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Zwar wurde das Dorf Gosen (ca. 1 km südöstlich von Berlin) bereits 1752 als Kolonistensiedlung für Wollspinner aus Sachsen, Holland und aus der Pfalz auf Weisung von König Friedrich II. v. Preußen (1712-1786 / König seit 1740) gegründet – eine eigene Kirche erhielt Gosen aber erst 160 Jahre später.
Die Lutheraner unter den Gläubigen mussten zum Gottesdienst ins ca. 2 km entfernte Neu Zittau, wo es zwar zunächst auch keine Kirche aber Gottesdienste im Dorfkrug gab. Ab 1767 gab es dann in Neu... weiterlesen Zittau eine evangelisch-lutherische Kirche.
Die Christen der reformierten-evangelische Kirche erhielten in Gosen ein Kolonistenhaus als Betsaal. Diese Gläubigen wurden von Predigern der Reformierten Schlosskirche der damals noch selbstständigen Stadt Cöpenick (ca. 10 km nordwestlich / seit 1931 Köpenick, 1920 nach Groß-Berlin eingemeindet) betreut.
Um 1910 fasste man den Entschluss zum Bau einer eigenen Dorfkirche in Gosen. Der Entwurf stammte vom Baurat Scherler, dem Leiter des Königlich-preußischen Hochbauamtes in Beeskow.
Die Grundsteinlegung erfolgte 1912 zum 160. Jahrestag der Ortsgründung - im „im 24ten Jahre der friedensreichen Regierung des deutschen Kaisers Wilhelm II., unseres allgeliebten Landesfürsten aus dem ruhmreichen Geschlechte der Hohenzollern“, wie Ortschronik zu berichten weiß.
Die Baukosten trugen das Königliche Konsistorium der Kirchenprovinz Brandenburg, der preußische Staat und die Landgemeinde Gosen.
Errichtet wurde, passend zum Ortsgründer, eine einschiffige verputzte Hallenkirche mit 30 m hohem Turm im Stil des friderizianischen Barock aus Kalkstein.
Die feierliche Weihe der Kirche fand am 26.4.1914 statt. Ein Vierteljahr später wars vorbei mit der „friedensreichen Regierung“ von Kaiser Wilhelm II. (1859-1941 / von 1888-1918 König v. Preußen und Deutscher Kaiser) – der 1. Weltkrieg begann.
Am Ende des 2. Weltkriegs im April 1945 hatte Gosen durch das hissen von weißen Flaggen vor der heranrückenden Roten Armee bereits kapituliert, als eine kleine SS-Kampfgruppe in den Ort einrückte, die weißen Fahnen mit Ausnahme der an der Kirche wieder einholte und die sowjetischen Truppen in Straßenkämpfe verwickelte.
Und diese weiße Fahne am Kirchturm, die die SS nicht wieder abnehmen konnte, verhinderte, dass Gosen von der sowjetischen Luftwaffe sturmreif geschossen wurde, denn die Piloten akzeptierten trotz der Kämpfe am Boden dieses Zeichen der Kapitulation des Dorfs.
In den Jahrzehnten der DDR-Zeit konnten Kirchengemeinde und evangelische Kirche nur wenig zum Erhalt der Kirche beitragen. Auch staatliche Stellen konnten oder wollten nicht. Es entstanden, auch durch das undichte Dach, schwere Schäden an der Bausubstanz
Da sich in Gosen eine große Dienststelle des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit befand, gab es nur noch eine kleine unbedeutende Kirchengemeinde.
Das änderte sich erst nach der deutschen Wiedervereinigung.
In den 1990er Jahren konnte das Dach neu gedeckt werden. Für die notwendige Generalsanierung wurde 2008 der „Förderverein Dorfkirche Gosen“ gegründet.
Seither wurden an und in der Kirche umfangreiche Reparatur-, Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten durchgeführt, die immer noch nicht abgeschlossen sind.
Das Äußere der Kirche ist schlicht und fast schmucklos. An der Ostseite mit dem Eingangsportal zeugen Einschusslöcher von Infanteriemunition im Putz heute noch von den Ereignissen der letzten Kriegstage.
Über dem Portal steht ein Zitat aus dem Matthäusevangelium:
„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
1913“
Eine Besichtigung der Kirche war bisher nicht möglich.
Von daher kann ich zur Innenausgestaltung und -einrichtung nichts sagen. Laut Internet sind sie einschließlich der Dinse-Orgel vollständig und im Original von 1914 erhalten.
Umgeben ist die Dorfkirche Gosen von einem großen, parkähnlichen (nie als Friedhof genutztem) Kirchhof ohne Begrenzungsmauern.ls Friedhof genutztem) Kirchhof ohne Begrenzungsmauern.[verkleinern]