Als mein Vater im Oktober 2013 gestorben ist, war es für meine Mutter ein ziemlicher Schock. Mein Vater ist quasi mit Ansage gestorben. Er kommt nachts von der Toilette und sagt zu meiner Mutter: "Ich glaube ich bekomme einen Herzinfarkt". Als meine Mutter einen Notarzt rufen wollte hat er abgewunken. Es wäre alles o.k. Fünf Minuten später war er tod (trotz Reanimationen durch einen ehmaligen Schulkollegen von mir, der Internist ist und gegenüber wohnt). Hinterwandinfarkt, keine Chance.
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ganze Beerdigung und alles drumherum blieb größtenteils an mir hängen (Einzelkind). Zum Glück waren die Mutter meines Sohnes (vor Ort) und meine jetzige Lebensgefährtin (hielt mir den Rücken frei) mir eine große Stütze. Beide Frauen verstehen sich sehr gut, kommt auch nicht oft vor.
Meine Mutter benötigte zur Beerdigung ein vernünftiges Outfit, da wir katholisch sind und ihr Wohnort Brakel (Erzbistum Paderborn) nicht umsonst als die schwärzeste Region außerhalb Bayerns bezeichnet wird.
Hier achten die Menschen noch auf die Trauernden (wie sind sie angezogen, wie verhalten sie sich, geht der Trauerzug in der richtigen Reihenfolge, wie lange trägt die Witwe schwarz, etc.)
Ich also auf mit Mama nach Höxter zum Modehaus Klingemann. Was macht Sohn, in Begleitung von hilfloser Tante (Schwester von Mutter) im Modehaus? Ganz klar: Verkäuferin gesucht, beiseite genommen, ihr die Sachlage erklärt. Die Verkäuferin hat sofort begriffen und geschaltet.Mama kam in gute Hände.
Ich konnte mir eine Etage höher beruhigt einen schwarzen Anzug kaufen (bin ich immer schnell mit fertig; ausgesucht, anprobiert, gekauft). Schuhe auch noch schnell gekauft und zurück zu Mama in die Damenabteilung.
Dort angekommen, wurde mir erstmal ein Kaffee serviert. Danach hat mir die Verkäuferin an Mama drei Outfits vorgeführt. Ich war begeistert, wie sie sich um Mama gekümmert hat. Man muß dazu sagen, meine Mama hat in der Branche gelernt und jahrelang gearbeitet. Sie hat sogar über zehn Jahre einen eigenes Modegeschäft besessen. Also keine leichte Kundin.
Wir haben einen Hosenanzug, mit dezenter Bluse (die sie auch nach der Trauerzeit noch tragen konnte) einem passenden Tuch und einer passenden Handtasche bekommen.
Danke an die Verkäuferin im Modehaus. Diesen Einsatz werde ich nie vergessen.
Update 25.03.2017
Nachdem der Tod von meinem Vater jetzt vier Jahre zurückliegt, fängt meine Mama auch einmal an, an sich zu denken.
Seit Jahren schon hat sie Probleme mit dem linken Knie. Mittlerweile ist es so schlimm, das sie täglich eine Schmerztablette benötigt und das linke Bein schon so schief ist, das sie kaum noch gehen kann. Ihr Hausarzt und ein Ortophädieprofessor im Krankenhaus in Brakel haben ihr jetzt dazu geraten, sich schnellst möglichst operieren zu lassen.
Für die anschließende REHA benötigt Mama einen Badeanzug, da auch Wassergymnastik vorgesehen ist. Also auf zum Modehaus Klingemann, die ja im Haus auch eine Abteilung von Intersport haben.
Zielstrebig wurden die Badeanzüge angesteuert. Die richtige Größe rausgepickt und zwei verschiedene zur Anprobe in die Garderobe mitgenommen. Ich suchte mir eine Verkäuferin. Die junge hübsche an der Kasse mußte es sein. Ich bat sie, doch bitte nachzusehen, welcher der Badeanzüge für Mama der richtige sei. Frau zu Frau kann so etwas besser, als Sohn zur "alten" Mutter.
Sie kam sofort zur Kabine und half meiner Mama bei der Anprobe. Ruckzuck, war der richtige Badeanzug gefunden. Super, so liebe ich das.
Auch hier war das Modehaus Klingemann wieder die richtige Adresse.[verkleinern]