27.06.2015
Wenn man von den Großparkplätzen an der Fähre her kommend durch das Stadttor und die Innenstadt oder noch besser an der Seepromenade entlang schlendert, gelangt man an deren Ende an eine kleine Hafenmole, auf deren Spitze die Magische Säule steht.
Warum heißt sie magische Säule? Vielleicht weil die skurrilen Figuren, die sie schmücken und deren Anordnung, eine magische Anziehungskraft auf den Besucher ausüben?
Die Säule/ das Kunstwerk:
Der Künstler - Peter Lenk - , der sie... weiterlesen schuf, hat sich durchaus etwas dabei gedacht, denn die Figuren sind satirische Darstellungen von Persönlichkeiten, deren Vitae mit Meersburg verbunden ist.
Wo soll man da anfangen, denn es gibt keinen Anfang und kein Ende an er runden Säule. Beim mehrmaligen Umrunden entdeckten wir immer wieder interessante Details auf sämtlichen "Etagen", des am 28. 04.2007 enthüllten Kunstwerkes, welches angesichts der Art der Darstellungen durchaus zu Kontroversen.
"On top" sozusagen sieht man einen mit einem hufeisenförmigen Gegenstand stehenden Herrn. Er steht auf einem runden Käfig, in welchem sich drei Personen befinden.
Hierbei handelt es sich um den deutschen Arzt Franz Anton Mesmer (1734 - 1815), Begründer der Lehre vom animalischen Magnetismus und Wegbereiter modernen Hypnose - Therapie sowie der Parapsychologie. Mit heilenden Händen soll er tätig gewesen sein.
Die Wissenschaftler seiner Zeit , welche er in der Darstellung in einen Käfig verbannt, hielten ihn für einen Quacksalber.
Der auf dem Steckenpferd reitende Herr stellt Joseph Freiherr von Laßberg (1770 - 1855) dar, der sich selbst gerne als den "letzten Ritter" bezeichnete und gerne "Meister Sepp von Epishusen" nannte. Er wohnte gerne auf Burgen und bewahrte die Meersburg vor dem Zerfall.
Seine Schwägerin Anette von Droste - Hülshoff (1797-1848)
nannte ihn gar "Nibelungen - Steckenreiter". Das erklärt die Art der Darstellung.
Der Meersburger Armor in Ritterrüstung ist gleichzeitig eine Anspielung darauf, dass selbigenwelchen Steckenreiter recht häufig Amors Pfeil traf - zwei Mal ehelich und einmal außerehelich.
Ob das bei Wendelgard, die jedoch bereits im 13. jahrhundert lebte, wohl auch der Fall gewesen wäre? Wohl eher kaum. Wendelgard von Halten, soll der Überlieferung nach nämlich eine hässliche, große Schweinsrüsselnase besessen haben, dafür aber auch ein sehr schönes Weingut.
Dieses sollen die Konstanzer dadurch erlangt haben, dass täglich einer ihrer Ratsherren mit ihr speiste und einer von ihnen am Sonntag mit ihr in der Kutsche ausfuhr.
Am unteren Ende der Säule - mit einem christlichen Kreuz in der Hand dargestellt - befindet sich Johann Joseph Gassner (1727-1779), welcher 1774 Meersburg besuchte.
Er gilt als Teufelsaustreiber, Wunderheiler. Alle Krankheit komme vom Teufel.Der Meersburger Bischof ist jedoch nicht sehr erbaut über und Mesmer schreibt sogar eine Beschwerde an die Obrigkeit, liess Gassner vertreiben. dabei galte er selbst als Scharlatan in seiner Zeit.
So schließt sich der Kreis.
Nur die Chimäre - eine Möwe (?) mit menschlichem Gesicht - , welche über allem schwebt und den oberen Abschluss der Säule bildet, möge jeder für sich selbst interpretieren. Mich erinnert sie vom Optischen her an die "Wilddruden" aus Ronja Räubertochter. ;-)
Die Krönung der Säule durch das Sinnbild eines Dämon statt des Göttlichen lässt die "magische" Säule zu einer "mystischen" Säule werden.
Hierzu hat der Künstler jedoch keine Erklärung geliefert.
Der Künstler:
Peter Lenk wurde am 06. Juni 1947 in Nürnberg geboren. Er lebt in Bodman am Bodensee.
Nach dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart war er zunächst als Kunstlehrer und Töpfer tätig.
Bekanntheit erlangte er durch seine Plastiken, mit denen er auf satirische Weise gesellschaftliche Missstände darstellt.
Zahlreiche seiner Kunstwerke findet man rund um den Bodensse, wie z. B. die Konstanzer "Imperia", die "Dix - Kurve" in Gaienhofen und für seinen Heimatort Bodman den "Bildhauergarten".
Aber auch verteilt über ganz Deutschland findet man seine Werke.
Die Darstellungen an der Säule erklären sich nicht aus sich selbst heraus, sondern erschließen sich nur dem Eingeweihten. Eine kleine Infotafel an etwas versteckter Stelle gibt die nötigsten Informationen zu dem skurrilen Kunstwerk.
Ein wenig mehr Input vor Ort hätte ich mir gewünscht, aber interessant anzusehen ist sie allemal.[verkleinern]
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