Henschel Brunnen - ist sehr interessanter, historischer Wasserspringbrunnen, der sich vor Rathaus Kassel befindet. Er wurde durch Sophie ...weiter auf Yelp
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Es gibt Biographien, die einen auch nach sehr langer Zeit begeistern können! Hab vor sehr langer Zeit versprochen über die Casseler Unternehmerin Sophie Henschel geb. Caesar (*11. November 1841 auf Gut Rothenhoff als Caroline Elisabeth Francisca Sophie - 5. Februar 1915 Cassel) zu berichten. Sie war für ihre Zeit (im positivem Sinne) eine Ausnahmeerscheinung! Zum einen als eine erfolgreiche Unternehmerin in einer von Männern bestimmten Eisenindustrie, sondern auch vor allem was die Wohlfahrt... weiterlesen ihrer Beschäftigter und ihrer Familien. Auch, wenn es die Henschelwerke seit über 50 Jahren nicht mehr gibt, gehört diese Frau bis heute zu den beliebtesten Persönlichkeiten, die mit der Stadtgeschichte verbunden sind.
Über 100 Jahre lang waren die „Henschelwerke“ der größte Arbeitgeber Cassels gewesen! Diese wurden, was man als eine positive Ausnahmen bewerten kann, ab 1894 von einer Frau geleitet worden. Die Familie H. genoss schon, bevor ihr Mann die Firma 1860 übernommen hatte, Privilegien die auch einen gesellschaftlichen Aufstieg mit sich führte. Über mehrere Generationen hinweg wurde Metall zu unterschiedlichen Sachen umgearbeitet, bis es als Lokomotivenwerk ab der Mitte des 19. Jahrhunderts seine Blühte nahm. Das was mit einem Umzug 1777 begann, sollte, nach mehren geschichtlich-politischen Wendungen, zu einem „Global-Player“ – was damals als ein „Weltkonzern“ genannt wurde, werden. Mehrere Männer und eine Frau, die fast 150 Jahre hinweg die Stadt nachhaltig geprägt haben.
In der Firmengeschichte gab es positive und negative Wendungen, die ich nur partiell zum Besten geben werde. Bei einem weiteren Besuch Kassels werde ich es ggf. bei dem Henschelmuseum /-sammlung weiter vertiefen. Die Eisenverhütung hat in unterschiedlichen Formen ihr Dasein seit dem 17. Jahrhundert (damals noch in Mainz) bestimmt. So heißt es: „In Friedenszeiten wurden Glocken gegossen, in Kriegszeiten wurden Kanonen hergestellt“. Die vorher erwähnten Lokomotiven bestimmten wesentlich später das „Tagesgeschäft“. Wie so häufig ohne die Liebe wäre vielleicht einiges anders verlaufen.
In Zeiten, in denen ein Betrieb von einer Generationen zu nächsten vom Vater auf den Sohn (oder deren Nachkommen) weitergereicht wurde, konnte dies nur so fortgeführt werden. Den „Grundstein“ hat der aus Gießen zugezogene Georg Christian Carl Henschel gelegt. Sofort, als er Christine Wilhelmine Friedericke Storck, die Tochter seines Meisters erblickt hatte, hat er sich in sie „verguckt“. Zum einen hat sich der damalige Landgraf Wilhelm IX von Hessen-Cassel dafür ausgesprochen, dass die vorher erwähnten Eisenprodukte erstellt werden konnten. Andererseits als die Franzosen einmarschiert sind, wurde das meiste von den benötigten Geräten von ihnen konfisziert. Nicht mal eine Klage vorm Gericht hat was an der Tatsache was ändern können!
Heute würde man, das was in der Anfangszeit zur Verfügung stand, als eine „Garagenfirma“ bezeichnen. Im Grunde genommen, wurde eine Teil des Wohngebäudes zu Werkstätten umgewandelt, in nur eine Handvoll Männer beschäftigt wurden. Ab 1810 begann die eigentliche Geschichte der gleichnamigen Firma. Diese steigerte kontinuierlich ihre Gesamtstückzahl der erstellten Güter. Es sollte aber bis 1848 dauern, bis die „Massenproduktion“ am neuen Standort beginnen sollte. Das ist gleichzeitig der Wendepunkt in dem besagten Familienunternehmen Henschel und Sohn.
Im Vergleich mit den „Konkurrenten“ bei der Lokherstellung – Borsig und Maffei war H. (noch) mit seiner recht überschaubaren Produktionsstückzahl im Jahr ein „Winzling“. Est in der 5. Generation nach 1910 sollte sich das erst „eingependelt“ haben. Ein Einwand ist aber an der Stelle gestattet: als die ersten beiden bereits im „großen Stil“ tätig gewesen sind, konnte bei Henschel höchstens von einem mittelständischem Unternehmen die Rede sein! Die treibende Kraft ist wohl (Carl – wird häufig als Vorname weggelassen) Oscar (19.6.1837 Kassel -18.11.1894 ebenda) gewesen. Ab 1865 erfolgreiche die Umstellung auf der Produktion auf die Loks. Dennoch, auch wenn seine Frau Sophie offiziell die Leitung der Werke Ende des 19. Jahrhunderts übernommen hatte, defakto war sie diejenige, die lange Zeit vorher in seinem Auftrag agiert hatte! Das hatte einen nicht unerheblichen Grund besessen: auch wenn Sophie gar nicht geschäftsmündig (vor dem damaligem Gesetz jedenfalls) war, war sie eine „Schnittstelle“ zwischen den Fabrikdirektoren und ihrem schwer erkranktem Mann gewesen! Es entsprach nicht den geschäftlichen / gesellschaftlichen Gepflogenheiten, dass eine Frau als Alleinerbin / Leiterin eines Werkes im Testament bedacht wird! Was ich erst jetzt bei der Recherche herausgefunden habe, dass die Idee für diesen Brunnen auf ihre Idee zurückgeht und nicht, wie ich vermutet habe, die der Stadt Cassel!
Man sagt nicht zu unrecht, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine tüchtige Ehefrau steht! Auch bei den beiden Eheleuten Oscar und Sophie Henschel war es die Liebe auf den „sprichwörtlichen“ ersten Blick! Es ist ihr zu verdanken, dass die Loks nicht mehr mühsam mit Pferdegespannen zum Bahnhof geschleppt werden mussten. Die Voraussetzungen, von dort Schienen zu verlegen, wären bereits auf dem sog. „Möncheberg“ gewesen, doch ein entsprechender Antrag wurde bei der Erschließung um 1850 verweigert! Erst durch die Unterstützung des Kommunalpolitikers und -beamten Eduard von Moeller (auch Möller) (3. Juni 1814 Minden - 2. November 1880 Kassel) und einem Umzug zum heutigen Museumsstandort konnte eine enge Zusammenarbeit beginnen. Ohne ihn als Fürsprecher beim Kaiser würde es sicherlich kaum eine Inhabergeführte Firma bleiben, wie sie bis zum Schluss blieb.
Was machte Sophie Henschel aus? Das kann man mit wenigen Worten kaum beschreiben: sie soll zeitlebens sehr zielstrebig, ja ehrgeizig gewesen sein. Gleichzeitig, was die Familienvorsorge anbetrifft, war sie ihren Mitarbeitern gegenüber sehr großzügig und tatkräftig unterstützend! Das was sie hinterlassen hatte, existiert noch bis heute! Da wären mehrere Vereine, eine Berufsschule und vor allem das (später umbenannte) Rote-Kreuz-Krankenhaus. Ihr Wirken in der deutschen Kaiserzeit war geprägt von den Stiftungen, die das Ehepaar ins Leben rief: Krippen für die Kinder der Werksarbeitenden, Haushaltskurse für die jungen Mädchen und was hier am wichtigsten ist, dass sie eine eigene Gesundheitsfürsorge etabliert hatte, noch bevor dieser nach 1871 in Preußen gesetzlich verankert wurde! Ohne ein großzügiges Grundstück, den sie zur Verfügung gestellt hatte, würde es den ersten, überkonfessionellen Krankenhaus, den sie gegründet hatte, gar nicht geben! Dort konnten sich die Menschen kostenlos behandeln wurden. Für Sophie war Geld kein Selbstzweck, sondern als eine „Verpflichtung“, die mit sozialem Engagement einhergeht. Die liberale Gesinnung, die sie schon ihrem Elternhaus im preußischem Minden mitbekommen hatte, hatte schon dort das Wohl anderer einen hohen Stellenwert genossen. Das kann man als ihr Lebensmotto verstanden werden!
Bis weit in die Industrialisierungszeit war es keine Selbstverständnis, dass die Ausbildung auch für die unteren Schichten grundsätzlich ermöglicht werden sollte. In den meisten Branchen war noch lange danach eine „Hürde“, dass dafür (im Gegensatz zu Jetztzeit) ein Lehrgeld an seine „Meister“ entrichtet werden mussten. Um Chancengleichheit in diesem Punkt zu schaffen, hat sie in ihrem Unternehmen (ebenfalls als eine der ersten) darauf verzichtet! Die Familien stärken, damit sie aus eigener Kraft bessere Ausgangsvoraussetzungen fürs künftige Leben auf den Weg gebracht wurden! Mit einfachen Worten war es Hilfe zur Selbsthilfe!
Die selbstbewusste Mäzenin war eine politisch motivierte Gestalt, ohne das ihr eine entsprechende Position inne zu haben. Frauen war es noch etliche Jahre nach Sophies ableben gar nicht möglich gewesen, dies überhaupt tun zu können, weil es ihnen völlig verwehrt geblieben ist! Diese „Errungenschaften“ haben ihr, durch ihre Freundin – die Kaiserin Victoria von Preußen den Wilhelmsorden verliehen bekommen.
Hier heißt es zwar, dass es die Bezeichnung „Henschelbrunnen“ trägt, doch durch die Frau in der Verbindung mit den kleinen Kindern deutet eher auf das Wirken von der besagten Mentorin Sophie hin! Der Brunnen liegt auf der linken Seite des Kasseler Rathauses in der Königstraße. Um sich diesen anschauen zu können, muss man sowohl eine Treppe die zu dem Areal zu der Behörde führt, als auch eine weitere, die sich vor dem eigentlichen Gebäude befindet, überwinden. Wenn man vor dem rechteckigem Becken steht, kann man auf den beiden Seiten unter den Wasserhähnen eine Inschrift lesen: „ DER VATERSTADT VON OSKAR HENSCHEL GESTIFTET VON DESSEN WITWE 1910“. Hergestellt wurde er aus weißem Marmor von dem Bildhauer Hans Everding (17. Oktober 1876 Gelsenkirchen - 13. Dezember 1914, Kassel). Dennoch wie einige Angaben hinweisen, wurde dieser in Rom geschaffen und (ggf. aus diesem Grund) erst zwei Jahre später an dieser Stelle platziert.
Was mir bei dieser Darstellung besonders gefällt, sind die kleinen Details, die einem bei einem Rund-um-Blick einem bei der Gruppe auffallen. Diese habe ich (so weit wie möglich bei der Gegensonne) vor Ort abgelichtet und hier verlinkt. Die Mutter mit ihren beiden Kindern steht auf einer rechteckigen Säule, die in der Mitte des Brunnens angebracht worden ist. An allen vier Seiten wurden Wasserhähne angebracht. Bei meinem Besuch dort, wie man es sehen kann, befand es sich im Betrieb.
Die Frau schaut, wenn ich ehrlich sein darf, ein wenig verärgert aus. Das kleine Mädchen lugt hinter ihrem Rücken hervor. Der nackte Knabe, so scheint es mir, folgt ihr nur widerwillig. Der „Umhang“, der in Falten in seinem Rücken erkennbar ist, dient meiner Meinung nach als ein „Alibi“ ;-). Sie zeigen auch die Könnerschaft des Künstlers. Für die Entstehungszeit ist es aber eine der wenigen Darstellungen, die offen vor einer Behörde stehen. Ob es, wie bei den vergleichbaren, die ich bereits vorgestellt habe, zu „Übergriffen“ gekommen ist, konnte ich nicht herausfinden.
Das Gewand der Frau ist ebenfalls faltenreich: Kleid, Schleier und hochgekrempelte Ärmel. Da sie in der anderen Hand ein Gefäß am Rand festhält, kann mir aus diesem Grund vorstellen, dass das Mädchen sich an den Gürtel der Mutter festhält. Was einem dabei auffällt, dass die Rückseite des ganzen deutlich stärker ausgeschmückt wurde, als das was man von vorne bewundern kann. In der Form habe ich nur wenige male mitbekommen! Es ist nicht nur in reichen Falten fallende Wickelrok, sondern auch ein kleines Wägelchen mit Früchten, sondern auch, die Blumen die unter den Füssen der beiden weiblichen Personen zu sehen sind! Wenn ich ehrlich sein soll, weiß man nicht, so zuerst hingeschaut werden soll! Im Vergleich zum Mädchen ist der Kontrast um so größer. Nur ihre zum Kranz geflochtenen Haare sind das einige Detail, das bei ihr „aufwändiger“ ausgearbeitet. Im Gegensatz zum Knaben trägt sie ein Leibchen und einen schlichten Rock. Beide laufen barfüßig neben der Mutter.
Der Henschelbrunnen gehört aus den hier aufgezählten Gründen zu meinen Favoriten. Da bekommt es volle Zustimmung und Favoritenherz dazu! Es ist erneut sehr lang geworden! Wer sich weiter über die Geschichte der Henschelwerke und der damit verbundenen Familie informieren möchte, kann ich diese Seite bestens empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=M-ROWb5aoIw[verkleinern]