Ein Bericht im Fernsehen hat mich sehr neugierig gemacht, als es hieß, dass unser nächster Trip nach FfM geht. Mal schauen, wie die Meinungen dazu hier auf der Seite dazu sind. Lange suche ergab, nicht mal vorhanden gewesen :-( - ein erneuter weißer Fleck, der drauf wartet, „erweckt“ zu werden.
Frankfurt / Main war über Jahrhunderte eine der wichtigsten Städte im Reich gewesen. Da verwundert einen nicht, dass in einem relativ kleinen Umkreis, mehrere (ursprünglich romanische) Kirchen gebaut... weiterlesen worden sind. Leider wurde sie ebenfalls bei den Luftangriffen im März 1944 sehr stark zerstört. Das hatte zur Folge, dass sie nach dem Krieg fast vollständig restauriert werden musste.
Trotz dieser Tatsache ist es schon interessant zu erwähnen, dass die Wurzeln von St. „Nikolai“ bis ins Mittelalter zurückreichen. Sie ist die kleinste unter den historischen Kirchen, die von Stil der Romanik geprägt sind. Zu finden ist es am Rande der Altstadt, genau genommen auf dem „Römer“, der „guten Stube“ der Stadt.
Wie fast alle anderen Kirchen gehört auch diese zum Verbund, der heute als Museum genutzten Paulskirche (s. ggf: http://www.golocal.de/frankfurt/evangelische-kirche/paulskirche-YUuur/) und ist somit eine der evangelischen „Prägung“.
Das kleine gedrungene Gotteshaus ist eher unscheinbar, doch was einem als erstes auffällt ist der Glockenturm, der sie überragt. Drinnen ist es schon recht dunkel, doch dort gibt es einige Details, die in der Form kein 2. Mal gesehen habe. Wie in allen anderen in der Innenstadt, kommt man nicht um den „Aufpasser“ kaum herum, der mir einen riesigen Schrecken eingejagt hatte:
Kaum sind wir rein gekommen, wurde ein Flayer ausgehändigt, mit interessanten Details über alle mittelalterlichen Kirchen in der Innenstadt. So weit so gut. Mein Partner hat sich hingesetzt, weil wir schon seit Stunden unterwegs gewesen sind und weil er aus dieser Perspektive lieber die Übersicht sich verschaffen wollte. Folglich war mein „Job“ zu knipsen, OK, da gibt es schlimmeres.
Durch die Dunkelheit bedingt, habe ich (eher schlecht als recht) versucht die Details, die hier zu sehen waren, festzuhalten, als unvermittelt ein sehr lautes „Was machen Sie denn da, es ist verboten“! Der nette Mann von vorhin, so in Rage, was habe ich denn falsch gemacht?! So drehte ich mich zurück, um den Grund zu erfahren, da hieß es erneut „Stop, don`t do it“, ich verstand gar nichts mehr, bis… ja ich bemerkte, das die Aufsicht nicht mich gemeint hatte, sondern eine Horde wild gewordener Asiatinnen, die unbedingt ein Selfy drinnen machen wollten, wobei jeglichen Respekt dabei völlig abhanden gekommen zu sein schien. Irgendwie haben sie mich aus dem „Konzept“ gebracht, mit ihren Spaßfotos an einer abgesperrten Stelle auch noch dazu…
Die Zeit habe ich genutzt, um sich weiter über die Kirche zu informieren, denn an den Bleiglasfenstern kam mir etwas „merkwürdig“ vor! Die hinter dem Altar waren schlichter gehalten, als die über den monumentalen Grabmälern zu sehen waren. Irgendwie passten die bunten thematisch nicht dazu!
Das lag daran, dass ein „typisches“ Thema der katholischen Lehre, scheinbar unvereinbar mit den Evangelisten in „Konkurrenz“ stand! Wie kommt die Maria, die auch noch als Himmelskönigin gekrönt wird, hierhin. Auch bei dieser Frage stand mir der „Aufpasser“, der sich wider beruhigt hatte, gerne zu Stelle. Es ist wirklich ein Geheimnis, das wert ist erzählt zu werden:
Beide Bleiglasfenster stammen von ein und derselben Künstlerin: Lina von Schauroth (1874-1970). Sie bilden zwei unterschiedliche Strömungen ihrer Schaffenszeit ab: die katholischen wurden 1922 für eine Privatkapelle errichtet worden, die die Industriellenfamilie von Weinberg in Auftrag gab. Das sie die Kriegszeit überdauert hatten, verdanken sie der Tatsache, dass sie im Limburger Dom eingelagert waren.
Die beiden farbigen Fenster sollen an die zum Katholizismus Konvertierte ehem. Jüdin geb. Frobes, die 1937 verstorben war. Hinterher wurden sie der Kirche gestiftet, weil sie sie in der schweren Zeit unterstützt hatte. Da die der 4. Evangelisten ebenfalls von der Künstlerin im Jahr 1937 erschaffen worden sind, die auf eine Stiftung für die Gemeinde in Limburg gewesen sind, hat man sie zusammengelassen! Zufälle gibt`s, denen man kaum glauben kann, doch in einer Kirche ist alles möglich!
Was mir aber hier am meisten gefallen hatte, waren die mittelalterlichen Grabmäler, auf den man zum Teil nur noch die Abbildungen schemenhaft erkennen konnte. Jene von der adeligen Dame ist überhaupt einer der schönsten Darstellungen aus dem Mittelalter, die ich je in einer Kirche gesehen habe. Das ist mir gute 3 Sterne wert, die auch die Gesamtwertung ergeben![verkleinern]