Neueste Bewertungen für Karlsbad im Bereich Kunst & Unterhaltung
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Ein Bagpipe Maker - ins Deutsche übersetzt heißt das Dudelsackbauer - in der badischen Provinz? Kann das denn wahr sein?
Ja, es ist wahr! Patrik Kraft stellt seit über einem Jahrzehnt in seiner Mutschelbacher Werkstatt, zuvor im einige Kilometer entfernten Albtal zwischen Ettlingen und Bad Herrenalb, verschiedene Arten von Instrumenten her, die auf eine lange Tradition in Schottland und Irland zurückblicken können, auf dem europäischen Festland dagegen nur von einer überschaubaren, aber wachsenden Zahl von Menschen gebaut und gespielt werden.
Patrik Kraft ist seit seiner frühen Jugend passionierter Musiker. Reisen nach Irland und Schottland weckten die Begeisterung für Land, Leute, Geschichte und Musik dieser Inselvölker - und ganz besonders für den Klang der schottischen Highland Bagpipes.
Patrik Kraft baut nicht nur Bagpipes; er kann sie auch meisterhaft spielen. Über mehrere Jahre war er Leader einer Celtic Folk Band. Heute spielt er als Solo-Piper bei Veranstaltungen, gibt Unterricht, produziert und repariert Dudelsäcke verschiedener Bauarten.
Bei unserem Besuch in seiner Werkstatt fuhr mir spontan ein Gedanke durch den Kopf: Der Mann passt zu seinen Produkten, denn Bagpipes sind keine Instrumente für Mickerlinge und Weicheier! Herr Kraft - der Familienname ist Programm - ist wahrlich ein Mann wie ein Baum, den man sich auch sehr gut als Teilnehmer von schwerathletischen Sportwettkämpfen wie den Highland Games vorstellen könnte - so mit Baumstamm- und Hammerwerfen, Tauziehen usw. - und der vermutlich auch einen ordentlichen Schluck torfig-rauchigen Single Malts nicht verschmäht.
Herr Kraft führte uns durch seine Werkstatt, zeigte uns das Rohmaterial für den Bau der Pfeifen (unter anderem Holzarten wie Grenadill, Buchsbaum, Ebenholz, Olivenholz usw., für die zum Teil Handelsbeschränkungen nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen bestehen) sowie die fertigen Instrumente und erzählte uns auf sehr anschauliche und humorvolle Art, wie seine Produkte an der Holzdrechselbank entstehen.
Dabei kamen wir aus dem Staunen nicht heraus, denn die Herstellung von Bagpipes erfordert einerseits großes handwerkliches Geschick, Präzision und Know-how, andererseits in ganz besonderem Maß auch künstlerische und musikalische Begabung. Es ist ganz offensichtlich so, dass bei Herrn Kraft alle diese Fähigkeiten in einer Person vereint sind.
So verwundert es nicht, dass Patrik Kraft einen wachsenden Kunden- und Freundeskreis nicht nur auf dem europäischen Festland, sondern sogar in Schottland, dem Heimatland der Bagpipes, hat.
Zu seinen Freunden und Kunden zählt beispielsweise der bekannte schottische Komponist und Dudelsackspieler Allan MacDonald.
Genug der salbungsvollen Worte. Wer sich gerne ein Bild von den Bagpipes und der Werkstatt des Bagpipe Makers machen möchte, kann bei einem Glas Single Malt die bei unserem Besuch geschossenen Fotos anschauen und dabei vielleicht vom besonderen Zauber des schottischen Hochlands und den Klängen von Bagpipes träumen.
Ich selbst bin dann mal weg … muss mich mit meiner Neuerwerbung vertraut machen.
bestätigt durch Community
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Die Ruine der Burg Langensteinbach liegt nur wenige Meter entfernt von der Ruine St. Barbara-Kapelle, die hier bei Golocal näher beschrieben ist:
https://www.golocal.de/karlsbad/kultur/ruine-st-barbara-kapelle-YVb7r/
Kirchen- und Burgruine stehen jedoch in keiner Beziehung zueinander. Allein wegen der Besichtigung der Burgruine würde sich eine weite Anreise auch nicht lohnen, denn von dem einstigen Bauwerk ist heute nicht mehr viel übrig, sie erfüllte ihren Zweck auch nur über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum, und es ist auch herzlich wenig zur Funktion und Bedeutung der Burg überliefert. Für diejenigen, die der Ruine der St. Barbara-Kapelle einen Besuch abstatten, lohnt sich eine kurze Stippvisite bei der Burgruine aber allemal.
Geschichte, Bauweise und Funktion der Burg:
Die mittelalterliche Burg Langensteinbach, welche im Voksmund auch "Römerturm" heißt, mit den Römern jedoch überhaupt nichts zu tun hat, wurde um ca. 1100 n. Chr. als reine Turmburg errichtet.
Der Grundriss ist quadratisch mit einer Kantenlänge von ca. 13,50 m.
Die Mauern aus Buntsandstein, der im Nordschwarzwald vorherrschenden Gesteinsart, sind - sage und schreibe - 3,50 m dick. Die Burg muss demnach sehr gut wärmeisoliert gewesen sein. Das wird damals aber sicher nicht der Grund für die Mauerstärke gewesen sein, sondern die Widerstandsfähigkeit gegen Angriffe.
Man geht mit Blick auf vergleichbare Bauwerke aus dieser Zeit davon aus, dass die Turmburg ursprünglich etwa 35 m hoch war.
Nach einem Brand, bei dem die Burg teilweise zertört wurde, soll rund um den Turm ein tiefer Grafen ausgehoben und der Erdaushub als Schutz vor feindlichen Belagerungmaschinen unmittelbar am Bauwerk aufgefüllt worden sein
Bereits in der Zeit um 1200 n. Chr. soll die Burg aufgegeben worden sein. Weshalb ihre Funktion nach derart kurzer Zeit beendet war, ist nicht überliefert.
Was ist heute von der Burg noch zu sehen?
Übrig geblieben ist ein Turmstumpf mit einer Höhe von ca. 3 bis 4 m. Über eine Treppe kann man auf die Mauer steigen, deren imposante Stärke bestaunen und einen Blick in das mit Gras und Waldpflanzen bewachsene Innenraumquadrat werfen. Damit die Besucher nicht abstürzen, sind Handläufe und Geländer aus Metall angebracht worden.
Der Wallgraben rund um den Turm ist noch erhalten und begehbar.
Angesichts der nur spärlich vorhandenen Überreste und der offenbar geringen geschichtlichen Bedeutung bewerte ich die Ruine mit 3 Sternen.
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Die Kirchenruine St. Barbara steht – umgeben von Laubbäumen - auf einer Anhöhe am südwestlichen Ortsrand von Langensteinbach, dem mit ca. 6.400 Einwohnern größten Teilort der Gemeinde Karlsbad.
Wie findet man die Ruine?
Auto- und Radfahrer folgen in Langensteinbach der Hauptstraße in Richtung Ittersbach. Kurz vor dem Ortsende von Langensteinbach biegt man – den weißen Hinweisschildern „Kurfürstenbad Langensteinbach/St.Barbarakapelle/Bibelheim Bethanien“ folgend – nach rechts in die Römerstraße ab.
Parkmöglichkeiten gibt es entweder
1. auf dem öffentlichen Parkplatz, der sich auf der linken Seite sofort nach dem Abbiegen in die Römerstraße befindet,
2. in der Kurfürstenbadstraße (erste Querstraße nach dem Abbiegen links) oder
3. der Römerstraße weiter folgend – in der Nähe des Bibelheims Bethanien (Parkplätze an der 1. Querstraße rechts).
Je weiter man die Römerstraße bergaufwärts gefahren ist, um so geringer ist die Steigung, die auf dem 200 bis 300 m langen, geschotterten Waldweg zu Fuß oder mit dem Rad zu bewältigen ist, um zur Ruine zu kommen.
Zur Geschichte der Ruine:
Die spätgotische Kapelle wurde um 1330 durch Mönche des etwa 15 km von Langensteinbach entfernten Klosters Herrenalb erbaut. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Kapelle im Jahr 1432 als „capella sanctae Barbarae“.
Die Kapelle war von 1450 an über einen Zeitraum von ca. 150 Jahren hinweg ein beliebter Wallfahrtsort.
Zweimal im Jahr fand in Gegenwart einer großen Volksmenge der Markt vor der Wallfahrtskirche statt.
Nach der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts endeten die Wallfahrten. Da das Kloster Bad Herrenalb - und damit auch die St. Barbara-Kapelle - seit dem Jahr 1338 unter der Schirmherrschaft des Hauses Württemberg gestanden hatte, und Herzog Ulrich von Württemberg (1487 – 1550) in den Jahren 1534 bis 1537 die Reformation eingeführt hatte, wurde das Wallfahrtswesen durch den Herzog von Württemberg als Oberhaupt der evangelischen Kirche Württembergs abgelehnt.
Es soll aber noch viele Jahre gedauert haben, bis die letzten Wallfahrer ausblieben.
Im Langensteinbacher Lagerbuch von 1605 werden die ersten Verfallserscheinungen an der Kirche beschrieben. Obwohl die Bedachung am Langhaus und Chor noch im Jahr 1663 erneuert worden war, begann zu Beginn des 18. Jahrhunderts der endgültige Zerfall der Anlage. Im Jahr 1707 wurde der Dachstuhl im Verlauf des spanischen Erbfolgekriegs zerstört, im Jahr 1750 wurde das Turmdach abgetragen. Im Jahr 1818 war St. Barbara restlos zur Ruine geworden und blieb das gesamte 19. Jahrhundert dem Verfall und der Ausplünderung durch die Bevölkerung (Baumaterial) und das Militär (Abbau des Bleibodens im Dach durch napoleonische Truppen und Verwendung des Materials zum Kugelgießen) ausgesetzt.
Erhaltungsmaßnahmen:
Bemühungen um den Erhalt der Anlage gab es erst seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. In den Jahren 1902 bis 1908 wurden Kapelle und Turm restauriert. Erhalten sind heute noch die eindrucksvollen Umfassungsmauern von Langhaus, Chor und Chorseitenturm sowie die Krypta.
Seit 1935 ist der Turm als Aussichtsturm für die Öffentlichkeit zugänglich. Dazu wurde eine Wendeltreppe aus Beton im Kirchturm installiert. Im Jahr 1966 wurde eine Aussichtsplattform auf dem Turm errichtet. Der Aussichtsturm ist jederzeit frei zugänglich, wegen der Wendeltreppe allerdings nicht für Rollstuhlfahrer oder extrem gehbehindert Personen. Von der Aussichtsplattform hat man eine schöne Sicht auf Langensteinbach.
Die Gemeinde Karlsbad setzt sich nach wie vor dafür ein, ihr Kulturdenkmal Schritt für Schritt durch eine denkmalgerechte Sanierung vor dem Verfall zu bewahren. Im Jahr 2009 wurde die Ruine saniert (Bestandssicherung und Abdichtungsmaßnahmen, Erhöhung des Geländers der Aussichtsplattform).
Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hat die Gemeinde bei der Instandsetzung des Natursteinmauerwerks unterstützt. Die Ruine von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum „Denkmal des Monats April 2014“ ernannt.
Geschichten und Sagen:
Um die St. Barbara-Kapelle ranken sich nicht wenige Sagen, teils mit weißen Frauen, teils mit schwarzen Männern als Protagonisten. Sie hier alle zu erwähnen, würde zu weit führen. Wer Interesse hat, findet sie über die Suchmaschinen im Badischen Sagenbuch II aus dem Jahr 1846.
Am besten gefällt mir eine Sage, wonach es von der St. Barbara-Kapelle bis ins ca. 9 km entfernte Ettlingen einen unterirdischen Gang geben soll. Bisher wurde jedoch weder ein Eingang noch ein Ausgang gefunden. Golocal-User sind daher herzlich eingeladen, nach Einholung einer behördlichen Genehmigung Grabungen durchzuführen.
Sollte der Gang gefunden werden, werde ich selbstverständlich darüber berichten … ;-)
Heutiger Zustand der Ruine:
Von der St. Barbarakapelle sind noch Überreste des Langhauses, des Chors und des daran anschließenden Turmes, der zum Aussichtsturm umgebaut wurde, erhalten.
Am Langhaus sind noch die Westwand mit Giebel, die Triumphbogenwand mit Giebel und die Südwand bis zum Dachgesims erhalten, die Nordwand ist in weiten Teilen zerstört.
Der Turm ist bis zum Dachgesims erhalten.
Auf einer am Eingang zum Aussichtsturm angebrachten Bronzetafel sind in chronologischer Reihenfolge die wichtigsten Geschehnisse in der fast 700-jährigen Geschichte des Bauwerks dokumentiert.
Jeden Sommer treffen sich die Mitglieder der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinden zu einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Gelände der St. Barbara-Kapelle.
Im Außenbereich befinden sich mehrere hölzerne Tische und Bänke, die zum Ausruhen oder zum Picknick einladen. Bei meinem Besuch habe ich auch eine Feuerstelle gesehen. Ob die Forstverwaltung dort das Grillen offiziell erlaubt, wage ich zu bezweifeln, denn der Platz ist im Verzeichnis der gemeindlichen Grillplätze nicht als offizieller Grillplatz ausgewiesen.
Leider ist die Anlage offenbar beliebter Austragungsort für kleine oder größere Saufgelage und Feiern. Als ich das Gelände zum Fotografieren besuchte, lagen Feierüberreste und Abfälle wild auf der Anlage verstreut. Eine Reinigung war dringend erforderlich. In welchen Abständen die Gemeinde die Abfälle beseitigt, weiß ich nicht.
Fazit:
Die Ruine ist zwar keine Top-Sehenswürdigkeit. Für heimat- und kirchengeschichtlich Interessierte kann sie aber ein durchaus lohnendes Etappenziel bei einer Wanderung oder Fahrradtour sein, zumal in der unmittelbaren Umgebung der Ruine beschilderte Rundwege und ein Baumlehrpfad zu Spaziergängen und kleinen Rundwanderungen durch die herrlich schattigen Wälder einladen.
Ich bewerte das Denkmal daher mit soliden 4 Sternen.
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