenden Gewand dargestellt sein.
An einigen Stellen hieß es, dass es nur ein Entwurf für eine geplante Skulptur gewesen ist, die aber nicht realisiert wurde, weil er den Auftraggebern nicht zugesagt hatte. Als ursprüngliches Aufstellungsort war eigentlich die "Alte Brücke" gewesen.
Bei der Recherche habe ich heraus gefunden, dass es sich um eine moderne Replik des erwähnten Auftragswerkes handelt, folglich kann sie noch nicht unter Denkmal stehen, auch wenn es danach aussieht.
Der ehemals überlebensgroß geplante Entwurf wurde von dem Frankfurter Bildhauer Fritz Boehle (eigentlich Karl Friedrich - * 7. Februar 1873 in Emmendingen - 20. Oktober 1916 in Frankfurt am Main) 1910 eingereicht. Der Antragstellung des Magistrats erfolgte 1911, doch es erfolgte kein Realisierungsauftrag dabei heraus.
Erst etliche Jahrzehnte später und natürlich in dieser Fassung, entschloss sich die benachbarte Binding-Brauerei den Guss zu finanzieren. Die Konnte nur dadurch erfolgen, weil sich ein Wachsmodel des besagten Künstlers erhalten hatte. Dies erfolgte im Jahr 1965. Seitdem steht es an dieser Stelle.
60 Jahre nach Böhles Tod im August 1976 wurde es an diese Stelle versätzt, jedoch der Stadt wurde es bereits 3 Jahre zuvor übergeben.
Der Dargestellte Feldherr hat eine düstere Aussttrahlung, folglich finde ich 3 Sterne für angemessen an dieser Stelle.[verkleinern]