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Update 09-2017:
Die ehemals in einer Gemeinschaftspraxis tätigen Ärzte gehen mittlerweile getrennte Wege.
Herr Dr. Kerneck praktiziert nach wie vor an der in diesem Bericht beschriebenen Anschrift.
Webseite: http://www.kerneck-orthochirurgie-hamburg.de
Herr Dr. Tiefenbacher und Herr Dr. Henning sind nur noch in der Praxis in der Elbgaustraße tätig.
Webseite: http://www.orthochirurgie-hamburg.de/
Ursprungsbericht:
Kurz: Unfallchirurgen (Durchgangsärzte) und Orthopäden, in der... weiterlesen Realität immer etwas gestresst, aber engagiert, kompetent und auf Augenhöhe.
Ganz ehrlich, wer möchte schon freiwillig zu einem Unfallchirurgen? Den sucht man normalerweise nur im Falle eines Unfalls auf. Und so erging es mir Anfang 2013, als ich einen Arbeitsunfall hatte. Zunächst ging es vom Betrieb aus direkt ins AK Altona, wo man die gebrochene Schulter diagnostizierte und die Erstbehandlung durchführte. Man muss wissen, sobald man im Betrieb verunfallt und dies als Arbeitsunfall anerkannt worden ist, folgt der Besuch beim Durchgangsarzt. Dieser ist in dem Fall verpflichtend, und der Durchgangsarzt ist gegenüber der Berufsgenossenschaft auskunftspflichtig und betreut den Patienten bis zur Genesung. Nachzulesen auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Durchgangsarzt Da ich nicht Autofahren konnte und auf die öffentlichen Verkehrsmittel beschränkt war, suchte ich mir eine Arztpraxis aus, die ich mit Bus und Bahn gut erreichen konnte. So kam ich auf die Gemeinschaftspraxis der Kollegen Tiefenbacher – Kerneck – Henning am Eidelstedter Platz. Dieselben Ärzte praktizieren noch in einer zweiten Praxis in der Elbgaustraße. Hier berichte ich nur über die Praxis am Eidelstedter Platz.
Bei meinem ersten Besuch hier war ich zunächst erstaunt, dass diese nicht barrierefrei ist. Es gibt keinen Aufzug, und in der Praxis selbst geht es auch ein paar Stufen hinunter in den Wartebereich sowie wieder hinauf zur Toilette. Mich hat es nicht weiter gestört, da ich ja laufen konnte. Wer aber gehbehindert oder mit dem Rollstuhl unterwegs ist, hat es hier schwer. Die Praxis befindet sich in einem Gebäude, das schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Hier sind mehrere Arztpraxen angesiedelt.
2 Wochen nach dem Unfall kam ich mit der Diagnose des Krankenhauses und dem Befund des MRT zu Dr. Tiefenbacher. Zwischenzeitlich war ich bei einem Durchgangsarzt im KH Altona, das war aber für mich sehr umständlich zu erreichen, daher der Wechsel. Herr Tiefenbacher war sehr freundlich und hörte sich meine Schilderung des Unfalls aufmerksam an. Er ließ die Verletzung nochmals röntgen, um festzustellen ob der Bruch gut verheilt. Ich äußerte den Wunsch, eine andere Manschette zu bekommen, da es mir der im KH Altona erhaltene Gilchrist-Schlauchverband nicht ermöglichte, meine Körperpflege ohne fremde Hilfe durchzuführen. Ein solcher Verband wird auf dem Rücken geschlossen. Herr Tiefenbacher verschrieb mir einen Gilchrist-Verband mit Klettverschluss, der auf der Brust geschlossen wird. So konnte ich diesen selbständig abnehmen, mich waschen und den Verband wieder anlegen. Das war eine große Erleichterung. Außerdem bekam ich Physiotherapie verschrieben, denn wenn ein Schultergelenk länger ruhig gestellt wird, dann steift es leicht ein und muss nach Heilung durch bewegt werden.
Ein Bruch der Schulter ist jedenfalls sehr schmerzhaft. Das Schultergelenk wird durch den Gilchrist-Verband fixiert und kann so in Ruhe heilen. Die ersten zwei bis drei Wochen habe ich nur mit viel Schmerzmittel ausgehalten. Besonders nachts wusste ich nicht, wie ich liegen sollte, denn eine Schulterverletzung beeinträchtigt gewissermaßen den ganzen Körper, zumindest den Rücken. Es tut gut, wenn man sich aus Kissen eine Unterlegemöglichkeit für den verletzten Arm zurecht schiebt. Ich habe dies getan, um überhaupt irgendwie schlafen zu können, denn komischerweise waren nachts die Schmerzen immer am stärksten. Man muss sich auch überlegen, wie man am besten als einarmiger „Bandit“ zurechtkommt, denn 2-3 Wochen lang ist der verletzte Arm nicht einsatzfähig. Man scheitert schon am Brot schneiden oder Öffnen eines Marmeladenglases. Ich hatte Glück, dass mich meine beste Freundin regelmäßig besucht hat und mir diese Hürden genommen hat, nicht dass ich verhungert wäre …
Ich musste regelmäßig etwa alle 2-3 Wochen in der Arztpraxis erscheinen. Ich war mittlerweile bei Dr. Kerneck in Behandlung und als der im Urlaub war, behandelte mich auch einige Male Herr Dr. Henning. Der Arzt musste jedes Mal einen Statusbericht für die Berufsgenossenschaft schreiben. In meinem Fall war es so, dass mein Unfall zunächst nicht als Arbeitsunfall anerkannt worden ist. Die Berufsgenossenschaft hat genaue Vorgaben, was anzuerkennen ist und was nicht. Wenn man einen Unfall im Betrieb hat, in meinem Fall war es mein erster überhaupt, dann weiß man nicht, welche Bedingungen für einen Arbeitsunfall vorliegen müssen. Beispielsweise ist man in der Kantine oder auf der Toilette nicht versichert, weil dies eigenwirtschaftliche Tätigkeiten sind. Auf dem Weg dorthin ist man wiederum versichert. Ich war auf dem Weg, also war es in meinem Fall definitiv ein Arbeitsunfall. Das war auch die Meinung von Dr. Kerneck, der mich im Bezug auf die Berufsgenossenschaft sehr unterstützt hat. Er half mir auch moralisch dabei, meinen Widerspruch bei der Berufsgenossenschaft einzulegen, und das Beste war, dem Widerspruch wurde stattgegeben, und so mit wurden sämtliche Leistungen von der Berufsgenossenschaft übernommen. Dies beinhaltete die Heilmittel und die Physiotherapie. Zudem bekam ich nach 6 Wochen Krankheit dann auch Krankengeld bzw. Verletztengeld, was etwas mehr ist als Krankengeld. Insofern war die Anerkennung als Arbeitsunfall für mich sehr wichtig. Leider zog sich diese Angelegenheit so sehr in die Länge, dass meine Reha erst sehr spät beginnen konnte und so meine Heilung länger dauerte als im Normalfall. Insgesamt brauchte es 13 Monate, bis ich zu 100% wieder gesund geschrieben werden konnte. Ich fühlte mich besonders bei den Kollegen Tiefenbacher und Kerneck sehr gut aufgehoben.
Herr Kerneck ist ein Mensch, der einem auch mal unbequeme Wahrheiten ins Gesicht sagt, der sich aber sehr für das Allgemeinwohl einsetzt. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen mit ihm nicht zurechtkommen, besonders die, die immer nur hören wollen, dass sie selbst nichts falsch machen. Herr Kerneck hatte mich während der Behandlung zu einem Spezialisten überwiesen, weil er eine zweite Meinung einholen wollte. Ich fand das sehr gut, denn was ist dabei, wenn man sich bei jemand anderem Kompetentem rückversichert, dass man selbst nichts übersieht oder einen Fehler macht. Der andere Arzt bestätigte jedenfalls die Diagnose von Herrn Kerneck.
Herr Tiefenbacher ist ein eher kumpeliger Typ, mit dem man reden kann, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Das heißt aber nicht, dass er im Umgang mit den Patienten weniger kompetent ist. Vielleicht „traut“ man sich bei Herrn Tiefenbacher eher mal etwas vielleicht Banales zu fragen, weil er einem am meisten auf Augenhöhe begegnet.
Noch etwas zu Terminvereinbarung und den Arzthelferinnen. Da ich krank geschrieben war, war es mir egal, ob meine Untersuchungstermine mitten am Tag oder früh morgens oder abends waren. Ich hatte Zeit und konnte warten. Allerdings fing ich ja irgendwann wieder an zu arbeiten und konnte nur Termine vorher oder nachher wahrnehmen. An dieser Stelle wurde es schwieriger, ich entschied mich häufig für nach der Arbeit, denn die Wartezeit hier ist unkalkulierbar. Ich weiß nicht, woran das liegt, denn Termine kann man ja vergeben und sich noch Puffer lassen für akuten Bedarf. Ein Unfallchirurg muss natürlich auch Patienten annehmen ohne Termin, wenn diese einen Unfall erlitten haben. Ich kann nicht beurteilen, ob hierfür zeitliche Lücken im Terminplan vorgehalten werden oder nicht. So manches Mal verbrachte ich fast 2 Stunden im Wartebereich, obwohl ich einen Termin hatte. An anderen Tagen ging es schneller, obwohl ich nur dazwischengerutscht war. Die Arzthelferinnen an der Anmeldung waren oft etwas schroff oder wirkten genervt, nicht immer, aber häufig. Das störte mich eigentlich am meisten. Ebenso diejenigen, die einen aufrufen und zum Behandlungsraum geleiten, da hatte ich richtige Ekeltanten, aber auch wiederum superfreundliche Helferinnen. Licht und Schatten lagen also dicht beieinander, ich versuchte mich immer am Licht zu orientieren ;-)
Fazit: Verkehrsgünstige und gut erreichbare Gemeinschaftspraxis, mit Schwächen für Gehbehinderte. Freundliche und aufgeschlossene Ärzte, mein Ranking 1. Tiefenbacher – 2. Kerneck – 3. Henning.[verkleinern]
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