Kommt ein Tourist nach Gera ( ehemalige Bezirkshauptstadt im östlichen Thüringen) und fragt einen Einheimischen, wie er denn zum Geraniengarten komme....
Blöder Witz, fiel mir gerade so ein.
Denn kürzlich besuchten wir Gera und besuchten einen öffentlichen Garten. Mussten nicht nach dem Weg fragen, da zu Hause vorinformiert und per Navi im Auto perfekt angeleitet.
Geranien hat der Garten nicht zu bieten, denn im Dahliengarten Gera können - der Name sagt es - Dahlien besichtigt... weiterlesen werden.
Die Geschichte zur Entstehung und Entwicklung des Dahliengartens fasse ich nun mal zusammen.
Am 9.12.1927 fand die erste Sitzung der "Verschönerungskommission im Verkehrsverein" statt.
Die Errichtung eines Dahliengartens wurde angeregt, ein Standort in Gera gleich vorgeschlagen.
Bereits 3 Wochen später die nächste Sitzung, es geht ums Geld . Die geplanten 7000 Reichsmark für die rund 11tausend Quadratmeter große Anlage können nicht voll von der Stadt Gera bereitgestellt werden, daher schlägt man Spendenaktionen und Veranstaltungen vor, aus denen Gelder erlöst werden sollen.
Zur nächsten Vereinssitzung im Februar 1928 sagt der Oberbürgermeister 5000 RM zu, außerdem unentgeltliche Material- und Bauleistungen durch die Stadt. Mehrere Firmen sollen ebenfalls Material spenden, mit den Gärtnern Deegen, Schade und Panzer aus dem nahen Köstritz wird vereinbart, die Bepflanzung durchzuführen.
Die als Standort vorgesehene ehemalige Lehmgrube, inzwischen mit Bauschutt verfüllt und zur Bebauung mit Gebäuden nicht geeignet , wurde mit Mutterboden aufgefüllt, Dahlien und Rosen gepflanzt sowie Wege angelegt.
Am 1. September 1928 konnte eröffnet werden. Die Anlage wurde von der Geraer Bevölkerung sehr gut angenommen und stark besucht.
Die großzügige Spende der Firma Max Biermann anläßlich deren 50jährigem Betriebsjubiläum sollte der Errichtung eines Zierbrunnens dienen. Dieser konnte im Jahr 1930 eingeweiht werden, zudem wurden weitere Wege angelegt und Bänke aufgestellt.
Ein Kommentar zu dieser Bewertung regt mich dazu an, diesen Satz einzufügen:
"Im Jahr 1936 wurde in der Ratsherrensitzung angeregt, den Brunnen abzureißen, da er ein Geschenk des Juden Biermann sei. Da aber bei der Übergabe auch die Stadt anwesend war und mit 2350 RM zum Bau beigetragen habe, wurde der Brunnen nicht abgerissen." (Quelle Homepage Dahliengarten)
Nach 1939 erlosch die Dahlienpracht, die Kriegsbedingungen trugen dazu bei, dass ein Krankenhaus hier Gemüse für den Bedarf der Patienten anbaute. Nach 1945 parzellierte man die Anlage und überließ sie Umsiedlern zur Eigenversorgung.
Nach einigen Jahren erinnerte sich die Stadt Gera ihres einst so schönen Gartens , viele Freiwillige halfen dabei, den Dahliengarten wieder in seine ursprüngliche Form zu versetzen.
Im August 1950 konnte die Wiedereröffnung gefeiert werden.
In den Folgejahren fanden regelmäßig Dahlienfeste statt, 1975 erhielt der Garten Denkmalschutz und 1986 wurde der Brunnen wieder instand gesetzt.
Die Nachwendezeit schadete dem Garten nicht, andernorts gingen neben Industrie, Gewerbe und Handel auch Kultur und öffentliche Einrichtungen verloren. Nicht so in Gera. Stadt und Bürger setzten sich für den Erhalt des Gartens und Fortführung des jährlichen Dahlienfestes ein, was weitestgehend gelang. Wie nicht anders zu erwarten, scheiterte mancher Plan an mangelndem Geld. Für die Bepflanzung, inzwischen immer noch von den Firmen Panzer und Schade durchgeführt, konnten die notwendigen Mittel stets aufgebracht werden.
Seit 2001 ist die Firma Panzer aus nunmehr Bad Köstritz allein für die gärtnerischen Belange zuständig.
Inzwischen sind die Jahre ins Land gegangen, Dahlien kamen und gingen, dem Lauf der Jahreszeiten folgend. Anfang August unser gezielter Besuch in diesem Garten.
Die Anlage hat drei Eingänge als da wären Martinsgrund/Ecke Straße des Friedens, Martinsgrund /Ecke Karl-Marx-Allee und Rathenaustraße.
Wir hatten im Navi Rathenaustraße eingegeben und wurden zielsicher durch die Stadt geleitet.
Am westlichen Stadtrand nahe des Stadtwaldes gelegen ist der Verkehr hier nicht allzu dicht, es war kein Problem, einen Parkplatz in der Rathenaustraße zu finden, auch in der Karl-Marx-Allee und im Martinsgrund kann geparkt werden.
Die Eingänge stehen tagsüber offen, ob diese nachts geschlossen werden, ist uns nicht bekannt. Gartentürchen sind jedenfalls vorhanden.
Auf der sehr informativen und interessanten Homepage werden als Öffnungszeiten täglich ab 8 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit angegeben. Von Oktober bis April bleibt der Garten geschlossen. Eintrittsgeld wird nicht erhoben, an den Eingängen hat man aber bunte Gießkannen mit Einwurfschlitz ( witzige Idee ) aufgestellt, in die Spenden eingeworfen werden können, was wir natürlich taten. Betreut wird der Garten übrigens von der "Interessengruppe Dahliengarten" (IG), die im "Computertreff Gera e.V." einen guten Partner hat, weil sich dieser um die Homepage kümemrt, und für neue Interessierte am Dahliengarten die Verbindung zur IG herstellt.
Der Garten selbst präsentierte sich in einem ausgezeichneten, sehr gepflegten Zustand. Geharkte Wege, gemähte Wiesenflächen, kein Unkraut zwischen den Dahlien. Sehr große Sortenvielfalt, es gibt Hinweisschilder, was an welcher Stelle blüht. Die betreuende Gartenbaufirma leistet hier sichtbar excellente Arbeit.
Ringsum stehen Bänke zum Verweilen, Sponsoring macht dies möglich, wie die angebrachten Schildern mit den Namen der Spender anzeigen.
Einziges kleines Manko war , dass nur recht wenige Dahlien in voller Blüte standen. das liegt allerdings nicht an der gärtnerischen Sorgfalt, sondern an unserem frühen Besuchstermin Anfang August. Da haben die Dahlien einfach noch nicht ihre "Hochzeit".
Wir werden daher im Herbst nochmals herkommen, um dann die bunte Pracht in voller Schönheit anschauen zu können.[verkleinern]