- bestätigt durch Community
- Ausgezeichnete Bewertung
Die einstige Hansestadt Herford ist aus meiner Sicht ein lohnendes Ausflugsziel in OWL. Die kleinen Gassen und die schönen Plätze laden dazu ein sich das ganze aus der Nähe anzusehen. Unter ihnen ist mir der Brunnen besonders in Erinnerung geblieben, der auf die ehemalige Zugehörigkeit zu diesem Bund verdeutlicht. Eins abber möchte ich nicht unerwähnt lassen: auch wenn jemand danach der Einsicht sein könnte, dass eine Bewertung eines Objekts, deren Existenz an dieser Stelle nicht mehr gegeben... weiterlesen ist, keinen Sinn ergibt und es als "Vorwand" für eine Löschung als deren "logische Folge" annsieht, diesbezüglich ist das "letzte Wort" noch nicht ausgesprochen!
Vor kurzem, als ich sehr früh wach war (ca. 5 Uhr Morgens), gab es eine Sendung eines Lokalsenders innerhalb vom WDR (genau genommen des vom OWL) in dem es hieß, dass eine Endgültige Entscheidung über den neuen Standort des "Hansebrunnens" weiterhin nicht entschieden worden sei! Der Hintergrund ist, dass durch die Umgestaltung der Lübberstraße auf dem er stand (? lt. Angeben aus dem Internet bis Sommer 16) sollte er (angeblich "vorerst") abgebaut um an einen anderen Standort verlegt werden.
Schon 1990, als der "Schiffskahn" wie der Brunnen allgemein bezeichnet wird, äußerte sich der ausführende Bildhauer Heinz Spilker von der Lage nicht sonderlich "angetan" gewesen zu sein. Es sollte zwar die Geschichte mit den Menschen verbinden und diese unter einander, doch am Ende einer Fußgängerzone und da muss ich schon zustimmen, wirkt es ein wenig verloren.
Die Frage nach einem adäquaten "ersatz" gestaltet sich (da muss ich ebenfalls zustimmen) äußerst schwierig. In der kurzen Zeit, in der wir in Herford unterwegs gewesens sind (und die meisten unter den Wahrzeichen noch nicht mal von mir bebildert, geschweige denn beschrieben) gab es keinen Platz / Ecke, an der ein "Fleck" frei gewesen wäre, um es dort abzustellen. Ein Apell der Stadtverwaltung mit der Bitte Vorschläge einzureichen, wo es sein könnte, sind anscheinend ergebnislos verlaufen und meine Ausführungen darüber ein Nachhall auf das, was es gewesen ist... Wie vor Jahrhunderen die Hanse eine weitere (Rand)Notiz der Vergangenheit, die ich dennoch näher bringen möchte.
Die Geschichte kennt verschiedene mächtige Bündnisse, die unterschiedlich lange bestand gehabt hatten. Unter ihnen ist das der Hanse, die bis heute noch (vor allem in Zusatzbezeichnungen bei Orten und Städten) präsent. Ihre Vorrangstellung ist dadurch erwachsen, weil sich an der Ost- und Nordsee ein komplexes Gebilde herauskristallisiert hatte, dessen wirtschaftliche Kaufkraft die von einigen (zum Teil hohen) Adeligen bei weiten überstieg.
Es waren risikoreiche Geschäfte, die am Zenit ihrer Macht eine Monopolstellung besessen hatte, die sogar gegen Könige sich stellte, um die eigenen Interessen zu stärken und / oder auszubauen. Die Kaufleute des Mittelalters erschlossen sich neue Märkte, an denen sie (möglichst höchstgewinnbringend) ihre Sachen anboten, um Luxuswaren andernorts dafür zu bekommen.
Die wichtige Voraussetzung dafür war aber die Erschließung der jeweiligen Routen, an denen der Handel getrieben wurde. Durch die Gründung von Niederlassungen, häufig auch im Ausland, in der Zeit des 13.-15. Jahrhundert, war erst der Austausch möglich geworden. Durch die späteren Weltentdecker verlor die Hanse, bei der Höchsten Mitgliederzahl an einzelnen Orten von der Zahl über 200 in 7 Ländern, zunehmend an Bedeutung. Spätestens mit dem Beginn des 30-Jährigen Krieges 1618 war die einst, so güldene Ära endgültig zu Ende.
Schon so lange der Mensch Warenaustausch betreibt, bestimmt die Nachfrage den Preis der angebotenen Sachen. In Deutschland (sowie darüber hinaus) hergestellte Tuche, Metalle, sowie daraus hergestellte Waffen oder fremde Gewürze waren begehrte Güter Nord-Ostwärts. Von dort brachten sie Pelze, Wachs, Getreide, Fisch ebenso Flachs, Hanf, Holz und Holzbauprodukte wie Pech, Teer und Pottasche. Ein Austausch mit gewissen Risiken, die nicht außer Acht gelassen werden sollen. Auch, wenn man sich nicht auf ein bestimmtes Datum für die Gründung der Hanse festlegen läßt, gehörte Herford, wie man es hier sehen kann, seit dem Mittelalter (13. Jh.) dazu. Eine Besonderheit gibt es aber noch zusätzlich, die ich in der Form bei keiner der anderen Stäste vorgefunden habe: es ist die Pluralität in der sie geführt wurde!
Mag sein, dass die heutigen Städte (speziell in Westfalen) ein weites Gebiet mit insg. 48 Orten "vertreten" sind, doch mir ist kein weiterer Bekannt (vielleicht höchstens Osnabrück das ich persönlich nicht kenne...) , an dem es gleichzeitig innerhalb dessen Grenzen ein adelige Stiftsbezirk gegegeben hatte, das sich auch noch sehr lange halten konnte! Dazu aber mehr an der passenden Stelle! Ob die bezeichnng "Sancta Herfordia", die auf dem Relief angebracht worden ist, sich darauf bezieht, konnte ich (trotz aller Bemühungen) nicht herausfinden.
In einer Zeit, als die eigenen Füße das "Hauptverkehrsmittel" gewesen sind, war es schon recht mühsam die Waren von einem Ort zum nächsten zu transportieren. So kommt es, dass die Kauleute sich zusammenschlossen, um gewinnorientiert es bewerkstelligen zu können. Daran erinnert auch dieses Relief. Es sind mehrere (Fachwerk)Häuser zu sehen und vor ihnen Fuhrwerke / Planwagen, die diesem Zweck dienten. Eine andere Möglichkeit war es mit einer (Hanse)Kogge zu nutzen, die die Waren bis zu den großen Umschlagplätzen im Norden reichten.
Bei einer der Szenen (bei der Gegensonne, die dahinter stand kann man es eher schlecht erkennen - was ich aber schade finde), kann man ein Aufbruch erkennen, bei dem einige bewaffnete Männer dem Tross voranreiten, was anscheinend (den Kostümen zu urteilen am Ende der Existenz der Hanse) während des 17. Jahrhunderts schon nötig zu sein schien. Mal wird ein Bündel mit einem Handkarren vorgefahren, mal die Ware "inspiziert" oder jene Menschen, die mit ihrem Tag beschäftigt sind. Bei der Fülle weißt man nicht, wo zuerst sich ein Hinschauen lohnt!
Auf der anderen Seite gibt es eine ähnliche Szene, doch mit dem Unterschied, dass jene am Wasser und bei den Schiff(en) sich abspielt. Dort kann man einen Kran erkennen, der die schwere Fracht (falls nötig) hochhieven kann. Wie zuvor gibt es zahlreiche Details, die ich nun aber kaum fassen kann, weil diese so klein daher kommen und die Qualität (wie erwähnt) nicht die beste ist, wenn ich ehrlich sein soll. Da kann sich jeder ein Bild davon machen ;-).
Laut einer Quelle im Internet sollte sich der Fries, der sich an einem Steinrelief aus dem 16. Jahrhundert orientiert, eigentlich um vier Stelen umlaufen. Geblieben ist die Darstellung, die sichtbar macht, dass durch die Verbindung der landfahrenden westfälischen Handelsleute mit den seefahrenden Kaufleuten der Küstenstädte die Hanse so bedeutsam wurde.
Errichtet konnte diese Arbeit nur dank der Unterstützung der Bevölkerung, die durch eine Sammlung die nötige Summe von damals 70.000 D-Mark zusammentragen konnten. Warum aber das ganze noch mit einer aus Marmor angefertigten "Schaluppe" mit einer Stele in der Mitte angebracht wurde, ist schon aus meiner Sicht ein wenig "gewöhnungsbedürftig", auch wenn es geschichtliche Parallelen deutlich erkennbar sind. Es ist ein Bogen zwischen der Vergangenheit und der (ungewissen) Zukunft, die das Denkmal (ggf. an einer anderen Stelle) haben sollte. Wenn es so weit sein wird, kann ich es dementsprechend ändern. Daher vorerst eine bedingte Empfehlung aus den vorher erwähnten Gründen! Mir hat es jedenfalls sehr gut gefallen![verkleinern]