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Unzählige male habe ich das Kölner Stadtmuseum besucht ohne auf die Umgebung zu achten. Manchmal ist der Blick über den sprichwörtlichen "Tellerrand" nötig, um etwas (für mich neues) zu entdecken, was trotz der Größe bis dato gar nicht wahrgenommen wurde. Das ist auch der Hintergrund, warum die Darstellung dieses vermeindlichen "Militärs" an mir völlig "vorbeigegangen" ist. Es ist ein Mensch, der sicherlich seine Daseinsberechtigung besitzt, doch wer war eigentlich dieser Friedrich Reichsgraf... weiterlesen zu Solms-Laubach? Einige der Fragen kann die hier angebrachte Tafel beantworten, auch wenn es an einigen Stellen schwer lesbar ist!
Das 18. / 19. Jahrhundert war nicht nur in Bezug auf Köln und die Rheinlande eine Zeit der Umbrüche gewesen. Das kann man auch auf das Leben des Dargestellten Grafen übertagen. Bei seiner Geburt war noch nicht vorhersehbar, dass sein Territorium einige Jahrzehnte später die Souveränität verlieren würde und Friedrich ein "Beamter" (zwar in einer höheren Stellung) weit von dem hessischen Laubach sein würde... Der Adelsspoß, kaum auf der Welt war bereits binnen kürzester Zeit ein Halbweise. Seine Erziehung, sowie die Regentschaft übernahm seine Mutter Elisabeth Charlotte Ferdinande, eine geborene Prinzessin von Isenburg (1753–1829).
Wie in den meisten Adelsfamilien auch war sein Weg fast vorgegeben, da gab es nur wenig "Spielraum" in welche Richtung es sich entfalten könnte. Beruflich gesehen, war es als "Pflicht" angesehen, dass ein Studium (vorzugsweise) der Jurispodenz dazugehören sollte. Auch, wenn Friedrich bis zu einem gewissem Altar vom Hauslehrer unterrichtet wurde, dennoch in den Jahren 1786–1789 war er auf der Uni in Gießen eingeschrieben.
Sein weiteres Wirken führte ihn zu verschiedenen Verhandlungen und Konferenzen, denen er beigewohnt hatte. Diese Details erspare ich mir an der Stelle, weil man sie in I-Net bestens nachlesen kann. Viel wichtiger ist, dass er 1797 standesgemäß die Comptesse Henriette von Degenfeld-Schomberg (* 23. Dezember 1776 in Stuttgart - 26. Januar 1847 in Laubach) geheiratet hatte, mit der er 5 Kinder gehabt hatte. Das ist schon von Interesse, weil sein Enkel einige Jahrzehnte später vergleichbare Ämter in Köln inne gahabt hatte, wie der besagte selbst. Das nur am Rande, doch da greife ich zu sehr vor!
Mehrere Ereignisse veränderten nicht nur nachhaltig die politische Karte Europas, sondern hatten auch direkt Auswirkungen auf sein ganzes kommendes Leben: für den "Privatmensch" blieb nur der Adelstitel übrig, denn mit der Bodenreform von 1806 verlor sein "Erbland" die Eigenständigkeit, wenn schon vorher durch seine Abwesenheit die Gebiete in eine kaum zu überbrückbare finanzielle "Schieflage" gekommen wäre. Das war der Grund, warum Friedrich um eine "Beurlaubung" von seinen Positionen gebeten hatte.
Zum anderen durch die Besetzung der Rheinlande durch die Franzosen hat sich vieles, nicht nur für den Reichsgrafen zu Solms-Laubach, weitgehend verändert. Wenn man sich seine Vita anschaut, erkennt man, dass seine diplomatischen "Dienste" gerne und häufig in Anspruch genommen wurden. Unter den ist eins, das besonders markant darunter erscheint: das Wiener Kongress, an dem sich die Elite Europas traf, um die jeweiligen Interessen miteinander abzustimmen, damit eine verbindliche Ordnung (nach dem oft zittierten Chaos der Revolutions- und später Napoleon-Ära) zu schaffen.
Auch, wenn erst im späten Verlauf des 19. Jahrhunderts die Nationalfrage der "Deutschen" geklärt werden konnte, war bereits dieser Kongress mit dieser Frage beschäftigt. Bei etlichen Differenzen (was auch noch heute gültig ist) ist es alles andere als einfach, einen gemeinsamen Nenner zu finden! Als ein kleines "Rädchen" in einer solchen Versammlung heißt es sich auf eine bestimmte Position festzulegen und sie auch vertreten. Beim Dargestellten war es jene, der Habsburger zu unterstützen zusammen mit dem besser bekannten Freiherrn vom Stein.
Geschichte zu verstehen, ist nicht immer leicht, auch wenn das beschriebene Vorhaben gescheitert war, dass das "Deutsche Reich Römischer Nation" schon längst aufgelöst war und der Kaiser in Wien nicht mehr als solcher für das gesamte Gebiet angesehen werden konnte, war es ein Versuch, der (Aufgrund von unterschiedlichen Auslegungen ein und der selben Situation) irgendwie zum Scheitern verurteilt war. Die Details erspare ich mir (ebenfalls) an der Stelle.
Es war ein Traum, der nicht mehr zu seinen Lebzeiten (* 29. August 1769 in Laubach - 24. Februar 1822 in Köln) ein deutsches Kaiserreich realisiert werden konnte. Die Idee als solche brauchte noch beinah 50 Jahre und mehrere kriegerische Auseinandersetzungen... Das war der Lauf der Dinge.
Wenn man sich die Darstellung anschaut, sieht man einen (für mich nicht näher bestimmbaren) hohen Militärs (ggf. wie sein Vater - Generaladjutanten? - Offiers) in strenger Haltung. Nach langer Rechersche habe ich aber keinen weiteren HInweis dazu gefunden, denn der Reisgraf war ausschließlich als Diplomat tätig gewsen und die Uniform quasi seine (nicht weiter zu beachtende) "Dienstkleidung" der Zeit. Zu den Details, die mich von weitem sehr neugierig gemacht haben, waren die Trauben auf der einen Seite, sowie die Feinheiten des Mantels, die von dem Künstler Herbert Labusga. Dieses entstand, wie man es der Tafel entnehmen kann, 1985. Feierlich wurde es von dem damaligen Regierungspräsident von Köln, einem seiner Amtsnachfolger, denn er war der erste überhaupt, Franz-Josef Antwerpes erst 1989 an der Stelle eingeweiht. Ein Detail, der in die heutige Zeit reicht, sind die Reben, welche weitere Bewandtnis es auf sich hat, (außer ein schmückendes "Beiwerk") konnte ich nicht weiter herausfinden.
Es ist nicht das erste Denkmal, das den Reichsgrafen darstellt. Ohne den 2. Weltkrieg wäre es weiterhin auf dem Kölner Heumarkt, da wo das Reiterstandbild von Friedrich Wilhelm III. zu finden ist, zu sehen. Dieses Werk wurde von dem Bildhauer Gustav Blaeser (* 9. Mai 1813 in Düsseldorf - 20. April 1874 in Cannstatt) errichtet. Durch die Tatsache, dass die besagete Skulptur (als Kopie) unter den Dargestellten sich befindet, war diese Ausführung erst möglich gewesen.
Zu finden ist es an der Stelle, wo es noch zu Lebzeiten vom Reichsgraf sich ein Kloster befand, steht es heute vor dem (modernen) Regierungsgebäude. Eigentlich gibt es keinen Zugang zu der Skulptur, doch meine Neugier war größer ;-). Ein wenig schade finde ich, dass trotz der besonderen Bewandtnis und der (recht kurzen Aufstellungszeit) schon jetzt der "Zahn der Zeit" an dem Sandstein "nagt"... Es ist nicht das einzige Denkmal, das eher "Stiefmütterlich" behandelt wird. Da kann ich trotz allen sehr solide 3 Sterne vergeben, weil es definitiv besser aussehen könnte.[verkleinern]