Schon der Gattungsbegriff 'Filmtheater' hebt dieses Institut völlig zurecht von allen anderen mir bekannten Kinos ab. Der Doorman öffnet auch weniger gut gekleideten Besuchern die Tür. Nach Erwerb der Eintrittskarte (selbstverständlich auch online vorwech möglich) begibt sich der Luxusentwöhnte Cinedom-User zur kostenlosen Garderobe um sodann an der Bar den wiederum auf Kosten des Hauses gereichten Begrüßungs-Aperitiv einzunehmen. Man plauscht im Foyer und wird rechtzeitig in den Lichtspielsaal... weiterlesen
geführt, wo den Besucher lederne Einzelsitze mit beidseitigen Armlehnen erwarten, welche sich im Logenbereich (ca. 3 Euro Mehrkosten) auch in eine Fast-Liegeposition verstellen lassen. Hier stehen dann auch Fußhocker bereit. In allen drei Sälen finden sich zudem 'Loveseats' = Kuschel-Doppelsitze in ausreichender Anzahl.
Die technische und gestalterische Ausstattung ist vom Allerfeinsten. Das kleine und noch feinere Clubkino ist gar im Stile einer Bibliothek dekoriert, wie man es sonst allenfalls aus Kinofilmen kennt.
Außer den üblichen Blockbustern gelangen im Klassikprogramm auch Ballet- und Opernaufführungen auf die Leinwand - z.T Live aus dem Bolschoi oder der MET (Spielen die in New York mittags? Ejal...)
Die Ticketpreise bewegen sich zwischen 10 Euro für Minderjährige und maximal 18 Euro für alle anderen, was angesichts des gediegenen Ambientes fast noch günstig ist. Etwas teurer wird es natürlich, wenn man sich - spätestens zu Beginn des Hauptfilms - Fingerfood und Getränke bringen lässt. Dies fällt dann allerdings unter 'man gönnt sich ja sonst nichts', sowie direkte Standortförderung: denn wir wollen ja, dass uns dieses grandiose Etablissement möglichst lange erhalten bleibt.
Mit vorzüglicher Hochachtung, Sir Thomas
P.S:
Mein ziemlich bester Freund frug mich nach der Vorführung des zufälligerweise gleichnamigen Films 'Sollen wir hier einziehen?' Dem ist nichts hinzuzufügen. Und: nein, wir hatten keinen Kuschelsitz !
Nachtrag 29.12.2016
Well, den Doormän hat man sich inzwischen ebenso eingespart wie den kostenlosen Begrüßungs-Aperitiv. Auch die ledernen Füsschenablagen im Logenbereich (wenn schon, denn schon) sind inzwischen etwas abgewetzt. Dafür sind die freundlichen jungen Aufwärter effizient wie eh und je und die Käsevariationen nebst Weißwein und Rosmarinchips (nur echt in der penetranten Knistertüte) mundeten ganz hervorragend. Abkassiert wird jeweils direkt am Lederfauteuil. Zur Aufführung: cineastische Feinkost - sehr gut, sehr schön und sehr förderungswürdig, aber DAS musste einfach mal sein: ein Jungsfilm mit ohne diffizile Damenbegleitung. Das Neueste aus Luft- und Raumfahrt, kredenzt in üppigem 7.1 Surround-Sound und in der geringfügig kostengünstigeren 2D-Variante, also ohne nervige Doppelbrille. Am Ende des Vortrags wartet man bereits gespannt auf die geplanten weiteren Fortsetzungen, also quasi Star Wars TNG. (Wobey in den zahlreichen Vorfilmen zu erfahren war, dass auch die Crew unter Cpt. James T. Kirk im kommenden Jahr mit einem neuen Weltraumspektakel antreten wird) Kostenpunkt des Kinoabends: nähert sich Opernkartenniveau.
Aber ab und zu und wie gesacht ohne Begleitung kein Problem.
Möge die Macht auch im kommenden Jahr mit euch sein, liebe Residenzbetreiber.
Gruß, T.[verkleinern]