Spieglein Spieglein an Hamburgs Wand, welches ist die prächtigste Straße im ganzen Bundesland?
Zur Wahl stellen sich "Neuer Wall" welche sich als teuerste Einkaufsstraße Hamburg stets voll mit Neugierigen und echten Shoppern in kühler, überbordend teurer Eleganz und polierten Fassaden darstellt.
Aber auch die Alsterarkaden mit ihrem besonderen Flair venezianischen Ursprungs bieten einen für mich unübertroffenen Charme.
Wendet man, am Anfang der Arkaden stehend, vom Jungfernstieg aus... weiterlesen
den Blick nach links kann man die Collonaden da hinten irgendwo erahnen.
Man muss schon ein paar Schritte laufen, Richtung niveauvollem Nivea Haus, bevor man erkennt das sich hier ein weiteres architektonisches und natürlich denkmalgeschütztes Kleinod auftut.
Als erstes fällt die Gemeinsamkeit mit dem Alsterarkaden auf: die elegant geschwungenen Bogengänge welche die schmucken Häuser der Gründerzeit säumen.
Mit ein bisschen Fantasie mag es einem gelingen sich nach Venedig versetzt zu fühlen. Eine standesgemäße Kulisse für den jährlich im Februar statt findende Maskenzauber.
Elegante und verspielte Fantasien treffen auf Elfen, Fabelwesen, Faune, Zauberwesen und elegante Damen und Herren welche anderen Epochen und Welten entsprungen sind.
Für ein paar Stunden wird gefeiert und musiziert, getanzt, defiliert und flaniert.
Eine mitreißende Show welche sich Richtung Alsterarkaden bewegt und auf dem Rathausmarkt ihren Höhepunkt findet der einer Gauklerfeier zu Ehren gereicht. Eine Defilee der Fantasien deren es einer eigenen Beschreibung bedarf.
Doch zurück in unsere Zeit und zu den Colonnaden.
Die Fußgängerzone verbindet den Jungfernstieg mit Esplanade und Stephansplatz.
Trotz der häufigen Überlaufenheit der Innenstadt ist hier wahrhaftig, zumindest zeitweise, entspanntes Schaufensterbummeln möglich. Ich war angenehmst überrascht als ich kürzlich, mitten an einem adventsamstäglichen Nachmittag zum ersten Mal (ich ging bereits vor gut sechs Jahren in HH vor Anker) überhaupt diese Straße genauer in Augenschein nahm.
Die inhabergeführten Shops und Boutiquen versprechen ein anspruchsvolles Einkaufserlebnis das ich mit Sicherheit mal im Sommer in Anspruch nehmen werde, dann, wenn die Cafés und Restaurants die Straße in eine Art "Marcus Platz " verwandeln. Ich entdeckte bereits ein kleine Pizzeria die mein näheres Interesse mit Hilfe ihrer ansprechenden Karte weckte.
Ganz früher ( anno 1870) war diese Straße in privater Hand eines Brüderpaares.
1880 begannen die Bebauung und der Straßenausbau dem ein Theater zum Opfer fiel. An dessen Stelle befindet sich nun der Durchgang zum Stephansplatz (welcher seinen Namen übrigens vom Gründer des modernen Postwesens hat).
Doch hier herrschen nicht nur Pracht, Reichtum und Prunk.
Die entsetzliche Tragik der deutschen Geschichte wird einem hier gleich mehrfach mit Hilfe der sog. Stolpersteine vor Augen geführt.
Gleich mehrere diese unauffälligen Messingtafeln mahnen das Nicht- Vergessen der Gräueltaten an welche dem jüdischen Volk widerfuhren. Auf jeder Tafel in der Größe eines Pflastersteines sind Name, Daten, Todeszeitpunkt und -ursache eingraviert.
Wer nicht weiß wo sich ein solcher Stein befindet tritt unweigerlich drauf denn sie sind mitten in den Wegen platziert. Man tritt sie mit Füßen und das blanke Metall wirkt in seinem hellen blanken Schimmer wie nackt - als hätte man ihnen die Kleidung vom Leib getreten.
Man beschämte sie, stieß sie, verletzte sie, übersah sie, missachtete sie.
Welch eine schmerzliche Verquickung mit den unfassbaren Vorgängen.[verkleinern]