In längst vergangenen Tagen war die Wahl des Gemahls von essenzieller Wichtigkeit. Eine “gute Partie” sicherte das (Über)Leben, das hinterher ohne weitere Unterstützung vom Elternhaus verlaufen sollte. Kein nüchtern und pragmatisch denkender Patrizier wäre vor Jahrhunderten auf die Idee gekommen seine Tochter einem Kramer, der vielleicht zur See, die reichlich Gefahren barg, fuhr und dort womöglich blieb, versprechen. Andererseits ein tüchtiger Kaufmann, der weitreichende Kontakte besass,... weiterlesen
sollte schon eine eigene Familie haben, damit die Hanse weiter florieren kann.
Irgendwie musste eine Lösung her, die die Gemüter beruhigt und den Frieden sichert, wenn tatsächlich so ein Fall eintritt. Wie konnte dann folglich geholfen werden, wenn die Not der armen “Weiber” gelindert werden... In den Jahren 1620-1700 wurden Häuser für die bedürftigen Witwen der “Zunftbrüder” errichtet. Damit das erst realisiert werden konnte, wurde eine Art Stiftung gegründet, die die Finanzierung sichern sollte, die sich aus Kaufleuten der Hansestadt Hamburg zusammensetzte.
Nach dem Motto: Tue gutes und lobe Gott, wurde in der Satzung festgelegt, dass die Witwen eine kostenlose Unterkunft bekommen, sowie die nötigen Brennmittel für die Eigenversorgung, sowie eine kleine Rente. Andererseits mussten sie das gewohnte Umfeld verlassen, ein überschaubares Opfer, wenn man die Vorteile sieht.
Die Krameramtsstuben sind, trotz das die Ausstellungsstücke im Nachhinein zusammengetragen worden sind und dem Zeitgeschmack des gutbürgerlichen Umfeld des 19. Jahrhunderts entsprechen, ein Fenster in eine Vergangenheit, die eine “Sozialeinrichtung” verkörpert, die seinesgleichen sucht.
Trotz heftiger Kriegsschäden ist diese Fachwerkkulisse etwas besonderes. Es liegt unweit des Michels, der eh auf der Route der meisten Hamburgbesucher zu finden ist. Neben dem besagten Museum gibt es hier ebenfalls ein Restaurant in dieser abgeschlossenem Ensemble, in dem auch einige weitere Geschäfte mit Souveniers zu finden sind. Diese sind an der Stelle aber zweitrangig. Wichtiger ist aber, dass die Fachwerkhäuser seit dem Jahr 1933 unter Denkmalschutz stehen.
Der Besuch einer der Wohnungen ist trotz allem eine kurzweilige Angelegenheit, die leider alles andere als barierrefrei zu bezeichnen ist. Die Stufen sind steil und nur die Diele wird, wie in den alten Zeiten, beheizt, wie man es auf den Fotos sehen kann.
Zu sehen gibt es ausgesuchte Stücke, die auf 3 Ebenen verteilt sind, die dennoch wenige m² umfassen. In der “guten Stube”, die zugleich als Schlafkammer dient, hatten wir den Eindruck gehabt, dass die Bewohnerin bald zurückkehren würde, um ihre Arbeit fortzusetzen. Dagegen spricht aber, dass wir nicht die einzigen Besucher an jenem Sonntag im Winter gewesen sind... der einen spüren ließ, wie wenig es bedarf, um leben zu können.
Wie lange die Frauen dort verweilt haben, war individuell unterschiedlich, denn es ist nicht absehbar, wie lange das Leben währt, ob es kurz oder lang sein wird... das anhand einer solchen Behausung sichtbar gemacht wird, das für wenige €uronen besichtigt werden kann.[verkleinern]