Schloss Krobnitz wirbt mit dem Slogan: „Ein Stück Preußen in Sachsen“. Ob damit die letzte Besitzerfamilie, die Grafen v. Roon, gemeint ist oder ob der Satz der Tatsache geschuldet ist, daß die ganze Gegend von 1815 bis 1945 zur preußischen Provinz Schlesien gehörte, bleibt aber ungeklärt.
Schloss Krobnitz in der Oberlausitz liegt im gleichnamigen Dorf ca. 25 km östlich von Bautzen und 15 km nordwestlich von Görlitz. Der Ort wurde 1315 erstmals erwähnt. Ein Rittergut im Ort ist am Ende des... weiterlesen 16. Jahrhunderts belegt. In den folgenden knapp 300 Jahren gehörte das Gut verschiedenen Adelsfamilien: v. Warnsdorf, v. Nostiz, v. Vittinghoff, v. Loeben, v. Uechtritz und v. Oertzen. 1871 kaufte der preußische General, Kriegs- und Marineminister Albrecht v. Roon das Gut als Alterssitz.
1873 ließ er das 1759 von Carl Heinrich Wilhelm v. Uechtritz errichtete barocke Herrenhaus zum heutigen neoklassizistischen Schloss um- und ausbauen. Der Park wurde im englischen Landschaftsparkstil umgestaltet und im südlichen Teil des Parks wurde die Roon’sche Familiengruft angelegt, auf der Albrecht v. Roon’s Sohn Waldemar 1893 eine 1980 von der DDR wieder abgerissene Gedenkkapelle errichten ließ.
Lange Freude hatte Albrecht v. Roon an seinem Schloss nicht. Mittlerweile zum preußischen Generalfeldmarschall ernannt und vom Deutschen Kaiser und preußischen König Wilhelm I. zum erblichen Grafen erhoben, verstarb Roon am 23.2.1879 während eines Berlin-Besuchs, wurde nach Krobnitz überführt und in der Gruft beigesetzt.
Das Schloss blieb im Besitz der Familie v. Roon, die 1945 vor der Roten Armee flüchtete. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges lag Krobnitz in der Sowjetischen Besatzungszone. Die Grafen v. Roon wurden enteignet. Zunächst zog die örtliche Kommandantur der Roten Armee ins Schloss ein, danach wurde es als Unterkunft für Kriegsflüchtlinge und Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten genutzt.
Die DDR baute 1951 das Schloss zum Wohnhaus mit 11 Wohnungen um. Die herrschaftliche Raumaufteilung ging dadurch verloren. Auch sonst leistete die DDR ganze Arbeit um dem Gebäude seinen Schlosscharakter zu nehmen. Der Turm wurde abgetragen und das Schloss erhielt einen Grauputz, so das es aussah wie ein häßlicher Fünfzigerjahrebau. Trotz weiterer Nutzung, auch als Kindergarten, Schule und Kulturraum, verfiel das Haus zusehends.
Die politische Wende in der DDR und die deutsche Wiedervereinigung kam für Schloss Krobnitz gerade noch rechtzeitig. Im Jahr 2000 kaufte die Stadt Reichenbach, zu deren Gebiet Krobnitz heute gehört, das Schloss von der Treuhandanstalt, sanierte und restaurierte es. Der Zustand von 1873 wurde wiederhergestellt. Einen nicht passenden Saalbau von 1914 riss man ab, der Turm wurde dagegen wieder aufgebaut. Nicht wiederhergestellt wurden die alten Räume.
Ebenfalls restauriert und saniert wurden die zum Gut gehörenden alten Gebäude (Alte Schmiede, Stall, Inspektorenhaus). Aus dem völlig verwilderten Park wurde wieder ein Landschaftspark gemacht.
Schloss Krobnitz ist heute Sitz des Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbunds. Außerdem wird das Schloss museal und als vielfältiger Veranstaltungsort genutzt. Wer heiraten will, kann auch dies auf Schloss Krobnitz tun. Im Obergeschoß befindet sich ein großes Trauzimmer.
Ebenfalls im Obergeschoß befindet sich ein großes Zinnfigurendiorama der Schlacht an der Katzbach von 1813 aus der Sammlung „Liegnitzer Sammlung Wuppertal“
Die Ausstellungen im Juni 2016 waren grob gegliedert in „Geschichte Preußens zur Zeit Bismarcks und des Grafen Roon“, „Familiengeschichte der Grafen v. Roon“ und „Geschichte von Schloss Krobnitz“. Die Ausstellungskonzeption hat mich nicht wirklich begeistert. Es war mir einfach zu textlastig, wie man es heute gerne in modern gestalteten Museen findet.
Wenn ich viel lesen will, nehme ich mir ein Buch oder ich gehe in eine Bibliothek. Dementsprechend übersichtlich waren die Exponate. Zu den größten Ausstellungsstücken gehört eine französische Beutekanone von 1870/71 und die nach der Wende wiedergefundene, von Kaiser Wilhelm II. gestiftete Glocke der Gedenkkapelle auf der Roon’schen Gruft, gegossen aus dem Material einer 1870 erbeuteten französischen Kanone.
Im Eingangs- und Kassenbereich befindet sich ein kleiner Museumsshop mit allerlei Andenken und Literatur zu Schloss Krobnitz und Preußen.
Fazit: Schön wiederhergestellte Schloss- und Gutsanlage des 19. Jahrhunderts. Der Eintrittspreis ist niedrig. Für den Besuch ist man allerdings auf einen fahrbaren Untersatz angewiesen (Parkplätze auf dem Schlossgelände), da Krobnitz mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht erreichbar ist. Gastronomische Einrichtungen im Dorf gibt es nicht.
Trotz der Textlastigkeit der Ausstellung empfehlenswert.[verkleinern]